Eine der häufigsten Infektionserkrankungen bei Kaninchen ist die Infektion mit dem "obligat intrazellulär parasitierenden" Erreger Encepahlitozoon cuniculi - einem sogenannten "Stoffwechselparasiten". Schätzungsweise 40 – 50% aller Hauskaninchen (Heimtiere) sind Träger dieses Erregers. E.c. befällt die inneren Organen sowie das zentrale Nervensystem. Erst durch eine auftretende Immunschwäche, wie z.B. durch Autoimmunerkrankungen, andere Erkrankungen, Stresssituationen wie Vergesellschaftungen, Umzug, OP´s oder schlechte/unsaubere Haltung kann es zu einem Ausbruch des Erregers kommen und dadurch sehr häufig zu teilweise starken Begleiterkrankungen. Durch ein geschwächtes Immunsystem treten häufig auch parallel Erkrankungen, wie beispielsweise Blasengries, Nierensteine, diverse Entzündungen oder bei Widder-Kaninchen auch sehr häufig Otitis auf. E.c. selbst ist nicht heilbar! Doch durch eine medikamentöse Behandlung kann der Erreger soweit bekämpft werden, dass er (vorübergehend) inaktiv wird und das Tier wieder ein normales Leben führen kann. Voraussetzung dafür ist, dass E.c. so früh wie möglich erkannt und bei einem Ausbruch so schnell wie möglich richtig behandelt wird.
Ein an E.c. erkranktes Tier bleibt sein gesamtes Leben lang Träger dieses Erregers und ist somit fortwährend ansteckend. Die Ansteckung erfolgt über den Urin der Tiere, der Sporen des Erregers ausscheidet. Sollte also in einer größeren Gruppe ein Tier nachweislich E.c. haben, so sind alle anderen Tiere, die mit diesem Tier Kontakt hatten, automatisch mit infiziert. Da E.c. nicht bei jedem infizierten Tier zum Ausbruch kommt, bleibt die Ansteckung oftmals unentdeckt. Es ist deshalb sinnvoll, mindestens eins der eigenen Kaninchen auf E.c. testen zu lassen und im Falle eines positiven Ergebnisses nur noch infizierte Kaninchen aufzunehmen, um keine gesunden anzustecken. E.c.-positive Kaninchen sollten bei anderen Erkrankungen und in Stresssituationen (Vergesellschaftungen, Umzüge) vorsorglich mit Panacur behandelt werden. Zudem ist eine regelmäßige Kontrolle der Nierenwerte empfehlenswert, damit hier keine unentdeckte Schädigung voranschreiten kann. Mit diesen Vorsichtsmaßnahmen können sie ein langes, glückliches Leben führen.
E.c. ist in seiner akuten Schub-Phase schwer anzusehen und man zweifelt am Behandlungserfolg. Viele Tierärzte, die sich mit Kaninchen und speziell mit E.c. nicht auskennen, raten oftmals sehr schnell zur Einschläferung, was aber völlig falsch wäre! Solange alle inneren Organe noch funktionieren, sollte gekämpft werden! Manche E.c.-Schübe dauern nur ein paar Tage, andere einige Wochen und sehr schlimme teilweise sogar Monate! Doch die Tiere haben keine Schmerzen dabei, solange sie gepolstert untergebracht sind und keine Verletzungen entstehen. Denn E.c. selbst verursacht keine Schmerzen. Was für uns so grauenvoll mit anzusehen ist, ist eine rein neurologische Auffälligkeit, die mit der schnellen und richtigen Behandlung gut überstanden werden kann und die Tiere anschließend wieder ein völlig normales Leben führen können!
Diagnose: Eine sichere Diagnose, ob das eigene Tier / die eigenen Tiere mit E.c. infiziert sind, liefert nur ein Test des Titer-Wertes von E.c. im Blut (Antikörper-Bestimmung). Hierbei können seit Neustem zwei Titer-Werte bestimmt werden: Der IgG-Titer sagt aus, ob ein Tier den E.c.-Erreger in sich trägt. Der IgM-Titer sagt aus, ob sich das Tier gerade in einem akuten Schub befindet und E.c. somit aktiv im Körper ausgebrochen ist. Diese Titer-Wert-Bestimmung bieten nur große Labore an, d.h. das Blut muss entweder eingeschickt werden oder in einer modernen Klinik mit eigenem Labor ausgewertet werden. Ein kleines Blutbild vor Ort beim Haustierarzt liefert keine ausreichende Erkennung! Zusammen mit dem E.c.-Test sollte direkt ein großes Blutbild angefertigt werden, um eventuelle Schädigungen der Organe aufzudecken.
Symptome: Da Kaninchen Gruppen- und Fluchttiere sind, verbergen sie Krankheitsanzeichen so lange wie möglich. Auch wenn E.c. ausgebrochen ist, müssen sich nicht gleich Symptome zeigen. Je nach Schwere des Ausbruchs können leichte, mittlere oder sehr starke Symptome auftreten. Das Schwierige bei E.c. ist auch, dass selbst dann, wenn der Erreger schon ordentlich im Körper wütet, das Tier noch immer keine Symptome zeigen muss und sich normal verhält. Erst mit zeitlicher Verzögerung zeigen sich die Symptome, welche meistens neurologische Veränderungen sind. Hierzu zählen insbesondere: - die leichte bis auffällige Kopfschiefhaltung (genaue Beobachtung des Halters nötig!) - plötzliche Inkontinenz - Lähmungen der Hinterbeine - Gleichgewichtsstörungen - Drehanfälle (Tier dreht sich um die eigene Achse) - Im-Kreis-Laufen - Krämpfe - vertikaler oder horizontaler Nystagmus (unkontrollierte, schnelle, ruckartige, zitternde Augenbewegungen) - „Scannen“ der Umgebung (Kopf des Tieres bewegt sich zwanghaft hin und her) - Plötzlicher Sehverlust / leichte Linseneintrübung Wenn E.c. durch ein geschwächtes Immunsystem bereits die inneren Organe befallen hat, zeigen sich oftmals: - eine Niereninsuffizienz / Nierensteine - schlechte Leberwerte - und teilweise auch erhöhte Entzündungswerte durch Begleiterkrankungen (Sekundärinfektionen) Nur durch ein großes Blutbild sind diese Organschädigungen nachweisbar. Auch Inappetenz/Fressunlust bzw. komplette Nahrungsverweigerung können infolge eines starken Schubs auftreten.
Auch wenn (noch) keine Symptome erkennbar sind, sollte bei einem auf einen Schub hinweisenden Ergebnis der Titerbestimmung immer eine Behandlung erfolgen. Diese kann, wenn das große Blutbild keine sonstigen Auffälligkeiten zeigt, auf Panacur- und Vitamin-B-Gaben beschränkt sein.
ACHTUNG: Die neurologischen Symptome ähneln denen einer Mittelohrentzündung (Otitis media) bzw. Innenohrentzündung (Otitis interna) fast vollständig! Daher ist es zwingend notwendig, ein Röntgenbild oder besser noch ein CT des Kopfes machen zu lassen. Nur so kann der Tierarzt einschätzen, ob es sich eher um E.c. oder womöglich um eine fortgeschrittene Otitis handelt. Da das Immunsystem bei einem Ausbruch stark geschwächt ist, aber andersherum auch eine Ohrentzündung zu einem zusätzlichen Ausbruch von E.c. führen kann, treten beide Erkrankungen oft gleichzeitig auf. In solchen Fällen muss beides behandelt werden.
Behandlung Da E.c. so heimtückisch und schleichend auftritt, ist es unbedingt notwendig, seine Tiere so früh wie möglich mittels Blutabnahme auf E.c. testen zu lassen. Nur so hat man eindeutig Gewissheit über diese Erkrankung und kann entsprechend vorsorglich handeln. Eine prophylaktische medikamentöse Behandlung bei bevorstehenden Stresssituationen kann beispielsweise helfen, einen Ausbruch zu vermeiden.
Medikamente: Das wichtigste Medikament bei der E.c.-Behandlung ist hierbei Panacur 10%ige Suspension - ein Antiwurmmittel, das normalerweise bei Hunden und Katzen eingesetzt wird. Sein Wirkstoff Fenbendazol bekämpft jedoch sehr gut den E.c.-Erreger im Darm des Tieres. Aufgrund seiner sehr geringen Toxizität verursacht Panacur keine Nebenwirkungen und wird gut vertragen. Daher kann es bei sehr starken Ausbrüchen auch langfristig oder sogar dauerhaft gegeben werden. Da bei akuten E.c.-Schüben oftmals auch Begleiterkrankungen auftreten bzw. die inneren Organe auch schon Schädigungen aufzeigen, empfiehlt sich zudem eine Antibiotikum-Gabe für mind. 10 – 14 Tage. Hier werden klassischerweise Baytril / Enrobactin, Marbocyl oder bei schweren Fällen auch Doxycyclin eingesetzt. Da jedes Antibiotikum auch die Darmflora angreift, sollte gleichzeitg zur Antibiotikum-Gabe auch ein Darm-Aufbau-Präparat gegeben werden. Am besten eignet sich hier das Pro- und Prebiotikum ProPre-Bac. Dieses kann unterstützend auch noch einige Zeit nach Absetzen des Antibiotikums gegeben werden. Um das zentrale Nervensystem zu regenerieren und zu unterstützen, sollte zusätzlich ein hochwertiger Vitamin-B-Komplex gegeben werden. Hier eignet sich am besten der flüssige Vitamin-B-Komplex von RodiCare. Er ist von seiner Zusammensetzung her am höchsten dosiert und auf die Bedürfnisse von Kaninchen abgestimmt. Alternativ kann man auch den Vitamin-B-Komplex von Ratiopharm (Kapseln) nehmen. Bei akuten Schüben können 3 Kapseln täglich gegeben werden. Hier wird der pulvrige Inhalt der Kapseln entweder in etwas Wasser aufgelöst und direkt ins Mäulchen gegeben oder, wenn die Tiere es annehmen, in Obst- oder Gemüsebrei vermischt (z.B. Banane oder Baby-Gemüsebrei). Homöopathie: Wer auch homöopathisch unterstützen möchte, kann dies mit Cerebrum comp. tun. Diese Injektion, welche auch oral verabreicht werden kann, unterstützt zusätzlich die Nervenregeneration. Da bei E.c. die neurologischen Symptome oftmals starken Schwindel verursachen, kann man ebenfalls Vertigoheel geben (bitte nur die Tabeltten, da die flüssige Variante Alkohol enthält). Bei starken Lähmungserscheinungen unterstützt auch Traumeel sehr gut (bitte auch hier die Tabletten, nicht die Salbe!). Heilpflanzen: Um mögliche Entzündungen im Körper mit zu bekämpfen und gleichzeitig das Immunsystem zu stärken, kann auch Ingwer mit gefüttert werden. Diesen kann man sehr gut geraspelt in Obst- oder Gemüsebrei anbieten. Um die teilweise starken Krämpfe und neurologischen Symptome zu lindern, kann Wiesenbärenklau gefüttert werden - und zwar ohne Einschränkung! Er sollte für alle E.c.-Kaninchen so oft wie möglich auf dem Speiseplan stehen, denn er kann bei regelmäßiger Fütterung ebenfalls helfen, Ausbrüche zu vermeiden. Zufüttern: Bei Inappetenz bzw. Nahrungsverweigerung muss in der Anfangszeit zugefüttert bzw. gepäppelt werden. Leider gibt es zu Beginn der Behandlung oftmals Phasen des Auf und Ab. Hier muss man geduldig bleiben und die Behandlung weiter fort führen!
Achtung - Fataler Fehler: Es gibt immer noch Tierärzte, die bei E.c. zu Cortison raten. Dies ist komplett abzulehnen, da Cortison bei E.c. nur schadet, aber nicht hilft! Bei Sekundärinfektionen bzw. auftretenden Entzündungen greift das richtige Antibiotikum. Leider führt die Cortison-Gabe oftmals zu einem schnellen Besserungs-Effekt, der aber nach kurzer Zeit wieder vorbei ist, da Cortison nur die Symptome lindert! Doch das Cortison wurde schon vom Körper aufgenommen und schädigt die Leber der Tiere und E.c. kann sich weiterhin ausbreiten. Also, Hände weg von Cortison!
Dauer der Behandlung: Viele Tierärzte gehen an die E.c.-Behandlung mit einer begrenzten Behandlungsdauer heran. Dies ist aber nicht immer ausreichend. Hier gilt: Solange Symptome andauern, solange sollte die Behandlung fortgeführt werden. Bei prophylaktischen Behandlungen vor Stresssituationen o.ä. reicht eine pauschale Gabedauer von 14 Tagen meist aus. Auch bei sehr leichten Schüben kann eine pauschale Gabedauer von 21 – 28 Tagen ausreichen. Bei stärkeren Schüben, die evtl. auch schon erste Organschädigungen mit sich bringen, sollte die Behandlung solange fortgesetzt werden, bis alle Symptome vollständig abgeklungen sind und das Kontroll-Blutbild wieder normal aussieht. Doch wie sieht ein normales Blutbild bei E.c. aus? Der IgG-Titer (E.c.-Nachweis-Wert) sollte kleiner als 80 sein. Dann wurde E.c. erfolgreich bekämpft und die Medikamentengabe mit Panacur kann beendet werden. Da Tiere, die bereits einen Schub hatten, auch dazu neigen, erneut einen Schub zu bekommen, sollte die Gabe des Vitamin-B-Komplexes lebenslang erfolgen. Nach Abklingen der Symptome kann die Gabe allerdings reduziert werden.
Medikation / Dosierung: Die Dosierung der eingesetzten Medikamente und Hilfspräparate ist immer fallabhängig und sollte immer gründlich mit dem behandelnden Tierarzt abgesprochen werden! Die Angaben hier dienen nur zu Orientierung. In der Regel werden die Medikamente wie folgt dosiert: -Panacur 10%ige Supension: Bei leichten Schüben oder bei prophylaktischer Gabe reichen 0,2ml / KG Körpergewicht aus. Bei schweren Schüben kann die Dosierung auf 0,4ml / KG Körpergewicht erhöht werden. -Antibiotikum: Dosierung ist medikamentenabhängig und immer mit dem Tierarzt zu besprechen! Darm-Aufbau-Präparate: - ProPre-Bac: hat die beste Zusammensetzung und kann 2 mal täglich gegeben werden. - Birds BeneBac: ist von der Zusammensetzung nicht so hochwertig, wie ProPre-Bac, kann aber auch gegeben werden. Hochwertiger Vitamin-B-Komplex: - RodiCare Vita B: hat die beste Zusammensetzung und Höchstdosierung der erforderlichen B-Vitamine. - Vitamin B-Komplex Ratiopharm (Kapseln): Kann alternativ gegeben werden. Hierbei wird der Inhalt der Kapseln entweder in Wasser aufgelöst und direkt ins Mäulchen gegeben oder in Brei vermischt gegeben. Homöopathisches: - Cerebrum compositum NM – 2,2 ml Ampullen: Dient zur Injektion, kann aber auch oral verabreicht werden. - Vertigoheel Tabletten: Lindert den Schwindel während der akuten Schub-Phase. - Traumeel S Tabletten: Lindert Gelenkschmerzen und hilft gegen Lähmungen. Heilpflanzen: - Ingwer: Wirkt entzündungshemmend, schmerzlindernd und immunstärkend. Frisch geraspelt in Brei oder auf Futter anbieten. - Wiesenbärenklau: Wirkt entkrampfend und symptomlindernd. Solange er wächst, sollte er regelmäßig angeboten werden! Auch Tiere, die keinen akuten Schub haben, sollten Wiesenbärenklau oft fressen, da er ebenfalls prophylaktisch wirkt. Wiesenbärenklau wächst oft auf wilden Wiesen und sollte vorsichtshalber mit Handschuhen gepflückt werden, denn er ist, wie sein großer Bruder, der Riesenbärenklau, für uns Menschen giftig und kann bei Hautkontakt teilweise schwere Verbrennungen/Verätzungen hervor rufen. Allerdings ist die phototoxische Wirkung vom Riesenbärenklau um einiges höher! Bitte genau hinschauen, um Wiesenbärenklau von Riesenbärenklau zu unterschieden! Riesenbärenklau ist sehr viel größer als WBK und hat sehr spitze Blätter. Kaninchen dürfen jedoch beide Sorten Bärenklau fressen.
Wenn alle hier aufgeführten Medikamente zum Einsatz kommen müssen, ist natürlich noch die richtige Gabezeit zu beachten. Panacur, Vitamin-B-Komplex, Homöopathische Mittel und Ingwer können problemlos zusammen verabreicht werden – entweder nach einander direkt ins Mäulchen oder zusammen in Brei vermischt. Das Antibiotikum sollte zu einer anderen Tageszeit gegeben werden und direkt ins Mäulchen – es sollte nicht mit Brei vermischt werden, damit wirklich alles davon vom Körper aufgenommen werden kann. Das Darm-Aufbau-Präparat sollte dann mind. 3-4 Stunden nach der Antibiotikum-Gabe gegeben werden, damit es nicht vom Antibiotikum mit zersetzt wird.
Unterbringung / Umgebung / Pflege: Die wichtigste Grundregel, die es bei einem akuten E.c.-Schub zu beachten gilt, ist eine reizarme Umgebung für das Tier zu schaffen. Die neurologischen Symptome sind mit denen einer starken Migräne bzw. Epilepsie vergleichbar (nur ohne Kopfschmerz). D.h. das erkrankte Tier sollte in einer abgedunkelten und ruhigen Umgebung untergebracht sein. Bei schwereren Schüben wird es etwas aufwendiger mit der Pflege: Sollte sich das Tier stark drehen, eine starke Kopfschiefhaltung und Lähmungen der Hinterläufe haben sowie inkontinent sein, so empfiehlt sich eine vorübergehende Trennung vom Partnertier oder der Gruppe, da es durch die Drehanfälle und der Lähmung zu hohen Verletzungsgefahren für das Tier selbst und für das/die Partnertier/e kommen kann! Diese Trennung ist allerdings nur dann sinnvoll, wenn das erkrankte Tier für sich und andere Tiere tatsächlich eine Gefahr darstellt! Sollten sich die körperlichen Störungen in Grenzen halten, ist eine Trennung vom Partnertier bzw. der Gruppe nicht ratsam, da die soziale Bindung auch wichtig für die Heilung ist. Alternativ kann man für das erkrankte Tier und dessen Partner auch ein getrenntes, aber neben einander liegendes Gehege aufstellen, sodass das gesunde Partnertier immer die Möglichkeit hat, seinen erkrankten Partner besuchen zu können. Auch der schiefe Kopf birgt große Gefahren: Durch das normale Einstreu können sich schnell Verschmutzungen im unten liegenden Auge ansammeln und dieses infizieren. Bei Lähmungen der Hinterläufe und Inkontinenz verschmutzt auch der komplette Hinterleib der Tiere und die Haut entzündet sich. Sollte es sich also um einen starken Schub handeln, sollte das Tier vorerst in einer Box oder einem mittelgroßen Käfig separiert werden. Um Verletzungen zu vermeiden, sollte diese Box bzw. der Käfig mit Polsterungen (z.B. gefaltete Handtücher, Schaumstoffpolster, Vetbed, …) ausgekleidet sein. Für die Hygiene bei Inkontinenz empfehlen sich besonders Einmal-Inkontinenzmatten bzw. Wegwerf-Inkontinenzmatten von Rossmann oder DM (selbstklebende Betteinlagen) und/oder Vetbeds. Hierbei läuft der Urin einfach durch die Matte durch und die Oberfläche bleibt schön trocken. Die Betteinlagen müssen, je nach Verschmutzung, mehrmals täglich gewechselt werden. Vetbeds müssen regelmäßig gewaschen werden. Auf Einstreu sollte komplett verzichtet werden, solange der Schiefkopf vorhält. Bei gelähmten, inkontinenten Tieren, deren Hinterleib schon verschmutzt oder wund ist, empfiehlt sich in der Anfangszeit eine tägliche Waschung mit reinem, warmen Kamillentee. Bei wunden, entzündeten Stellen kann nach der Waschung noch mit Manuka-Lind-Spray, Bepanthen Augen- und Nasensalbe oder mit Octensisept Wundgel behandelt werden. Die Tiere müssen während dieser Zeit so trocken und sauber wie möglich gehalten werden! Die Waschungen mit Kamillentee sollten allerdings nicht zu lange erfolgen, da Kamillentee auf Dauer reizend und austrocknend wirkt. Bei Entzündungen im Augenbereich ist Kamillentee nicht geeignet! Wenn zugefüttert werden muss, sollte ein geeignetes Päppelpulver oder aufgeweichtes Trockenfutter (nur bestimmte Sorten!) verwendet werden. Hier eigenen sich z.B. das Päppelpulver von RodiCare (RodiCare instant) oder das Critical Care Pulver. Auch eingeweichte Pellets von Cuni Complete oder Bunny eignen sich zur vorübergehenden Fütterung. Sehr gern wird dieses Päppelpulver oder zermahlenes Trockenfutter mit Gemüsebrei vermischt gegessen. Bei sehr leichten Schüben, die geringe Symptome mit sich bringen, reicht die medikamentöse Behandlung meist aus und es sind, außer einer reizarmen Umgebung, keine besonderen Maßnahmen für die Pflege erforderlich.
Ansteckungsgefahr? Ein erkranktes Tier kann ein gesundes Tier anstecken, es muss aber nicht zwingend zu einem Ausbruch bei dem anderen Kaninchen kommen. Solange das „gesunde“ Kaninchen keine Symptome aufweist, muss es deswegen nicht gezwungenermaßen mitbehandelt werden. Es sollte nur in Zukunft als Träger beispielsweise in Stresssituationen mit Panacur behandelt werden. Anstecken können sich die Tiere über den Kot, Urin oder durch Futter, das mit dem Erreger in Verbindung gekommen ist. E.c. kann auch Hunde, Katzen, Vögel und andere Nagetieren befallen. Auch auf Menschen ist der Erreger übertragbar, jedoch besteht nur Gefahr bei immungeschwächten Personen (beispielsweise Krebspatienten oder HIV-Patienten).
Hier sind Videos, in denen die ersten Anzeichen von E.c. zu sehen sind: Nystagmus (1. Video) und scannen des Kopfes (2. Video)