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Seite: Ungeeignetes Zubehör für Kaninchen

Ungeeignetes Zubehör/ungeeignete Beschäftigung für Kaninchen



Leider ist nicht alles, was es für Kaninchen zu kaufen gibt, gut für die kleinen Tiere. Auch manche Beschäftigungsmöglichkeiten sind nicht tiergerecht. Bei Unsicherheit empfehlen wir deshalb immer, bei Kaninchenschutz-Organisationen nachzufragen, ob die geplante Anschaffung eine gute Idee ist. Die häufigsten Fehlkäufe stellen wir aber hier direkt vor.

Weil auch wir nicht von Anfang an alles richtig gemacht haben, haben wir sogar eigene Fotos für diesen Beitrag. Wir bitten aber inständig darum, unsere "Jugendsünden" gar nicht erst nachzumachen!



Käfige

Leider gibt es ihn noch – den Käfig. Angeboten in diversen „Größen“, auch als Doppelstockkäfig, die Käfigschalen in bunten Farben, der Eckkäfig als besondere Lösung – eins ist jedoch allen gemeinsam: ein Käfig ist KEIN Wohnraum für Kaninchen!

Schon allein, wenn man die Grundfläche von mindestens 6 qm pro Paar bedenkt, die auf einer Ebene 24 Stunden zur Verfügung stehen sollen sieht man, dass ein Käfig dies auf keinen Fall bieten kann. Dazu kommt die Begrenzung nach oben: die wenigsten Kaninchen können sich in einem Käfig aufrichten, nur sehr kleinen Rassen ist das möglich.

Hin und wieder sieht man in einem Zimmergehege einen Käfig als Rückzugsort. Der Gedanke ist nicht verkehrt, aber hierbei muss man einiges beachten, denn auch ein offener Käfig zur „freien Verfügung“ birgt Gefahren: Er hat nur einen Eingang, d.h., es besteht immer die Gefahr, dass ein Kaninchen dort in die Ecke gedrängt werden kann und keine Fluchtmöglichkeit hat. Das kann selbst in einer harmonischen Gruppe vorkommen, da auch hier immer mal wieder Rangordnungskämpfe stattfinden. Springen die Kaninchen auf den Käfig, können sie sich ernsthaft verletzen, wenn sie mit den Beinchen im Gitter hängenbleiben. Daher sollte das Gitter immer dick mit Decken oder kleinen Teppichen abgedeckt werden. Das Gleiche gilt für die Klapptür. Diese kann man entweder abdecken und so zu einer Rampe umfunktionieren oder aber ganz entfernen. Am Besten ist es immer noch, nur die Unterschale zu verwenden (z.B. als Heukiste oder Toilette) und das Gitter gänzlich zu entfernen.


Nippeltränken


Nippeltränken werden immer noch oft verwendet. Der erhoffte Vorteil ist, dass das Wasser darin sauberer bleibt. Tatsächlich sind die engen Röhren in der Praxis schlechter keimfrei zu halten als ein Napf. Ein standfester Napf z.B. aus Keramik ist deshalb das Mittel der Wahl, um Kaninchen mit Trinkwasser zu versorgen. Das Trinken aus einer Nippeltränke führt bei den Kaninchen zu einer unnatürlichen Kopfhaltung, sodass gesundheitliche Probleme entstehen können. Auch dauert es länger, bis die gewünschte Menge getrunken ist.

Bei Außenhaltung bergen Nippeltränken noch eine weitere Gefahr: Das Metallteil leitet Kälte sehr gut und das Wasser darin gefriert somit leicht. Wenn die Kaninchen dann trinken möchten, kommt kein Wasser heraus und sie können sogar an der Tränke festfrieren.

Zieht ein Kaninchen ein, das bisher eine Nippeltränke gewöhnt war, ist es zur Umstellung sinnvoll, zunächst eine Tränke und einen Napf anzubieten. Das Kaninchen lernt schnell den Wassernapf zu schätzen und die Tränke kann entsorgt werden.


Trockenfutter, Knabberstangen etc.

Trockenfutter ist leider häufig immer noch fester Bestandteil in der Ernährung der Kaninchen, ebenso wie Knabberstangen, Joghurtdrops, Heuglocken und Biskuittunnel, die als Leckerchen bzw. Beschäftigungsmöglichkeiten angeboten werden. Die vermeintlichen „Vorteile“ liegen auf der Hand: Das Futter ist preiswert, wird in handlichen Packungen angeboten und bei der Beschreibung finden sich Begriffe wie „naturnahe Ernährung“, „Alleinfuttermittel“ oder „wertvoll“. Im Trend der Zeit wird geworben mit „ohne Zucker“, „ohne Farbstoffe“, „ohne Konservierungsstoffe“, „getreidefrei“.

Doch es ist Vorsicht geboten: Trockenfutter hat in einer artgerechten gesunden Ernährung der Kaninchen nichts zu suchen, auch das getreidefreie ist nicht geeignet. Trockenfutter besteht hauptsächlich aus Pellets, zusammengepressten Stoffen, oft Abfällen aus der Industrie, die gar nicht näher bestimmt werden (können) und als „Nebenerzeugnisse“ deklariert werden. Hinter dem Begriff „Fette“ beispielsweise können sich Öle verbergen, aber auch Molkereiabfälle. Kaninchen sind Veganer, ihre Verdauung ist nicht darauf ausgerichtet, tierische Produkte wie Eier oder Milchprodukte zu verarbeiten. Hauptbestandteil ist sehr oft Getreide, das in dieser Form in einem Kaninchenmagen nichts zu suchen hat, denn einzelne Getreidekörner sind etwas ganz anderes als eine komplette Ähre mit Spelzen und Halm, die sich ein Kaninchen in der Natur einverleiben würde. Letzterer enthält nützliche Pflanzenfasern und nicht nur die reine Stärke eines Korns. Oft sind die Futterstücke saftig orange oder grün gefärbt, rund, eckig, länglich, sodass dem Menschen – auf den es ja ankommt, weil er schließlich das Produkt bezahlt – Frische und Vielfalt suggeriert wird. Die Farbe weist aber eher auf künstliche Zusätze hin, als auf Frische und "saftig" kann ein zusammengepreßter undefinierbarer Kringel ebenfalls gar nicht sein. Trockenfutter hat zudem den Nachteil, das es, wie der Name schon sagt, trocken ist und kein Wasser enthält. Die fehlende Menge müsste das Kaninchen durch Trinken ausgleichen, um das enthaltene Kalzium und andere Mineralstoffe auszuscheiden. Jedoch trinken die meisten Kaninchen keine dementsprechenden Mengen, sodass durch die unzureichende Flüssigkeitsaufnahme Blasengries begünstigt wird.

Bei einer Ernährung mit Trockenfutter sind gesundheitliche Probleme vorprogrammiert: Kaninchen brauchen strukturiertes Futter. Sie müssen lange kauen, um einen guten Zahnabrieb zu gewährleisten, der durch Rohfasern wie Heu und Gräser, Wiesenkräuter, blättriges Gemüse usw. gegeben ist. Das ist bei Trockenfutter nicht der Fall, dieses ist häufig eher spröde und sorgt für wenig Kaubewegung. Zusätzlich sorgt das Zerbeißen von harten Pellets für Druck auf die Zahnwurzeln. Hieraus können sich ebenfalls Zahnprobleme ergeben, wie z.B. retrogrades Zahnwachstum. Dabei schieben sich die Zahnwurzeln weiter in den Kiefer und es kann so schmerzhaften Entzündungen kommen. Sehr wichtig sind die richtigen Kieferbewegungen: ein Zermahlen des Futters mit ausladend seitwärts ausgerichteten Kaubewegungen ist beispielsweise beim Essen von Frischfutter (frische Blätter, Gras, Kräuter, Heu) der Fall und gewährleistet den richtigen Zahnabrieb, während Trockenfutter und Pellets lediglich mit vertikalen Kaubewegungen zerquetscht werden.

Industriell hergestelltes und synthetisch verändertes Futter hat kaum Nährwert, der Anteil an natürlichen Vitaminen und Mineralstoffen ist gering, dafür ist es aber oft sehr energiereich – viel zu energiereich für die Kaninchen. Die Folge ist Übergewicht, das wiederum andere Krankheiten wie Diabetes, Gelenk- und Herzprobleme nach sich zieht. Gleichzeitig führt Trockenfutter zu einem schnellen Sättigungsgefühl. Durch die verminderte Futteraufnahme bleibt das Futter länger im Darm, das wiederum begünstigt Darmparasiten und Fehlgärungen, die zu Aufgasungen führen können. Aus dem gleichen Grund ruft eine gleichzeitige Fütterung von Trockenfutter und Gemüse bei vielen Kaninchen Verdauungsprobleme hervor. Gleiches gilt für „Leckerchen“ wie Knabberstangen, Kräcker, Rollis, Drops, Heuglocken und vieles mehr. Neben den oben bereits erwähnten Bestandteilen kommen hier oft Zucker, Honig oder Melasse zum Einsatz. Auch diese Zutaten haben zu viel Energie für Kaninchen, die von Natur aus karge Kost fressen und können zu Übergewicht und Verdauungsproblemen führen. Knabberstangen und Heuglocken sind schnell ausgepackt und einsatzbereit, bergen aber neben dem gesundheitlichen Aspekt noch eine andere Gefahr. Sie enthalten Plastikteile, die von den Kaninchen angeknabbert und verschluckt werden können.



Eine gesunde Kaninchenernährung besteht aus Wiese (Gräser, Wildkräuter), Ästen, Heu, Kräutern, Gemüse und etwas Obst. Wer Anregungen haben will, was unsere Langohren alles fressen dürfen, kann in unseren Futterlisten im Wiki-Bereich "Ernährung" stöbern. Natürlich sind auch kleinere Leckerchen erlaubt zwischendurch, die Menge sollte jedoch dem Bedarf und dem Gewicht des Tieres angepasst sein. Hier eignen sich zum Beispiel Gemüse- oder Obstchips, beides natürlich ungesalzen und ungesüßt. Auch kleinere Obststückchen, die nicht alltäglich sind, wie zum Beispiel Weintrauben, Brombeeren, Himbeeren oder Erdbeeren sind eine willkommene Abwechslung. Erbsenflocken sind bei allen Kaninchen beliebt, ebenso wie kaninchengeeignete Saaten, die aufgrund ihres Energiegehalts zwar selten gegeben werden sollten, aber nebenbei auch viel für die Gesundheit tun, beispielsweise Fenchelsamen als Verdauungshilfe, Schwarzkümmel- und Leinsaat unterstützend während des Fellwechsels. Auch Kräuter eignen sich hervorragend als Leckerchen zwischendurch. Alles Trockene (ausgenommen Heu) sollte aber - wegen der bereits erwähnten Problematik mit Blasengries - immer nur in Maßen gegeben werden.

Für Beschäftigung beim Essen kann man auf vielerlei Art sorgen. Ein Futterbaum ist eine tolle Möglichkeit, man kann Kräuter an Wäscheklammern befestigt ins Gehege hängen, Nüsse (gesunde Fette, daher in kleinen Mengen erlaubt), Saaten usw. lassen sich sehr gut in einer heugefüllten Papprolle verstecken, und schon ist der Spaß für die Kaninchen garantiert.


Kaninchenleinen und -geschirre


Draußen im Park oder auf Fotos stößt man immer wieder einmal auf Kaninchen an der Leine, was zur Nachahmung anregt. Es ist sicher immer gut, den Langohren frische Luft zu verschaffen, aber bitte NICHT an einer Leine!

Kaninchen lassen sich grundsätzlich nicht gern festhalten, sie fühlen sich schnell eingeengt und dadurch bedroht, da sie Fluchttiere sind. Man stelle sich also ein Kaninchen an der Leine vor, das sich erschreckt, weglaufen möchte, zurückgezerrt wird, sich in der Leine verheddert oder sich mit der Leine um einen Gegenstand wickelt. Zudem können sich die meisten Kaninchen schnell aus dem Geschirr befreien – also nix wie Finger weg!

Kaninchen leben gerne draußen in einem gesicherten Außengehege oder gesicherter Balkonhaltung. Sie haben viel Spaß daran, im Sommer unter Aufsicht den Balkon unsicher zu machen, aber sie möchten nicht spazierengehen wie Hunde.


Kanin-Hop

Das führt gleich zum nächsten Thema, dem Kanin-Hop, das vor einiger Zeit als Sportmöglichkeit für Kaninchen „erfunden“ wurde. Kanin-Hop im klassischen Sinne heißt, ein Kaninchen an der Leine mit Brustgeschirr durchläuft einen Parcours mit verschiedenen Hindernissen wie Stangen in unterschiedlicher Höhe und mit unterschiedlichem Abstand bis hin zu Wassergräben. Wie so oft im Sport mit Tieren werden auch hier Wettbewerbe veranstaltet. Hier kommt zu der Leinenproblematik noch großer Stress in jeder Hinsicht. Häufige Ortswechsel, die Nähe anderer, unbekannter Artgenossen, viele Menschen, Lärm – genau das, was Kaninchen überhaupt nicht mögen. Dazu natürlich die Frage aller Fragen: Was haben Tiere überhaupt von Wettkämpfen? Ihnen sind Medaillen und Pokale vollkommen egal, auch hier ist es wieder der Mensch, der sich profilieren möchte.

Kanin Hop artgerecht umgewandelt – also z. B. ein kleiner Hindernisparcours im Gehege mit unterschiedlich hohen Stangen oder Korkröhren (nicht zu dünn, um ein Steckenbleiben zu verhindern) und natürlich ohne Leine – macht sicherlich vielen Kaninchen Spaß, denn Kaninchen springen und laufen gerne, sie brauchen viel Raum für Bewegung und lieben Abwechslung. Dies sollten die Kaninchen aber immer freiwillig tun.

Weitere Anregungen findet ihr hier.

Letzte Aktualisierung: Januar 2020



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