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Seite: Blindheit
![]() Kaninchen besitzen große, seitlich gelegene Augen, die ihnen ein Sehfeld von fast 360°Grad erschließen. Selbst Bewegungen in großer Entfernung können so gut erfasst werden. Die Sehschärfe allerdings ist nur mäßig ausgebildet. Verschiedene Erkrankungen und Verletzungen können dazu führen, dass ein Kaninchen ganz oder vorübergehend erblindet oder erheblich an Sehvermögen verliert. Besitzer sind bei einer solchen Diagnose oft verunsichert und fragen, ob ein blindes Kaninchen überhaupt noch Lebensfreude verspürt oder ob es sich durch die Behinderung gar quält. Zugegeben, sich eine Welt im Dunkeln vorzustellen, erscheint zunächst befremdlich. Erfahrungen zufolge können wir hier aber ganz klar sagen: In der Regel kommen Kaninchen super mit ihrer Blindheit zurecht. Sie lernen schnell, sich auch im "Dunkeln" zu orientieren und setzen dafür vermehrt ihre anderen Sinne ein. Kaninchen verfügen über ein wahnsinnig gutes Gehör und eine sehr feine Nase. Wenn ein Sinnesorgan ausfällt, werden die anderen dafür gestärkt. Auch über die Tasthaare können sie sich sehr gut orientieren. Blindheit allein ist also erstmal kein Grund dafür, sein Tier "aufzugeben". Man sollte allerdings immer im Blick haben, warum es zur Erblindung gekommen. Mögliche Ursachen für Blindheit bei Kaninchen: Encephalitozoonose Ein möglicher Auslöser für Blindheit und / oder Augenveränderungen ist E.C.. Durch neurologische Ausfälle und der Verbreitung des Erregers kann es zum Sehverlust oder gar zu krankhaften Augenveränderungen kommen. So ist beispielsweise die typische Phakoklastische Uveitis nicht selten. Hier besiedelt der Erreger die Linse, wodurch es zum Bruch der Linsenkapsel kommt. Das dadurch austretende Linsenprotein wird in der Augenkammer als weißliche Fäden oder Kugeln sichtbar, das Auge kann auch trüb erscheinen. Dadurch widerum entstehen entzündliche Prozesse, die die gesamte Uvea einbeziehen können. Wenn dann auch noch der Abfluss des Kammerwassers gestört ist, kann zusätzlich ein Glaukom (erhöhter Augeninnendruck) entstehen, evtl. quillt das Auge raus. Augenveränderungen jeder Art sollten daher umgehend von einem erfahrenen Tierarzt abgeklärt werden. Glaukome zum Beispiel sind schmerzhaft, nicht selten muss das betroffene Auge dann rausgenommen werden. Informationen zur Therapie bei E.C. Erkankungen findet ihr hier. ![]() Das ist ein durch EC verändertes Auge. Man erkennt deutlich den Zersetzungsprozess. ![]() Das andere Auge des selben Kaninchens (Walter). Die typische phakoklastische Uveitis. Allgemeine Augenveränderungen Augenveränderungen unterschiedlichster Urachen können eine Erblindung hervorrufen. Zahnprobleme Nicht zwangsläufig zum Sehverlust aber doch zur Schädigung der Augen können auch Zahnprobleme führen. Hin und wieder kommt man hier in Verbindung der Zahnbehandlung auch nicht um eine Entfernung des Augapfels drum rum. Beschädigung der Nervenbahnen Durch traumatische Verletzungen wie beispielweise nach einem Sturz kann es zur Sehnervschädigung kommen. Diese kann entweder nur vorrübergehend eintreten oder gar zum dauerhaften Sehverlust führen. ![]() Paula wurde fallen gelassen. Bei ihr war es so, dass die Sehnerven nach einem Halswirbelbruch stark beschädigt waren, so dass sie keinerlei Augenreaktionen mehr zeigte und sich unsicher bewegte. Einige Zeit später sieht es nun so aus, dass sie zumindest auf einem Auge die Sehkraft zurückerlangt hat. Alterserscheinungen Auch altersbedingt kann es beim Kaninchen zum Sehverlust bis hin zur Blindheit kommen. Verlust eines Auges / beider Augen durch Operation Bei schwerwiegenden Augenproblemen (wie beispielsweise die oben genannten) kann es erforderlich sein, ein Auge oder gar beide Augen operativ zu entfernen. Hier wird der gesamte Augapfel rausgenommen und die Augenlider vernäht. Für erfahrene Tierärzte (vorher Erfahrungen erfragen) sollte die OP gut durchführbar sein, da nahe am Gehirn gearbeitet wird und dementsprechend eine tiefe Narkose benötigt wird, ist es dennoch ein größerer Eingriff. Im Zweifelsfall ist bei solchen Entscheidungen eine Zweitmeinung (evtl. sogar von einem Augenspezialisten) ratsam. ![]() Das ist Julia. Julia hatte starke, tiefsitzende Hornhautverletzungen, weshalb ihr ein Auge entfernt werden musste. Um den Erhalt des anderen ebenfalls verletzten Auges kämpfen wir derzeit noch. Woran erkennt man, dass ein Kaninchen erblindet / erblindet ist? - wirkt vom Verhalten evtl. ruhiger, bewegt sich nicht mehr so viel - tut sich schwer, sich beim Umstellen des Gehegeinventars zu orientieren - wirkt schreckhafter / unsicher, zuckt zusammen auf Berührung - reagiert in seinen Bewegungen anders als sonst - rennt öfters irgendwo dagegen - Trübung oder andere Veränderung der Augen Diese Anzeichen, die sicher noch durch andere ergänzt werden können, können möglicherweise auf eine Erblindung hinweisen. Was kann man tun, um ein blindes Kaninchen zu unterstützen? Hilfreich ist, das Gehege so einfach wie möglich zu gestalten. Erhöhungen sind nur sinnvoll, wenn davon keine Gefahr für das Kaninchen ausgeht. Häuser, Klowannen etc. stellt man am besten am Gehegerand auf, da sich blinde Kaninchen oft an der Wand entlang orientieren und so schnell finden, was sie suchen / brauchen. Auch das Futter und Wasser empfiehlt sich am Gegeherand oder in den Ecken zu platzieren. Beim Einrichten des Geheges sollte man die Verletzungsgefahr bedenken: Wo könnte das Tier ganz blöd dagegen rennen / reinrennen? Ein Umstellen vom Gehege sollte nur wenn unbedingt nötig und möglichst behutsam vorgenommen werden. Mit der Zeit hat sich das Kaninchen alles eingeprägt, die Abstände wie weit es von A nach B hoppeln kann sind klar, es weiß, wo es sein Futter findet usw. Auch einäugige Kaninchen oder Kaninchen, die nur auf einem Auge erblindet sind haben ähnliche Bedürfnisse der Orientierung. Sie fühlen sich am wohlsten, wenn sie Rückzugsorte haben, an denen sie sich sicher fühlen wie in einem Häuschen und sie trotzdem einen Blick nach draußen riskieren können. Auch blinde Kaninchen brauchen viel Platz! Wenn es nötig ist, das Kaninchen hochzunehmen, sollte man ihm vorher "gut zureden", dass es sich zumindest darauf einstellen kann, wer sich ihm nähert. Nicht gleich schnappen, erstmal an der Hand schnuppern lassen. Ganz wichtig: Auch blinde Kaninchen brauchen Gesellschaft! Gerade aufgrund des Handicaps sind sie nochmal mehr auf Artgenossen angewiesen, an denen sie sich orientieren können, die ihnen Sicherheit vermitteln und einfach da sind. Blindheit ist also auch kein Grund, ein Kaninchen lieber alleine zu lassen. ![]() Walter und Paula - zwei blinde Kaninchen begegnen sich *Text folgt* Ideen zur Toiletteneinrichtung: Manche blinde Kaninchen sind unsicher, wenn sie Hindernisse überspringen müssen, wie es zum Beispiel bei den üblichen Klowannen der Fall ist. Hier einige Ideen, was man stattdessen als Toilette ins Gehege stellen kann: ![]() Zum niedrigen Einstrieg und doch mit relativ hohen Rand eignet sich bspw. die Unterschale einer (größeren) Transportbox. ![]() Hier zwar für einen Hamster gedacht - aber auch eine Auto-Kofferraumschale wie diese hier eignet sich sehr gut als größere Kaninchentoilette. "Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar." Antoine de Saint-Exupéry - So sagen auch Bilder mehr als Worte. Hier einige Bilder von blinden Kaninchen, denen man die Lebensfreude nur so ansieht: *Bilder folgen* |