Hallo liebe Mitglieder
Unsere Adventskalendergeschichte von 2018 geht weiter!
Damit ihr wieder gut reinkommt, hier nochmal der Beginn bis zum 14.12.18

Wir wünschen euch viel Spaß!

Mord in Remscheid

1.Dezember

Ein ruhiger Morgen

Es war sehr kalt geworden, schon die letzten zwei Wochen im November waren es Minusgrade in der Nacht, tags aber klar und stellenweise sonnig. Heute morgen zeigte das Thermometer tatsächlich minus 5 Grad, und – sollte man der Wettervorhersage glauben können – würde es bald Schnee geben.
Die Tiere störte das gar nicht, sie lebten schließlich in einer schön geheizten Wohnung. Bilbo und Julchen kuschelten sich besonders gern in die weiche Biberbettwäsche, die Kaninchen Klementinchen und Bounty dösten unter der Heizung, Fidibus, der Zwerghamster, schlief eh die meiste Zeit und Tinkerbell, die Streifenhörnchendame, wurde zwar etwas ruhiger, stand später auf und ging früher schlafen, nahm aber ansonsten wie immer am Familienleben teil.
Ihre Mama Sylvia freute sich besonders auf die für sie schönste Jahreszeit. Etwas hektisch wurde sie ja schon an diesem Morgen – wenn man gegen 11 Uhr noch von Morgen sprechen konnte -, denn so vieles war noch zu erledigen. Vorräte mussten besorgt werden, Geschenke ausgesucht und bestellt, der Weihnachtsmann sollte wie jedes Jahr eingeladen werden, in die Bücherei wollte sie auch noch, und und und- die Liste war lang!
Aber erstmal wurde bei einer Tasse Kaffee und einem spannenden Krimi noch gemütlich im Bett gekuschelt, schließlich war ja auch morgen noch ein Tag, und irgendwie lag was in der Luft, vielleicht sollte man diesen Tag noch genießen ...






2.Dezember

Weihnachtspost

Natürlich hatte Sylvia gestern nicht alles erledigen können, wie auch, wenn einen das gemütliche Bett einfach nicht loslassen will. Die Einkäufe immerhin hatte sie erledigt: Gemüse und Obst für sich und die Kaninchen, Katzenfutter und Leckereien für die Katzen, Nüsse und Mehlwürmer für Hamster und Hörnchen, das Spezialfutter war bestellt.
Heute war die Einladung für den Weihnachtsmann dran. Drei Tassen Kaffee und zehn Runden ringen um jedes Wort später fiel sie genauso aus wie die Jahre zuvor:


Hallo lieber Weihnachtsmann
Wir möchten dich auch dieses Jahr wieder herzlich einladen, das schöne Fest bei uns zu verbringen. Es wäre schön, wenn du schon frühzeitig kommen könntest, z.B. am 18. oder 19., wir haben eine Überraschung für dich geplant. Du kannst unsere Wohnung ja dann als Basis nehmen für deine Arbeit rund um Remscheid.
Wir freuen uns auf dich!
Die Chaoten aus Remscheid

Schnell den Brief mit dem speziellen Drachenstaub versehen und los flog er.

Schon zwei Stunden später kam die Antwort:

Servus liebe Chaoten
Freilich komm´i dies Jahr wieder zu eurer. Schaffs aber net vor die 20.
Pfiat eich

Sylvia las allen den Brief vor, und sie freuten sich riesig!
Nur: warum beschlich sie so ein komisches Gefühl?




3. Dezember

Remember remember the last Decembre

„Alle Jahre wieder
kommt das Christuskind
auf die Erde nieder
wo die Tiere sind“

Gemütlich im Bett kuschelnd sangen Bilbo, Julchen, Klementinchen, Bounty und Tinkerbell mit ihrer Mama Weihnachtslieder. Sie hatten Sylvia schon ganz früh – naja, was man bei ihnen „früh“ nannte – geweckt. Die hatte es dann tatsächlich bis zur Kaffeemaschine und zum CD- Player geschafft. Nun schallte fröhlicher Gesang durch die Wohnung.
„We are dreaming of a white christmas ...“
„Oh, der Schnee kann schneller kommen, als wir denken. Heute muss ich unbedingt in die Bücherei, und noch etwas einkaufen will ich auch.“

„Schnee! Schnee! Wißt ihr noch, letztes Jahr, ach, war das ein Abenteuer! Die Rutschpartie im Tunnel! Der Flug mit Otto und die Bruchlandung! Das leckere Essen! Minna und Hermann, die waren cool! Aber die Rätsel waren so schwer!“

Julchen und Bilbo fingen an, durcheinander zu erzählen und schon schwelgten sie in Erinnerungen an ihr Abenteuer im Sechzehn-Trauben-Wald: wie sie letztes Jahr die offenstehende Haustür genutzt hatten, in den Wald liefen und dort als Erstes über das Klementinchen stolperten.
„Ja, das war fein! So tolle Freunde haben wir dort gefunden, und ich hatte so besonderes Glück“ sagte das Klementinchen ganz versonnen. Nach bestandenem Abenteuer luden die Katzen das Kaninchen nämlich ein, zukünftig bei ihnen zu leben. Ihre Mama staunte damals nicht schlecht, hatte sie doch bis dahin nie mit einem Kaninchen gelebt. Doch sie informierte sich gut, und da Kaninchen immer Artgenossen brauchen, ging man gemeinsam auf die Suche nach einem Partner. Hier kam Bounty ins Spiel, in den sich Klementinchen gleich verliebte. Fidibus war eh alles recht, und Tinkerbell gewöhnte sich schnell an die Wackelnasen.

„Wen wir wohl alles wiedertreffen werden? Ob Grimbart wieder dabei ist?“
„Ich freu mich auf Otto!“
„Minna! Wir müssen unbedingt zu Minna. Da müssen wir ordentlich Kuchen einpacken!“
„Wir müssen vor allem Vorräte einpacken“ meinte Bilbo und suchte einige Schälchen Katzenfutter zusammen. Nochmal wollte er nicht von Möhren und Zweigen und was- weiß-wer leben …
„Ich freu mich total aufs Mariechen“. Klementinchen wackelte ganz aufgeregt mit der Nase. „Finde das so toll, dass hier auch ein Hörnchen lebt“ - ein zärtlicher Blick in Richtung Tinkerbells bestätigte ihre Worte. Tinkerbell sah das etwas anders, war Klementinchen schließlich immer zuerst zur Stelle, wenn ihre Vorräte beim Einsammeln von ihrer Futterbrücke fielen …
„Ich freu mich auf alle, ach, hätte ich doch dabei sein können! Erzählt doch nochmal von der Schatzkarte und wie ihr die Rätsel gelöst habt.“
Bounty musste die Katzen und seine Freundin nicht zweimal bitten, und so wurde das Abenteuer nochmal ausführlich geschildert.

Der Tag verlief fröhlich singend, packend und erzählend. Da mussten die Besorgungen wohl oder übel auf morgen verschoben werden, aber das störte keinen, schließlich ging nichts über einen gemütlichen Tag zuhause.
Die Tiere hatten schon vor ein paar Wochen beschlossen, ihre Freunde im Sechzehn-Trauben- Wald in diesem Winter wieder zu besuchen. Jetzt wurde der Plan konkret, und es mussten noch einige Vorbereitungen getroffen werden, vor allem reichlich Kuchen musste gebacken werden.





4.Dezember

Eine verhängnisvolle Einladung

Der Tag startete wie immer ruhig und gemütlich mit einer Tasse Kaffee im Bett und kuscheln, diesmal besonders ausgiebig, denn die Tiere wollten sich gleich auf den Weg machen und ein paar Tage bei den Freunden verbringen. Als es soweit war, fiel allen der Abschied schwer, es gab großes Knuddeln und viele Küsse. Fidibus hatte nichts damit im Sinn, er wachte nur kurz auf, gähnte ein „viel Spaß, bis bald“ in die Runde und schlief wieder weiter. Tinkerbell aber schloss sich den Katzen und Kaninchen kurzentschlossen an – sie wollte erst nicht, war aber dann doch neugierig – und los konnte es gehen!
Ui, war das kalt! Da half nur eins: singen! Und so verschwanden kurz darauf Klementinchen, Bounty, Julchen, Bilbo und Tinkerbell, die sich in Julchens Fell gekuschelt hatte, unter fröhlichem „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit …“ um die Straßenecke.

Sylvia tauchte in gemischten Gefühlen unter: einerseits freute sie sich für ihre Lieblinge, dass diese endlich ihre Freunde wiedersehen konnten – das letzte Treffen war ja schon zwei Monate her -, andererseits vermißte sie die fünf jetzt schon …
Schnell zog sie sich daher an und machte sich auf den Weg. Zunächst ging es in die Bücherei. Ach, schon der herrliche Weihnachtsbaum im Foyer besserte ihre Stimmung!



Als sie dann durch die Regalreihen streifte, hier ein bißchen schmökerte, dort ein Buch in den Korb legte, blickte sie schon zuversichtlicher auf die nächsten Tage; die würden schließlich rumgehen, und dann wären die Kleinen wieder da mit vielen Neuigkeiten und Geschichten im Gepäck.
Sylvia entdeckte viele interessante und spannende Bücher, so dass sie einige Einladungen, das Fest doch bei ihr zu verbringen aussprach. Manche Bücher zögerten etwas, aber letztlich sagten alle zu und ließen sich gut verstaut in der großen Büchertasche heimtragen.

Mittlerweile hatte leichter Schneefall eingesetzt, der mehr versprach, und Sylvia beeilte sich, noch zu ihrem Lieblingsgemüseladen zu kommen, weitere Vorräte und einige besondere Leckereien wie Dill, Koriander, Minze und Salbei zu besorgen. Sie war keine Minute zu früh wieder daheim: schon wurde der Schneefall heftiger, und bei der Kälte würde es sicher auch glatt werden.

Nun ja, für sie klang der Tag besinnlich aus. Bei einer Tasse Tee und Weihnachsmusik packte sie die Bücher aus, hieß sie willkommen und zeigte ihnen ihren Platz für die nächsten Wochen.
Die Bücher staunten nicht schlecht und fühlten sich gleich wohl – sie konnten ja auch nicht ahnen, dass eins von ihnen die nächsten Tag nicht mehr erleben würde ...


5.Dezember

Einsame Stunden und ein fröhliches Wiedersehen

Es war schon recht komisch, als Sylvia erwachte und keinen ihrer Lieblinge in ihrem Bett vorfand. Sie kannte das ja schon, aber es war jedes Mal wieder schlimm, und sie konnte sich noch weniger aufraffen, aufzustehen und Kaffee zu kochen als sonst. Fidibus war nachts recht aktiv gewesen, ließ sich auch beim Auslauf etwas streicheln und nahm Leckerchen aus der Hand. Jetzt jedoch träumte er gut verpackt in seiner Schlafhöhle.

Immerhin gab es heute einiges zu tun, Hausarbeit ging nämlich tatsächlich leichter von der Hand, wenn einem nicht ständig ein Vierbeiner zwischen den Füßen herlief. So machte sich Sylvia nach ausgiebigem Kaffeegenuß, einigen Kreuzworträtseln und zwei Kapiteln n ihrem Krimi ans Werk: Fenster putzen, Bücherregale putzen – immer gut, wenn das Horn dabei nicht in der Nähe war, Tinkerbell hatte dort nämlich diverse Vorräte versteckt, um die man sorgfältig rumputzen mußte, das machte unter ihren wachsamen Blicken wirklich keinen Spaß ...-, Weihnachtsschmuck saubermachen und aufstellen waren nur einige der Dinge, die sie geplant hatte für heute. Bei schöner Weihnachtsmusik ging es denn auch gut voran.



Auch die Tiere vermißten ihre Mama, und gleichzeitig freuten sie sich sehr auf die kommenden zwei Tage. Sie kamen gestern trotz des Schneegestöbers gut voran und erreichten am Spätnachmittag den Sechzehn-Trauben-Wald, wo sie schon von Otto erwartet wurden.
„Hohohoho“ tönte der Habicht bei ihrem Anblick.
„Juhuhuhu“ schallte es fröhlich zurück.
Umarmungen und Knutscher wurden ausgetauscht, es wurde geherzt und gelacht, dann meinte Otto:
„So, dann wollen wir mal. Julchen nimmt die Tinkerbell auf den Rücken, und das Klementinchen, Bilbo nimmt Bounty, dann können wir starten!“
Ottos Auftrag lautete, die Freunde auf dem schnellsten Weg – und das war nunmal Luftlinie - zur Höhle der Roten Berta zu bringen. Dort hatte die Füchsin schon alles vorbereitet.
Eijeijei, das war nun gar nichts für Tinkerbell! Sie mochte Höhe nicht besonders, und ein Flughorn war sie ja nun wirklich nicht ...Sie krallte sich in Julchens Fell und ehe sie sich versah, waren sie auch schon in der Luft. Welch ein Abenteuer!



Die Zeit verging im wahrsten Sinne des Wortes wie im Flug, und schon setzte Otto in altbekannter Bruchlandungsmanier zur Landung an.
„Alle aus dem Weg!“ rums, da plumpsten Klementinchen und Bounty schon in den Schnee, dicht gefolgt von Julchen und Bilbo. Schnell rappelten sich alle auf, und beim Anblick von Berta war die unsanfte Landung schnell vergessen.
„Berta!“ „Julchen, Bilbo, Bounty und Klementinchen! Und wer ist das? Ein zweites Mariechen?“
Berta drückte alle fest an sich, knuddelte Tinkerbell und schob alle in die warme Höhle. Mariechen und Diego, Peter, Grimbart, der Dachs, Minna und sogar Elvira und Klemens, der Maulwurf, waren schon da und erwarteten die Freunde sehnsüchtig.
Ach, jetzt erstmal ausruhen im Kreis der Lieben! Der Tag klang unter lautem Geschmatze, Gesang und Erzählen friedlich aus. Der geheimnisvolle Plan mußte bis morgen warten, so müde waren alle.






6.Dezember

Verschwörer unter sich

Der Nikolaustag begann mit Klingeln und Läuten, das selbst die Hörnchendamen aus dem Schlaf riss: Herman war da!



Der lustige Hirsch konnte bei der Ankunft der Freund ja leider nicht dabei sein, und auch gestern hatte er es nicht mehr geschafft, die Höhle der Roten Berta zu erreichen, denn er war auf geheimer Mission im Wald unterwegs gewesen. Doch jetzt gesellte er sich zu seinen Freunden, und die Gemeinschaft war wieder komplett.

Ich bin ein Wichtel
Auf das ich es richtel
Das machen wir so, jawohl mit Blumenkohl!

Beim Frühstück lachten alle über seine Quatschreime; ein perfekter Start in einen neuen schönen Tag im Wald.
Gestern hatten die Tiere einfach nur viel Spaß gehabt: Schneemänner wurden gebaut, Bilbo und Julchen lieferten sich eine filmreife Schneeballschlacht gegen Bounty und Klementichen, Tinkerbell, Grimbart, Klemens und Mariechen stöberten in der Höhle und hielten kleine Nickerchen, während Minna und Berta sich um das leibliche Wohl kümmerten.

Doch heute wurde es ernst! Die Tiere hatten nämlich beschlossen, ihre Mama zu überraschen und am 20. in den Wald zu locken, damit sie das Weihnachtsfest bei allen Tieren verbringen konnte. Die Freunde überlegten hin und her, welche Wege am Günstigsten zu gehen waren, wo man überall anhalten musste, weil man der Mama doch soviel zeigen wollte, kleine Rätsel mussten vorbereitet und versteckt werden – es gab viel zu tun! Jeder schnippselte und bastelte, auch Vorräte sollte es unterwegs geben; für die brauchte man gute Verstecke. Hier waren die Vögel zuständig, alles auszukundschaften.

„Das wird ein Spaß!“ „Die Mama wird sich freuen.“ „Wir sind sehr neugierig auf eure Mama!“ „Schneeflöckchen, Weißröckchen ...“ „Wo hab ich bloß die Kartoffeln hingetan?“ „In welche Baum paßt am Besten das große Paket?“ „Sollen wir wieder durch den Tunnel rutschen?“ „Was soll es zum Nachtisch geben?“ tönte es den ganzen Tag durch die Höhle.

Schließlich waren alle Arbeiten erledigt, es wurde ausgemacht, wer wann was wo versteckte, und der Weg wurde genau aufgezeichnet, so dass jeder seine genaue Position kannte, an der er zu den Heimtieren und ihrer Mama stoßen wollte. An der morschen Siglinde würde Hermann dann dazukommen, genau wie im letzten Jahr, von da aus ginge es mit seiner Hilfe zu Minna, die mit einem guten Essen und einer warmen Höhle auf die Gemeinschaft warten würde.
Der Tag verging viel zu schnell; nun hieß es Abschied nehmen und den Heimweg antreten.

„Jetzt schnell nach Hause mit euch. Die paar Tage kriegen wir auch noch rum, und dann sehen wir uns alle wieder“, versuchte Otto die Freunde zu trösten, denn er sah, dass allen der Abschied doch sehr schwerfiel. Er machte sich bereit, Tinkerbell kuschelte sich auf Julchen Rücken ein, Julchen packte das Klementichen, Bilbo schnappte sich Bounty und los ging der Flug an den Waldrand.
„Hohohoho, da wären wir. Es dauert ja nicht mehr lang, dann sind wir wieder zusammen.“ „Ja, und dann bauen wir wieder Schneemänner und Schneehöhlen.“ Ein letztes Drücken und Umarmen, dann trennten sich ihre Wege, und die Tiere machten sich auf den Weg nach Hause. Otto blickte ihnen noch lange nach, zu sehr hatte er sie ins Herz geschlossen.



Sylvia hatte den Tag recht gut rumbekommen. Sie dachte viel an ihre Lieben, was sie jetzt wohl so machten; sicherlich hatten sie viel Spaß. Gerade hatte sie es sich gerade im Bett gemütlich gemacht, da hörte sie ein fürchterliches Rumpeln an der Wohnungstür!
Neugierig schlich sie zur Tür und öffnete vorsichtig: welche Überraschung - ihre Mäuse standen vor der Tür!
„Meine Süßen! Da seid ihr ja wieder!“ Sie umarmte alle, hatte sie die Kleinen doch so vermißt. „Da habe ich ja gar nicht mit gerechnet.“
Schnell wurde Abendessen zubereitet und bei einer Flasche Rotwein erzählten die Tiere vom Treffen mit den Freunden und was sie alles so gemacht hatten. Zwei Stunden später fielen alle unter herzhaftem Gähnen ins Bett: schön an ihre Mama gekuschelt tauchten sie ins Träumeland.
Keiner ahnte, dass die Ruhe bald vorbei war und welcher Schrecken auf sie wartete!


7.Dezember

Der Tote kommt ins Spiel

Der Morgen begann wie immer, Sylvia schlurfte im Halbschlaf zur Toilette, schlurfte im Halbschlaf wieder zurück und traute ihren Augen nicht: in ihrem Bett lag eine Leiche!
Das gab es doch gar nicht! Einen Krimi mit perfiden Morden zu lesen ist tatsächlich etwas völlig anderes, als plötzlich mittendrin zu sein – und das waren sie, es gab keinen Zweifel, der Tote war nicht einfach im Schlaf hinübergegangen, sondern brutal ermordet worden.
Ihre erste Sorge galt den Tieren, nicht auszudenken, wenn den Kleinen was passiert wäre! Schnell schaute sie nach ihren Lieben:
„Schätze, wo seid ihr? Geht´s euch gut?“
Bilbo und Julchen lagen unter der Bettdecke, Klementinchen und Bounty dösten auf der Krabbeldecke im Wohnzimmer, Fidibus schlief tief und fest in seinem Häuschen, aber wo war die Tinkerbell? Vorsichtig schaute sie in die Hängematte in der Voliere: Gottseidank, Tinker lag zusammengerollt in ihrem Nest; es ging allen gut.
„Ach, Gottseidank! Was mach ich denn jetzt? Irgendwas war da doch ...Nee, das krieg ich gar nicht hin, kann mal einer Kaffee kochen ...“
So richtig auf der Höhe war Sylvia um die Zeit ja noch nicht, irgendwas musste sie machen, Telefon, Polizei, ja so war das. Wo war jetzt wieder das Telefon? Ach ja, da wo es nachts immer lag, auf dem Nachttisch.
„Hallo? Ja, hier bin ich, in meinem Bett liegt eine Leiche.“
„Wer ich bin? Wieso! Ach ja, Sylvia F.“
„Wo? Wie wo? In der M.-L.- Straße. Ja, da sollte jemand kommen, wäre nicht schlecht, eilt aber nicht, der ist tot. Ja, ich warte.“
Das konnte man ja genausogut im Bett, dachte sie und verschwand erstmal wieder unter der Decke – nicht ganz angenehm mit der Leiche daneben, das musste sie ja zugeben …





8. Dezember

Der Fall

Aus dem Protokoll der Polizei:
In den Morgenstunden des 07.12.20xx gegen 9 Uhr wurde in der Wohnung M.-L.-Str. in Remscheid die Leiche von "Der Spezialist" von F. Paul Wilson (Taschenbuchausgabe) gefunden.
Die Mieterin, Sylvia F., fand die übel zugerichtete Leiche in ihrem Bett. "Der Spezialist" war vor ein paar Tagen aus der Bücherei angereist und bei ihr zu Gast. Sylvia F. machte zum Zeitpunkt der Vernehmung eine sehr wirren Eindruck, erklärte jedoch, das sei der Normalzustand um diese Uhrzeit und ohne einen Kaffee sage sie gar nichts.
Es fehlen jegliche Hinweise auf Täter und Motiv. "Der Spezialist" wurde vom Täter im Schlaf überrascht und brutal ermordet. Aus Rücksicht auf die vielen Buchliebhaber kann kein Foto der Leiche veröffentlicht werden.

Gez. Hauptkommissar Taugtnix


Die Spurensicherung im Schlafzimmer von Sylvia F. hat bisher keine greifbaren Ergebnisse gezeigt; es sind jedoch Gerüchte im Umlauf, es sei etwas "Merkwürdiges" gefunden worden, dessen Herkunft unbekannt ist.
Es fanden sich ebenfalls verdächtige Spuren am kleinen Kratzbaum im Wohnzimmer, die weder für Katzen noch für Streifenhörnchen (das Streifenhörnchen des Hauses sitzt wohl immer auf dem Kratzbaum) typisch sind.

Gez: Kommissar Willwas

Ob die Kommissare bei ihren Ermittlungen weiterkommen?




9.Dezember

Aufregung am frühen Morgen!

War das gestern eine Aufregung! Also das brauchte weder Sylvia noch ihre tierische Familie nochmal …
Die Polizisten kamen recht zügig, ein Hauptkommissar namens Taugtnix und sein Kollege, Kommissar Willwas. Die beiden stapften durch die Wohnung – soweit man mit Plastiküberziehern stapfen kann, denn Schuhe in der Wohnung gab es bei Sylvia nicht -, nahmen natürlich zuerst die Leiche in Augenschein: „Na, der ist tot“, musterten die Tiere und staunten im Wohnzimmer nicht schlecht über die Regalwand und die zahlreichen Bücher.



Zeugen gab es anscheinend ja genug; irgendwer musste doch was gesehen oder gehört haben. Nur – wie sollte man die vernehmen? Hauptkommissar Taugtnix als passionierter Nicht- Leser, dem schon die Fernsehzeitung suspekt war, sah sich vor einer unlösbaren Aufgabe. Damit kam Kommissar Willwas zum Zug, immerhin hatte er zwei Zeitschriften im Abo und las regelmäßig die Perry-Rhodan- Heftchen.

„So, die Damen und Herren, wer kann denn was zum gestrigen Abend sagen? Wer hat in der Nacht was gehört oder gesehen?“
Ein Raunen aus dem Fantasyregal war die Antwort, leises Geflüster im Sachbuchregal, auch aus dem Regal mit den Biographien klang leises Murmeln.
So richtig schlau wurde Willwas nicht daraus, da reichten seine Kenntnisse aus den Heftchen wohl doch nicht aus …
„Da muss eine Kollegin her“ sprach´s und telefonierte nach Kommissarin Liestfix.

Zwischenzeitlich waren auch der Rechtsmediziner und die Spurensicherung eingetroffen und machten sich mit ihren Koffern breit.
„Da fassen Sie aber mal nix an, da hab ich gestern erst geputzt“
„Stellen Sie das bloß wieder ordentlich hin!“
„Finger weg von meinen Vorräten!“
„Hat man hier nirgends seine Ruhe?“

Erschwerte Bedingungen, was sollte das bloß geben mit den Ermittlungen? Die Kommissare schauten schon recht genervt, die Spurensicherer taten ihr Bestes, Spuren zu sichern, ohne welche zu hinterlassen, und wurden auch reichlich fündig – Haare und diese kleine braunen Kügelchen, leere Sonnenblumenkernschalen und Gemüsestängel gab es schließlich genug. Aber ob da auch was Brauchbares bei war, das Hinweise auf den Täter geben konnte?


10. Dezember

Die Zeugen

Die Befragung der Bewohner der Wohnung M.-L.-Str. in Remscheid ergab folgendes Bild:

1) Sylvia F., Mieterin vorgenannter Wohnung:
Sie gibt an, fest geschlafen zu haben, zwischendurch jedoch mal ein Geräusch gehört zu haben, das sie "etwas weckte". So gegen 8.45 oder 8.55 Uhr (genau wisse sie das nicht) sei sie dann endgültig aufgewacht und habe die Leiche des "Spezialisten" neben sich im Bett vorgefunden. Sie habe ihn kurz angeschaut, dabei gesehen, daß er "hinüber" sei, und dann erstmal Kaffee gekocht und für das Frühstück ihrer Mitbewohner gesorgt. Für den "Spezialisten" habe sie ja eh nichts mehr tun können, dann hätte es ihrer Meinung nach ausgereicht, nach den morgendlichen Verrichtungen die Polizei anzurufen, was sie dann ja auch getan habe.

Bei deren Eintreffen war sie immer noch sehr konfus (Zitat "um diese Uhrzeit bin ich zu nichts fähig"), konnte weder genaue Angaben zur Zeit machen, zu der sie das Geräusch gehört hat, noch zur Zeit, zu der sie den "Spezialisten" zuletzt gesehen habe (Zitat "evt. gegen 23.00 Uhr? nee, eher früher, 22.30 Uhr, ach nee, doch eher 23.30 Uhr" usw. ...) Auch zum Opfer könne sie keine Angaben machen, sie habe ihn vor ein paar Tagen (das genaue Datum wisse sie nicht mehr, vielleicht am 2., oder doch eher am 3. Dezember) aus der Bücherei zu sich eingeladen, sich aber bisher nicht mit ihm beschäftigt. Da könne sie auch zum Motiv keine Angaben machen, sie wisse nicht, ob der Inhalt brisant gewesen sei oder der Autor Feinde habe.

Man konnte sich während der Vernehmung jedoch nicht des Eindrucks erwehren, Sylvia F. wisse doch sehr viel mehr, als sie zu Protokoll gab.


2)Bilbo und Julchen, Katzen



Bilbo und Julchen gaben an, geschlafen zu haben. So früh seien sie selten schon wach.
Bilbo konnte sich nicht erinnern, wo er geschlafen hat, keinesfalls jedoch im Schlafzimmer, momentan bevorzuge er andere Plätze. Er habe weder etwas gehört noch gesehen, um diese unchristliche Zeit könne das auch keiner von ihm verlangen. Außerdem sei man am Abend vorher erst von einer Reise zurückgekommen, da sei man eh besonders müde gewesen.
Julchen sagte aus, sie sei zwischendurch mal zu Sylvia F. ins Bett gekrabbelt, wann wisse sie aber nicht mehr und aufgefallen sei ihr auch nichts Ungewöhnliches. Ob "der Spezialist" noch am Leben war, könne sie auch nicht sagen, sie interessiere sich nicht für Bücher. Auch sie sei sehr müde gewesen nach dem langen Rückweg.

Auf die Frage nach Büchern dem kleinen Kratzbaum antworteten beide, Bücher seien lediglich als Schlafplatz hin und wieder interessant. Der kleine Kratzbaum im Wohnzimmer interessiere auch nicht, wenn Kratzbaum, dann der große im Schlafzimmer. Im übrigen bevorzuge man Tapeten (wovon sich die Beamten vor Ort überzeugen konnten), das mache man auch gerne zusammen mit den Wackelnasen (Kaninchen), vor allem Bounty sei immer gerne dabei und leiste ganze Arbeit.
Ansonsten sei man zwar neugierig und gerne mit dabei, aber solange kein Katzenmörder unterwegs wäre......


3)Klementinchen und Bounty, Kaninchen



Die beiden Kaninchen sagten aus, sie hätten die Nacht gemeinsam wie immer im Wohnzimmer verbracht. Mit Schlafen natürlich auch, aber da man seit einem 3/4 Jahr ein äußerst verliebtes Paar sei ...., na, die Beamten wissen schon.

Sicherlich seien sie auch mal in den frühen Morgenstunden (evt. zwischen 5 und 6 Uhr) rumgelaufen, das mache man öfter, hätten sich jedoch schnell wieder zum Schlafen, Dösen und Kuscheln zurückgezogen.
Bounty fügte noch hinzu, ein Blick auf seinen Wonneproppen müsse doch deutlich machen, daß man da mit Büchern nicht wirklich was im Sinn hat.
Klementinchen meinte zum Abschluß, die Beamten sollen doch mal das Horn befragen, das stecke seine Nase ja schließlich überall rein.


4)Tinkerbell Merlin, Streifenhörnchen



Auch Tinkerbell konnte nichts Produktives zur Aufklärung des scheußlichen Verbrechens beitragen.
Aufgestanden sei sie sicherlich gegen 9.00 Uhr schon gewesen, in letzter Zeit stehe sie früh auf (was ist "früh" bei einem Streifenhörnchen ???). Evt. sei sie in ihrer Voliere gewesen, vielleicht aber auch in der Küche, genau könne sie das nun wirklich nicht sagen, gehört und gesehen habe sie auch nichts. Im Prinzip seien ihr die Angelegenheiten anderer Leute auch völlig egal, mit Büchern könne sie auch nichts anfangen (außer hin und wieder draufzusitzen).

Im übrigen müsse sie auch gerade morgens immer besonders aufpassen, da sei die Wackelnasen- Hexe Klementine immer besonders hinter ihr her. Wann man da eigentlich mal was gegen unternehmen wolle?????
Auf die Bemerkung, das sei wohl nicht die Aufgabe von in einem Mordfall ermittelnden Beamten, konnte man noch leises (aber gerade laut genug!) Gemurmel vernehmen: "Unwesen, die harmlose Streifenhörnchen jagen, sei schließlich alles zuzutrauen....!".

Die Befragung von Fidibus, dem Zwerghamster des Hauses steht noch aus, er war noch im Tiefschlaf und nicht zu sprechen. Auch die Einvernahme der Bücher konnte noch nicht erfolgen, da die hinzugezogene Kommissarin noch bei einem auswärtigen Einsatz ist.





11.Dezember

Vernehmungen


Gestern spät kam Kommissar Taugtnix, um Fidibus während der Nacht verhören zu können. Der jedoch hatte nicht recht Lust, aufzustehen, erst so gegen 2 Uhr verließ er seine Höhle, um in seinem Gehege auf Futtersuche zu gehen. Dann kletterte er raus und machte seinen üblichen Rundgang durch die Wohnung. Zu der Zeit war der Kommissar längst eingeschlafen …

Gerade rechtzeitig, bevor Fidibus wieder in seiner Höhle verschwinden wollte, erwachte Taugtnix:
„Oh Jesses, das gibt’s doch nicht, hab ich verschlafen. Jetzt aber Herr Fidibus: hast du in der Nacht vom 6. auf den 7. Dezember irgendwas beobachtet? Gehört? Gesehen? Gegen 11 Uhr vielleicht.“
„Häh? Ich? Nix. Interessiert mich nicht!“

Für das Protokoll:

5)Fidibus, Zwerghamster
Er konnte erst heute sehr früh morgens befragt werden und war sehr ungehalten über die Störung. Gesehen und gehört habe er überhaupt nichts, er grabe sich immer ein, damit er nichts mitbekommt von Angelegenheiten, die ihn nicht interessieren. Ob man denn 11.00 Uhr morgens meine oder 11.00 Uhr abends? Eigentlich sei das aber auch egal, da er um diese Zeit weder morgens noch abends aktiv sei und im übrigen auch nicht weiter belästigt werden wolle.
Gesagt und verschwunden.



Zwischenzeitlich war auch Kommissarin Liestfix eingetroffen, und die Polizisten tauschten sich kurz aus, während Sylvia in der Küche Kaffee kochte. Da konnte man ja nicht meckern, Kaffee gab es immer.
Nachdem der getrunken war, machte sich Hauptkommissar Taugtnix auf den Weg zum Revier, während die Kommissarin sich unter den wachsamen Augen Tinkerbells an die Befragung der Bücher machte. Auch sie staunte: so viele Regale sah sie selten in einer Wohnung.
Die Befragung erwies sich als schwieriger als gedacht, so recht wollten die Bücher nicht zu ihr sprechen.

„Ganz gemütlich hier.“
„Man wird ein bißchen oft umgeräumt.“
„Wir haben unsere Ruhe.“

Doch sie schnappte auch einzelne Fetzen auf, die sie sehr hellhörig machten: Bücher seien verschwunden, verletzt worden, man fühle sich oft unbehaglich, da stark angestarrt.
Hatte der Fall am Ende eine ganz andere Dimension als bisher gedacht?



12.Dezember

Beunruhigende Entwicklungen

Für den heutigen Morgen war eine Dienstbesprechung angesagt.
„Die Spurensicherung hat nicht viel ergeben, einen Haufen Staub im Bettkasten, Reste von Einstreu, und natürlich Haare, Haare und noch mehr Haare.“
„Aber es MUSS einfach was zu finde sein, da müssen die nochmal hin. Ich konnte nicht viel aus den Büchern rauskriegen, aber es wurde gemunkelt von Beobachtet- Werden, und von verschwundenen Büchern war die Rede. Vielleicht ist hier ein Serienkiller unterwegs, darauf deutet einiges hin. Dem werde ich mit einer erneuten Vernehmung nachgehen, da muss es auch Spuren geben.“ Kommissarin Liestfix war ganz sicher, dass eine weitere Einvernahme der Bücher – eher als Unterhaltung gestaltet – die Polizisten auf eine heiße Spur bringen würde.
„Also dann: nochmal Spusi und nochmal Vernehmung für heute auf dem Programm. Willwas und ich befragen mal noch weiter das Umfeld dieser Sylvia und der Tiere; die sind ja aus dem Tierschutz, vielleicht lassen sich da Vorbesitzer auftreiben, die was Nützliches sagen können.“ Taugtnix verteilte die Aufgaben, und ein neuer Arbeitstag wartete auf sie.



In der M.-L.-Straße ging derweil alles seinen gewohnten Gang, zumindest dem Anschein nach. Man kuschelte gemütlich im Bett bei Kaffee, Kreuzworträtseln, Weihnachtsbüchern und Musik, und hatte auch für heute nichts Besonderes geplant.

Doch die Tiere waren beunruhigt, wollten sie doch am 20. zu ihren Freunden aufbrechen. Aber wie war das doch immer in den Krimis, hieß es da nicht immer „Sie dürfen die Stadt nicht verlassen“? Naja, strenggenommen würden sie die Stadt ja auch nicht verlassen, aber würde die Polizei trotzdem die Reise genehmigen?
„Wir müssen unbedingt mit den anderen reden und Bescheid sagen, was hier los ist“, meinte Julchen.
„Ach, bis dahin haben die den Täter“, Bilbo sah das eher gelassen.
„Nein, Julchen hat Recht, wir sollten uns mit unseren Freunden beraten“, Klementinchen dachte als Frau ja auch praktisch.
„Wie sollen wir das denn machen? Es kann doch keiner von uns in den Wald.“ Bilbo hatte absolut keine Lust auf irgendwelche Unbequemlichkeiten. Abenteuer gerne, aber nur zusammen mit seiner Familie.
„Braucht auch keiner. Hermann hat uns etwas mitgegeben, damit können wir in einem Notfall Kontakt aufnehmen.“ Julchen war doch manchmal auf Zack.
Gesagt, getan. Jetzt blieb ihnen nichts anderes, als abzuwarten.
Das konnten sie genausogut bei Gesang, Knabbern an leckeren Extras, die es in der Adventszeit immer reichlich gab, und Spielen draußen im Schnee.
Wann wohl die Antwort von Hermann kam? Neugierig waren sie ja doch ...





13.Dezember

Die Ruhe vor dem Sturm?

„Piepziepzieppiep. Piepziepzieppiep! PIEPZIEPZIEPPIEP!“
Boah, was war das mitten in der Nacht? Julchen erwachte neben ihrer Mama im Bett, und wollte gleich dem ungewöhnlichen Ruf nachgehen. Bilbo lag noch in seligen Träumen, auch die anderen dösten noch vor sich hin. Neugierig schlich Julchen zur Balkontüre, denn von dort kam der Ruf. Komisch, warum stand die denn einen Spalt offen? Die Mama kontrollierte das doch immer so genau abends. Gottseidank jedoch, denn so konnte Julchen ungehindert nach draußen, wo ein kleiner Spatz ungeduldig wartete.

„Guten Morgen du Schlafmütze. Ich bin Leopold, komme mit Botschaft von Hermann“, begrüßte Leopold die Katze.
„Guten Morgen, kleiner Leopold! Jetzt bin ich aber gespannt!“
„Ach, ist ganz unspektakulär. Hermann sagt, ihr sollt euch keine Sorgen machen. Ihr könnt wie geplant am 20. früh aufbrechen. Vielleicht könnt ihr ja auch was zur Aufklärung beitragen? Habt ihr denn so gar keine Ahnung, wer das getan hat?“
Julchen hatte das Gefühl, Leopold schaue ganz tief in sie hinein, um den heimlichen Verdacht, den sie durchaus hatte, ans Licht zu zerren …
„Äh, nein, also vielleicht, eigentlich ...“ stotterte sie. Uh, war das peinlich!
„Na, dann will ich das mal glauben“ zwinkerte Leopold und machte sich abflugbereit.
„Wir sehen uns dann am 20. Eine gute Zeit.“ Weg war er!

Mittlerweile waren auch die Freunde wach, und beim Frühstück berichtete Julchen von dem Gespräch mit Leopold.
„Na, alles Bestens, dann können wir heute wieder draußen spielen.“ Bilbo war ganz in seinem Element, und auch die anderen vergaßen die Sorgen ganz schnell und machten sich auf: die Schneeballschlacht gestern forderte Revanche!




Sylvia hatte davon nichts mitbekommen, sie hatte recht lange geschlafen, und trank jetzt erstmal Kaffee. Ein bißchen verwundert war sie schon, dass die Tiere so früh schon nach draußen wollten, aber der Schnee war ja auch zu verlockend. Selbst Tinkerbell schloss sich den Katzen und Kaninchen an, das wollte schon was heißen. Da hatte sie freie Bahn für Hausarbeit, und Plätzchen wollte sie ja auch noch backen.




14.Dezember

Ermittlungen

Sylvia war tatsächlich heute mal früh aufgestanden, weil sie einiges in der Wohnung machen wollte. Einkaufen stand auch noch an, doch das konnte sie auch morgen noch. Sie war mittendrin beim Staubputzen, als es klingelte. Wer das wohl war, hoffentlich nur die Post. Doch nein, vor der Tür stand Kommissarin Liestfix und – noch schlimmer – im Gefolge wieder die Spurensicherung.

„Guten Morgen. Ich will nochmal mit Ihren Büchern sprechen, mir ist da was aufgefallen. Und die Damen und Herren der Spusi müssten auch nochmal ...“
„Morgen. Machen Sie bloß schnell, ich hab zu tun.“

Die Polizisten machten sich an die Arbeit. Julchen und Bilbo waren neugierig und begleiteten die Beamten auf Schritt und Tritt, Klementinchen und Bounty dagegen verkrümelten sich lieber unter den Wäscheständer, während Tinkerbell besonders Kommissarin Liestfix genau im Auge behalten wollte.



Diese machte es sich mit ihrem Kaffee – den gab es hier ja Gottseidank immer – im Wohnzimmer gemütlich und verwickelte die Bücher unauffällig in ein Gespräch.
„Ach, schön habt ihr es hier, und soviel nette Buchgesellschaft. Sieht man nicht so oft. Ich lese auch gerne und habe viele Bücher.“ Ihr Plauderton machte die Bücher gesprächig, und so sah sich die Kommissarin bald in ihrer Überzeugung bestätigt: der Täter hatte nicht das erste Mal zugeschlagen!

Die Beamten der Spurensicherung kämpften dagegen mit umherstreifenden Katzen und dem unvermeidlichen „Bloß nix anfassen“. Das lassen Sie mal bittschön daliegen! Da können Sie jetzt aber nicht durch, da hab ich grad gewischt!“ - das kannten sie ja schon. Allerdings tauchte jetzt wie aus dem Nichts immer mal das Horn auf und machte auch noch Schwierigkeiten: "FINGER WEG VON MEINEN VORRÄTEN!!!!!" Und wer schonmal Hörnchenzähne gesehen und gespürt hat, behält die Finger bei sich!
Trotzdem gingen auch sie nicht mit leeren Händen …

Was da wohl noch auf die Familie zukommen würde?

15. Dezember

"Der Zipfel, der Zapfel"

„Was haben wir denn da? Einen schnapfligen Dapfel mit apfligem Papfel!“ läutete Hermann mit einem seiner Quatschreime das alljährliche Bratapfelessen bei Berta ein. Die Füchsin lebte in einer großen gemütlichen Höhle, die viel Platz für ihre zahlreichen Besucher bot. Alle Tiere waren um den festlich gedeckten Tisch versammelt: Peter, der Wellensittich und Diego, der Dompfaff hatten es sich mitten auf dem Tisch gemütlich gemacht, Minna, die graue Wölfin, Otto und Grimbart saßen darum herum; sogar Elvira, die Elster, und Klemens, der Maulwurf waren Bertas Einladung gefolgt. Einen kleinen Wermutstropfen gab es aber: die Tiere vermißten ihre Haustierfreunde doch schon sehr – wie schön wäre es doch, wenn Julchen, Bilbo, Klementinchen, Bounty und Tinkerbell jetzt hier wären! Bounty und Tinkerbell hatten sich als ebenso lustige Gesellen entpuppt wie es die Katzen und Klementinchen waren.
Doch der wunderbare Bratapfelduft, der die Höhle durchzog, brachte die Freunde schnell wieder auf fröhliche Gedanken, und die Tiere konnten es kaum erwarten, die Köstlichkeit zu genießen: schön weich gebacken, gut gefüllt mit Nüssen und Rosinen.



Kuchen gab es natürlich auch reichlich, so ließen sich bei fröhlichem Geschmatze gut Pläne für das Weihnachtsfest schmieden. Sie freuten sich schon sehr darauf, denn endlich sollten sie die Mama ihrer Haustierfreunde kennenlernen! Ja, und der Weihnachtsmann sollte auch kommen! Ach, das konnte man doch kaum erwarten, wie sollten sie nur die Zeit bis dahin rumkriegen?

Getrübt wurde ihre Freude allerdings durch die Neuigkeiten, die Julchen vor ein paar Tagen über den Notfallkontakt übermittelt hatte: es hatte in ihrem Haushalt einen Toten gegeben, grausam ermordet, alle waren verdächtig, die Polizei ständig da, ein Gewühle und Gesuche. Ob das rechtzeitig aufgeklärt wurde? Sie pünktlich starten könnten? Der Weihnachtsmann überhaupt käme? Der war ja in die Verschwörung eingeweiht und wollte spätestens am 19. eintreffen, um dann nach einem guten Frühstück am nächsten Morgen mit der Familie aufzubrechen.

Ja, und darüber grübelte auch Hermann ...

16.Dezember

Hermann auf dem Grübelpfad

Hermann war nämlich nicht nur der sanfmütige Hirsch, der alle mit seinen Quatschreimen zum Lachen brachte, sondern der Oberste Wächter des Sechzehn- Trauben- Waldes. Vor einigen Nächten auf einem seiner Kontrollgänge durch den Wald paßte ihn Tusnelda, eine der Fledermäuse, die in der Dunkelgrotte in der Nähe des Verbotenen Hags lebte, ab.



Man konnte über Tusnelda sagen, was man wollte – sie klatschte und tratschte gern - , doch ihre außerordentliche Beobachtungsgabe und ihr Sinn für Ungereimtheiten und Gefahren machten sie zu einer der besten Grenzwächterinnen des Waldes.

Der Verbotene Hag war eigentlich nicht verboten, aber die Tiere mieden ihn. Mittendrin stand der Zaubererturm, ein wirklich schönes Gebäude mit großen Fenstern, Erkern, kleinen Türmchen hier und da und einem großen Garten. Zumindest sollte der Turm so aussehen – seit vielen Jahren tat er das nicht mehr, im Gegenteil: seit Jahrzehnten verlassen, war er mehr oder weniger verfallen, düster und von einer unheimlichen Atmosphäre umgeben. Niemand wußte so recht, warum und wieso der Turm sich so verändert hatte. Es gab viele Gerüchte, denen Hermann zusammen mit anderen Wächtern im Laufe der Zeit nachgegangen war, aber selbst Alberta, die nun wirklich schon viele Schildkrötenjahrzehnte auf dem Buckel hatte, konnte es nicht sagen. Es habe mit einem Zauberer zu tun, der böse Absichten hatte, Experimente machte und Dunkelzauber anwendete. Es gebe jedoch die Hoffnung, dass eines Tages der rechtmäßige Erbe des Zaubererturms käme, der Turm sich wieder verwandelte und alles Böse vertreiben würde. Bis dahin galt es, die Grenze zum Verbotenen Hag gut im Blick zu behalten.
Tusnelda berichtete Hermann von Lichtern, nächtlichen Geräuschen und seltsamem Treiben im Verbotenen Hag. Auch im Turm habe sie Licht gesehen, allerdings nur kurz, und nur einmal.



Was ging da vor? Sollte sich dort etwa jemand eingeschlichen haben?
Hermann beschloß, ein Treffen mit Aristoteles, Muckel, Cedric und TomTom, den Wächtern des Nordens, Südens, Westens und Ostens des Waldes, einzuberufen.

17.Dezember

Wer suchet, der findet

In der M.-L.- Straße ging es derweil wieder bunt zu: Hauptkommissar Taugtnix, Kommissar Willwas und Kommissarin Liestfix waren mal wieder da, stöberten, fragten und STÖRTEN.

„Ah, Schokoladenkugeln“ meinte Taugtnix und wollte sich gerade über die zwar etwas ungewöhnlich, aber dennoch appetitlichen Kugeln hermachen.



„Probieren Sie ruhig ...“ meinte Bounty mit Blick auf die „Schokoladenkugelproduzentin“. Bei so unerwartet freundlicher Aufforderung wurde der Kommissar allerdings mißtrauisch und verstaute die Kugeln lieber in einer Plastiktüte.
„Was haben wir denn hier?“ Willwas krabbelte aus der Ecke hinter dem Computertisch vor, in der Hand ein zerknülltes glänzendes Etwas.



„Komische Fasern, die sehen aus wie Fell von einem Einhorn“ Liestfix zerfuselte einige Haare zwischen den Fingern.



„Riechen tun sie eher wie Drachenhaut. Taugtnix, wir sollten die Spamw (Anm.: Spezialeinheit zum Auffinden magischer Geschöpfe) rufen, irgendwas geht hier vor.“

„Wie? Noch mehr sollen hier rumtrampeln? Und Einhörner und Drachen haben wir hier nicht, da wäre ich die Erste, die es wüßte, schließlich liebe ich Einhörner und Drachen. So, jetzt gehen Sie mal lieber und bringen andere Haushalte durcheinander“ komplimentierte Sylvia die Beamten hinaus.
„Das wird ja immer besser! Jetzt brauchen wir erstmal einen Kaffee.“

Bei Kaffee, Kuchen und Leckereien für ihre Liebsten grübelten die sechs, was es mit den Haaren wohl auf sich hatte. Ob der Weihnachtsmann schon angekommen war? Vielleicht Haare aus seinem Bart? Aber wo war er dann?

Die Beamten lieferten derweil ihre „Beute“ in Form von braunen Kugeln, Haaren und dem undefinierbaren Klumpen im Labor ab.
Was bei der Analyse wohl rauskommt?

18.Dezember

Eine Sorge weniger

Der Tag begann endlich mal wieder so, wie ein Tag beginnen sollte: schön ruhig, mit Kaffee, Weihnachtsmusik, Gesang, Kuscheleinheiten im Bett und lesen.
„Heute machen wir es uns richtig gemütlich. Einkaufen können wir morgen noch, backen auch. Bin nur gespannt, wann der Weihnachtsmann kommt.“
Das waren die Tiere auch! Vor allem waren sie etwas unruhig, was ihren Plan anging, am 20. in den Sechzehn-Trauben-Wald aufzubrechen. Die Polizei hatte ihnen nämlich immer noch nicht erlaubt, zu verreisen – das könnte ein ernsthaftes Problem geben.
„Wir schreiben einfach nochmal an Hermann, der weiß bestimmt Rat.“ Gleich machte sich Julchen an die Arbeit.
Die Freunde machten es sich mit ihrer Mama gemütlich – tun konnte man im Moment ja eh nichts. Zur Freude aller begann es nachmittags zu schneien: das lockte die Katzen und auch die Kaninchen nach draußen, wo sie sich eine wilde Schneeballschlacht lieferten.



Abends hatten es sich schon alle im Bett gemütlich gemacht, als das vertraute Piepziepzieppiep. Piepziepzieppiep erklang – Leopold war da!
„Hallo meine Freunde, ich bringe Nachricht von Hermann. Also wenn es nicht mit dem 20. klappt, ist es nicht so schlimm, selbst wenn ihr erst am 24. losgehen könnt, reicht es noch. Hermann hat da nämlich gewisse Möglichkeiten, so ein bißchen Zeitmagie, da paßt alles noch wunderbar. Keine Sorge also, und er ist auch ganz zuversichtlich, daß bis dahin alles aufgeklärt ist.“
So zuversichtlich waren die Freunde leider im Moment nicht, aber sie freuten sich, daß wenigstens ihr Plan nicht in Gefahr war. Gerade jetzt wollten sie ihrer Mama doch eine Freude machen, wo sie doch solchen Streß mit diesen Beamten hatte. Da hatte sie sich wirklich Erholung verdient!




Sylvia dachte inzwischen über die Ermittlungen nach: Was, wenn der Weihnachtsmann doch schon eingetroffen wäre? Hoffentlich war ihm nichts passiert. Diese Liestfix ist ja eigentlich auch ganz nett, kann man sich gut mit unterhalten, macht ihrem Namen alle Ehre und ist auch nicht so dämlich wie die anderen. Glaubt auch nicht wirklich, daß einer von uns der Mörder ist. Könnte man sich echt mit anfreunden.

Kommissarin Liestfix gönnte sich ein Entspannungsbad und hing ähnlichen Gedanken nach: Ah, sooo übel ist diese Familie echt nicht, im Gegenteil. Vor allem die Tiere sind so niedlich. Bilbo ist ja meist im Schrank, aber Julchen läßt sich so schön streicheln. Und erst die Kaninchen!
Vor allem Bounty mit seiner lustigen Art, immer gut gelaunt und fröhlich, hatte es ihr angetan. Sie überlegte ernsthaft, sich Kaninchen anzuschaffen.

19.Dezember

Wächter unter sich

Im Sechzehn-Trauben-Wald wurde es ab dem späten Vormittag lebhaft, denn nach und nach trafen alle Tiere bei Berta ein. Sie versammelten sich unter fröhlichen Singen und Schwatzen um den großen Tisch, der reich gedeckt war: es sprach schließlich nichts dagegen, die Wartezeit auf Hermann mit einem guten Frühstück zu überbrücken. Der hatte sich gestern nämlich mit einer kurzen Nachricht „Bin auf Mission, morgen Mittag bei Berta“ verabschiedet.
Pünktlich um 12 Uhr kündigte ein vertrautes Klingeln die Ankunft des Hirsches an.



„Hohoho, da seid ihr ja. Habt ihr mir auch was übriggelassen?“ Klar hatten sie das, und nachdem auch Hermann gut gestärkt war, konnte es losgehen – zu neugierig waren doch alle, was er zu berichten hatte. Der legte auch gleich los und schilderte, wie er die Wächter der Himmelsrichtungen nachts getroffen hatte:

„Hermann, alter Kumpel! Was führt dich her? Komm, setz dich, greif zu!“ wurde der Hirsch von den vier Freunden begrüßt. Die vier Wächter saßen gemütlich um ein prasselndes Feuer und schmausten (nein, Hermann wollte nicht wissen, was) genußvoll vor sich hin.



„Gut, daß ich euch so schnell gefunden habe, wollte mal eure Meinung hören. Ihr habt ja sicher von den mysteriösen Vorgängen im Hag gehört.“
Natürlich hatten sie das.
„Ja, da schlich so ein komischer Kauz rum, so ein verhutzeltes Männchen. War auch im Turm, ist aber wieder weg. Wir überfliegen den Hag jede Nacht. Brauchen uns im Moment keine Sorgen machen, müssen nur alles im Auge behalten.“
Die vier waren zwar etwas eigentbrötlerisch, aber ausgesprochen zuverlässig und fähig – der Hag war also in guten Händen, Pfoten, Flügeln oder was auch immer.

Die Freunde plauderten die ganze Nacht durch, es ließ sich auch etwas Eßbares für Hermann finden, so daß er an ihrem Festmahl teilnehmen konnte, und so verging die Zeit wie im Flug.
„Wir sollten uns wirklich öfter treffen“, meinte TomTom.
„Ja, macht echt Spaß, einfach mal so am Feuer abhängen und quatschen“, stimmte auch Muckel zu. Die anderen nickten und beschlossen, daß die Wächter auch am Heiligabend zum Treffen zu Minna kommen sollten. Die Mama der Haustiere hatte bestimmt keine Angst vor ihnen – sie konnten ja schon recht furchterregend sein und auch sehr grimmig gucken – im Gegenteil: die Erzählungen der Haustierfreunde ließen eher vermuten, daß die vier genau nach ihrem Geschmack waren.

Zwischen allem Plaudern und Schmatzen vergaßen die Vier aber auch nicht ihren nächtlichen Kontrollflug zum Hag.
Wie gut die Wächter daran taten, den Verbotenen Hag im Blick zu behalten, sollte sich noch herausstellen. Aber das ist eine andere Geschichte.

20.Dezember

Die Ermittlungen gehen voran!

Im Polizeirevier trafen die Beamten zur morgendlichen Besprechung zusammen. Kommissarin Liestfix hatte nochmals die Bücher vernommen und endlich einen Fortschritt gemacht: Hinweise auf Verbrechen in anderen Teilen der Wohnung (Wohnzimmer) waren zur Sprache gekommen: Bücherleichen, die z.T. nicht mehr identifiziert werden konnten, auch von verschwundenen Büchern war die Rede – war hier etwa ein Serienkiller am Werk?
Nach welchen Kriterien suchte der Killer seine Opfer aus? Eine bestimmte Papierart? Ein bestimmter Einband? Bestand eine inhaltliche Verbindung zwischen den Opfern?
Zuviele Fragen, die auf Antwort warten.

Es klopfte, und endlich brachte die Sekräterin die Laborergebnisse. Die versetzten die Beamten in Aufregung – ein weiteres Opfer war zu befürchten!



„Soooo, das ist interessant!“ Taugtnix war in seinem Element, witterte er doch die Chance, endlich dieser komischen Familie die Verbrechen nachweisen zu können.
„Die Haare sind tatsächlich Haare, aber man kann nicht genau sagen, von wem. Zu den Tieren, die im Haushalt dieser Sylvia F. leben, passen sie nicht, auch zu ihr nicht. Aber der Klumpen ist eindeutig als Reisefolie von einem Weihnachsmann identifiziert. Komische Farbe, sonst haben die ja eher rot oder gold, aber das Labor ist sicher. Dazu würden aber dann auch die Haare passen, so ein Weihnachtsmannbart ist von der Haarstruktur anders als andere Haare oder Fell. Der Weihnachtsmann als Täter läßt sich wohl ausschließen, was nichts anderes bedeuten kann, als daß er in großer Gefahr ist, vielleicht schon das nächste Opfer! Wo man Bücher ermordet, macht man auch vor Weihnachtsmännern nicht Halt!“
„Das klingt nicht gut! Da müssen wir sofort nochmal hin, die Wohnung nochmal gründlich mit der Spamw durchsuchen.“ Willwas griff schon nach dem Mantel.
„Auf jeden Fall“, stimmte Liestfix zu. „Was hat das Labor denn zu den brauen Kugeln gesagt?“
Ach, doof, daß dieser Liestfix auch nichts entging, zu gern hätte Taugtnix diesen Befund verschwiegen, erinnerte er sich doch noch zu gut an seine Gier nach den vermeintlichen Schokoladenkugeln, die auch den Kollegen nicht entgangen war.
„Äääh, also, die Kugeln, also die kleinen Kugeln, ja ääh – sind Kaninchenköttel, völlig harmlos, sozusagen ganz normal und nicht der Rede wert“, stammelte Taugtnix. Liestfix und Willwas drehten sich schnell um, denn sie konnten sich ein herzhaftes Grinsen nicht verkneifen.





Eine Stunde später standen die Beamten mal wieder vor der Tür in der M.-L.- Straße.
„Sie schon wieder! Wollen Sie nicht hier einziehen, dann brauchen Sie nicht immer extra anzufahren“, begrüßte Sylvia F. Polizisten.
„Die Spuren sind eindeutig: hier muß ein Weihnachtsmann sein! Und so, wie ich Ihren Haushalt hier kenne, wahrscheinlich tot“, Taugtnix wollte es aber mal wieder wissen …
„Also der Weihnachtsmann ist aber noch gar nicht hier, den erwarten wir doch erst. Er kommt jedes Jahr, um mit uns zu feiern. Vor dem 20. kommt er aber nicht, aber wenn Sie unbedingt Ihre Zeit verschwenden wollen ...“

Die Leute von der Spamw machten sich gleich an die Arbeit und versuchten, eine Spur des Weihnachtsmannes zu finden. Neugierig kamen auch die Tiere, die bis dahin draußen im Schnee gespielt hatten, dazu.
„WEG von MEINEN Vorräten!“ - Tinkerbell zeigte Zähne.
„Was wuschelst du da in meiner Höhle!“, auch Klementinchen war nicht erbaut von der Wühlerei der Beamten.
„Das ist unsere Spielkiste, bringen Sie bloß nix durcheinander!“, ließen sich auch die Katzen vernehmen. Nur Fidibus störte sich mal wieder an nichts.

Die Beamten suchten gründlich - das mußte man ihnen lassen -aber erfolglos. Aber der Weihnachsmann mußte einfach irgendwo sein! Zu dumm, daß ausgerechnet heute der fähigste Beamte der Spamw, Inspektor Findetalles, bei einem sehr dringenden Fall auswärts zu tun hatte. Der sollte dann auch besser gleich sein Spürfrettchen Ichtunix mitbringen. Da würden sie wohl morgen wiederkommen müssen.

Ob Ichtunix am nächsten Tag wohl fündig wird?

21.Dezember

"Heute Kinder, gibt es was"

Wie angekündigt standen schon um 9 Uhr Taugtnix, Willwas und Liestfix vor der Tür, im Gefolge Inspektor Findetalles mit seinem Frettchen. Sylvia war um diese Zeit natürlich überhaupt noch nicht sortiert.
„Wie Suche fortsetzen? Welche Suche? Was war nochmal? Leichen und Mörder?“ Etwas wirr, versuchte sie einen Sinn in das neuerliche Auftauchen der Beamten zu bringen.
Die kannten das schon und machten sich an die Arbeit. Die Tiere hielten etwas Abstand: Frettchen fanden sie ja recht niedlich, aber Kaninchen und Frettchen haben ein etwas schwieriges Verhältnis, um das mal so zu sagen, und man wußte ja nie …
Ichtunix machte aber einen sehr freundlichen Eindruck, stöberte und schnüffelte, bis sie schließlich vor einem Eckregal – passenderweise mit Krimis – stehenblieb und nach oben wies.

„Da oben, was ist das? Sieht aus wie ein Nistkasten, wahrscheinlich vom Horn. Da müssen wir rauf und reingucken.“ Mit einem Blick auf Tinkerbell holte sich der Inspektor die Bestätigung.
„Ja, ist eins meiner Häuschen, Vorräte hab ich da keine drin, können Sie ruhig gucken.“ Erstaunlicherweise gab es mal kein Gezicke und keine Einwände.
Sylvia holte die Leiter, und Findetalles stieg flugs nach oben.




Kaum hatte er den Deckel hochgehoben, da schallte es aus dem Innern:
„Ja Sakra, was ist denn des? Mei, was ist denn des jetzt wieder für an Lärm! Gestern schon des Gepolter, nicht mal schlafn kann man hier in Ruh! Mei, das ist an Deppertenanstalt hie! “

Der Beamte fiel vor Schreck fast von der Leiter! Aus dem Häuschen krabbelte - zwar schlecht gelaunt - aber Gottseidank äußerst lebendig der Weihnachtsmann!




War das eine Erleichterung – Weihnachten ohne Weihnachtsmann wäre ja auch zu furchtbar gewesen.
Bei Kaffee und Plätzchen schilderte Willwas den Fall, den Mord am Spezialisten und die Hinweise auf weitere Opfer und ihre Ermittlungen. Eine Leiche konnte schließlich auch der Weihnachtsmann nicht wegdiskutieren …

Der hatte dann doch ein bißchen ein schlechtes Gewissen, zu der Aufregung beigetragen zu haben.
„Ach, ich wollt ja nur kurz die Bein nauflegen, war gschafft von der Reis`. Bin wohl eingschloffe, na, und wenn i eimal schlof ...“
Doch als er von den Verdächtigungen gegen Sylvia und ihre Familie hörte, war es wieder vorbei mit der Freundlichkeit:
„Na, was ist denn des für an Schmarrn! Seid´s narrisch, mei Familich zu verdächtigen! A weng chaotisch sind´s, aber herzensgut, da gibt’s kei Mörda, gehn´s den woanders suchen. Sie seins ja auch net ganz frisch, sowas überhaupt z´denken, Ihnen müßt man auch a mal zeigen, wo der Bartl den Most holt!“

Die Beamten guckten betreten. Taugtnix aber wollte seine schönen Verdächtigen nicht kampflos aufgeben und setzte zu einer Erwiderung an, nur – ihm fiel nichts ein. Der Weihnachtsmann war sich zu sicher, und außerdem mußte man dem Weihnachtsmann immer glauben – konnte es also sein, daß sie von Anfang an falsch lagen und doch ein Einbrecher am Werk gewesen ist?

Es sah so aus, als müßten die Beamten von von vorn anfangen ...

22.Dezember

Oh, du Fröhliche

Nachdem die Beamten gestern endlich weg waren, verständigte Julchen sich schnell mit Hermann, daß alles in Ordnung sei und der Abreise am nächsten Morgen nichts im Weg stände. Alle freuten sich, der Weihnachtsmann war da, mittlerweile auch wieder richtig gut gelaunt, wie man ihn halt kannte, ein schöner Abend stand bevor, bei dem man die Mama denn auch endlich einweihen wollte.
Bei einem guten Abendessen – alle waren fröhlich, erzählten und lachten – war es dann soweit:
„Du Mama, morgen müssen wir früh aufstehen. Wir haben da nämlich was überlegt.“ Klementinchen berichtet der Mama von ihrem Plan.
Die war ziemlich platt: „Echt? Wie? Ich soll mit euch kommen zu euren Freunden? Das ist ja … das ist ja, also das ist ja ganz wundervoll! Und der Weihnachtsmann kommt auch mit? Aber wer bringt dann die Geschenke?“
„Ach, kei Problem, macht dies Johr das Christkindl. Die können´s sich ja eh nie einigen, wer´s bringt, der Weihnochtsmonn oder´s Christkindl.“

Alles schien also geregelt, da galt es, Vorräte und Geschenke einzupacken. Aber wie sollten sie alles transportieren? Mit dem Einkaufstrolley? Nee, das sah zu blöd aus … Bilbo hatte die richtige Idee: ein Bollerwagen mußte her, und den konnte man gut beim Nachbarn um die Ecke leihen. Als auch das noch organisiert war, fielen alle todmüde in die Betten und versanken im Träumeland.




Der nächste Tag begann früh, sehr früh, in der M.-L.-Straße: schon um kurz vor halb acht saß Sylvia mit einem Kaffee im Bett, ihre Lieben um sich gekuschelt. Immerhin hatten sie ja heute auch viel vor: es mußte noch etwas gepackt werden, auch Plätzchen sollten noch gebacken werden – die Vorräte waren gestern doch sehr geschrumpft – ja, und dann sollte es losgehen! Die Freunde im Sechzehn-Trauben-Wald warteten!

Unter fröhlichem Gesang machte sich die Familie auf zum Wald. Durch den Schnee war das schon recht beschwerlich, zumal man ja auch den schwerbeladenen Wagen ziehen mußte. „Hab mein Wagen vollgeladen“ bekam da eine ganz neue Bedeutung.
Am frühen Nachmittag hatten sie es dann aber geschafft, und wer wartete am Eingang des Waldes?



„Mariechen! Und Diego ist auch da!“ Klementinchen konnte es kaum erwarten, ihre Hörnchenfreundin zu begrüßen.
„Juhuhu, da seid ihr ja!“ Mariechen, unvermeidlich begleitet von Diego, freute sich sehr, endlich die Familie wieder hier zu haben und die Mama kennenlernen zu können. Es gab ein fröhliches Umarmen und Begrüßen, der Weihnachtsmann wurde bestaunt, dann machten sich alle auf den Weg durch den Wald.

Als erstes zeigten die Tiere der Mama die Höhle, die Klementinchen entdeckt hatte und in der Julchen und Bilbo übernachtet und schließlich das Mariechen entdeckt hatten. Genau wie im letzten Jahr kam dann Peter, der Wellensittich dazu. Dann ging es weiter zur Tanne, in der sie die Schatzkarte gefunden hatten. Die Mama staunte nicht schlecht, eine kleine Schneeballschlacht wurde eingelegt, dann ging es weiter.

Bald kamen sie zur Höhle von Berta, wo sie schon sehnsüchtig erwartet wurden. Es gab wieder viele Umarmungen und Küsse, Staunen über den Weihnachtsmann, und bei lustigem Gesang und Geplauder schmeckten Kuchen und Plätzchen nochmal so gut. Da fiel es schwer, sich von der warmen Höhle zu trennen, doch die Gemeinschaft wollte heute noch ein gutes Stück zurücklegen: zum Abendessen wurden sie nämlich bei Grimbart erwartet, und das war noch ein langer Weg.
„Schaffen wir das denn? Es muß doch schon später Abend sein, soviel, wie wir gelaufen sind was wir alles gemacht haben.“ Sylvia wunderte sich, und war umso verblüffter, als sie aus der Höhle traten: heftiger Schneefall hatte eingesetzt und es war auch schon dämmrig, aber keinesfalls dunkel, und keinesfalls Abend. Wie konnte das sein? Berta grinste, kannte sie doch Hermann und seine Zeitmagie mittlerweile sehr gut. Der letzten Etappe für heute stand nichts im Weg!



Berta stimmte „Leise rieselt der Schnee“ an, alle fielen ein, und nach einem langen Marsch erreichten sie todmüde den Schauerteich. Durch den Schnee war er dieses Mal leicht zu überqueren, und schon gelangten die Gefährten bei Grimbarts Höhle an.
Der hatte schon Ausschau gehalten, wieder gab es ungehemmte Wiedersehens- und Kennenlernfreude, die Müdigkeit war vergessen, zu verlockend duftete es aus der Höhle. Schnell setzen sich alle zum Festmahl an den Tisch - endlich konnten Mariechen, Diego, Peter, Berta und Grimbart auch den Fidibus kennenlernen – ein schöner Abend lag vor den Freunden.

Welche Abenteuer würden morgen auf sie warten?

23. Dezember

Dem Täter auf der Spur

Der Tag begann für die Freunde mit einem guten Frühstück. Das brauchten sie auch, denn sie hatten einen strammen Tag vor sich. Fröhlich wie immer, mit Gesang und Gelächter, ging es los. „Ihr Tierelein kommet, ach kommet doch all“ und „Kling Glöckchen, klingelingeling“ schallte es schon bald aus dem Wald. Trotz des hohen Schnees erreichten sie schnell Schnörkels Weidengebüsch, wo sie schon von Otto erwartet wurden, denn Julchen und Klementinchen waren sich einig, daß die Mama unbedingt seine Fluglinie ausprobieren mußte.



„Otto, zu euren Diensten“ begrüßte der Habicht die alten und neuen Freunde. Von der Idee, zu Minnas Höhle geflogen zu werden, hielt Sylvia allerdings nichts.
„Äh, also, fliegen, eigentlich … möchte ich nicht fliegen. Ich bin ja auch nicht so groß und für meine Größe etwas …, das ist bestimmt auch viel zu schwierig für dich, Otto.“
Ein fachmännischer Blick Ottos konnte ihr da nur Recht geben …
Mit einem „Gut, daß der Steg wieder aufgebaut ist“ ging es denn auf sicheren Wegen weiter zu Minna. Auch dort wurden sie schon erwartet, es gab wieder viele Umarmungen und Küsse, und die selbtgebackenen Kuchen und Plätzchen wurden überreicht. Minna war begeistert!



„Jetzt erzählt mal, was war da los bei euch?“ Die Freunde berichteten, wie es ihnen ergangen war und von den Schwierigkeiten, die es Zuhause so kurz vor Weihnachten noch gegeben hatte. Irgendwie schien das alles in weiter Ferne, und die Familie dachte kaum noch an den Mord.
„Und diese Beamten, überall rumgewühlt!“ Tinkerbell war immer noch sauer, daß die Polizisten sogar ihre Vorräte durchsuchen wollten. Auch die anderen erzählten bunt durcheinander, besonders die Episode mit den „Schokoladenkugeln“ löste großes Gelächter aus. Nur Bounty hielt sich diskret zurück.
„Ach, gut, daß alles vorbei ist!“ „Genau, laßt uns ein bißchen im Schnee spielen!“ Gesagt, getan, und bevor es weiterging wurde ein Schneemann gebaut, und eine Schneeballschlacht durfte mit Minna natürlich auch nicht fehlen.

Gegen Mittag setzte heftiger Schneefall mit Schneetreiben ein, man konnte keine 5 m weit mehr sehen, und es schien auch nochmal richtig zu frieren. Die Gefährten beschlossen, den Tag gemütlich bei Minna zu verbringen. Die beiden letzten Abschnitte zu Weilers Weide und der morschen Sieglinde würden sie morgen mit Hermanns Zeitmagie noch bequem schaffen.




Im Polizeirevier dagegen ging es noch einmal hoch her, schließlich wollte man vor den langersehnten Feiertagen noch den lästigen Papierkram erledigen. Zwei Verhöre standen noch an, und drei Fälle standen vor dem Abschluß, da sollte es heute noch Verhaftungen geben. Nur der Mord in der M.-L.-Straße ließ die Beamten verzweifeln.
Die Sekretärin brachte die Post.
„Was ist das? Ein anonymer Brief? Na, das haben wir gern!“ Taugtnix zog Handschuhe über und öffnete vorsichtig den Umschlag. Das gab es doch nicht! Mit den Worten „Das Foto hab ich in der Nähe des Tatorts gemacht. Einen weiteren Beweis, wer der Mörder ist, liefere ich noch“ hatte ihnen ein Unbekannter endlich den entscheidenden Hinweis geliefert:



Diese Ohren haben die Beamten schon mal gesehen! Taugtnix war in Hochstimmung, hatte er doch von Anfang an Recht gehabt! Aber so ein Mist, jetzt war die Bande weg, irgendwo im Urlaub, bei irgendwelchen obskuren Freunden! Stimmte wahrscheinlich nicht, die hatten sich bestimmt ins Ausland abgesetzt.
„Dieser Bounty ist der Killer! Wer weiß, wieviele der auf dem Gewissen hat!“
„Das kam grad mit einem Boten“, auch Findetalles hatte einen Umschlag bekommen, der ein Foto enthielt.
Das ließ keine Zweifel offen. Auch die Frage, ob Klementinchen seine Komplizin war, wurde beantwortet, denn von Rätselheften zu Bücher ist der Schritt nicht weit:



Bounty und Klementinchen galten damit als überführt. Die genaue Anzahl ihrer Opfer läßt sich wohl nicht ermitteln, auch über das Motiv herrscht noch Unklarheit. Die Tatsache, daß die letzten beiden Opfer Bücher aus der Stadtbibliothek waren, rückt jedoch die Bücherei ins Blickfeld der Ermittler: sie profitiert letztlich nicht unerheblich, wird ihr Bestand doch durch Ersatzanschaffungen zu Lasten von Sylvia F. aufgefrischt. Möglich also, daß die Kaninchen im Auftrag der Stadtbücherei als Killer unterwegs waren. Hier mußte noch gründlich ermittelt werden, aber zunächst galt es, irgendwie an die Mörderbande ranzukommen.
Taugtnix und Willwas machten sich auf den Weg, vielleicht ließ sich ja feststellen, wohin das Pack abgehauen war.
Nur Liestfix konnte es einfach nicht glauben: nein, da ging was anderes vor, die beiden mochten ja Spaß an Rätselheften und Kochzeitschriften haben, aber Büchermörder waren sie nicht! Sie mußte die Familie unbedingt finden und warnen. Nur wo und wie?
Ob es Liestfix gelingt, ihre neuen Freunde vor Taugtnix zu finden?

24.Dezember


Was für ein Tag!

Endlich war er da, der Tag des Heiligabends! Alle standen sehr früh auf, beim Frühstück wurde geplant, welche Vorräte man einpacken mußte, Bilbo, Julchen, Klementinchen und Mariechen schwelgten nochmal ausführlich in der Erinnerung an das Abenteuer letztes Jahr.
„Und wißt ihr noch, die tolle Schneeballschlacht!“ „Und der Tunnel, die super Rutschpartie, einfach klasse!“ „Jaaaa, den Tunnel müssen wir unbedingt wieder nehmen!“ Da waren sich alle einig, besonders Klementinchen,Julchen und Mariechen.
„Da gibt es doch bestimmt einen anderen Weg, oder? Durch einen Tunnel möchte ich eigentlich nicht...“ Sylvia gruselte sich von je her vor Kellern und Speichern, und ein Tunnel mußte es da auch nicht sein.
„Ach, des schaff ma“, meinte der Weihnachtsmann optimistisch.

Klemens, der ihnen damals vom Taurus- Tunnel erzählt hatte, sollte sie diesmal begleiten. Für ihn hatten sie extra zwei Fässer Apfelwein besorgt, die gerade mit vielen anderen Vorräten und den Geschenken auf dem großen Schlitten verstaut wurden.



Minna schaute nochmal nach dem Rechten, dann konnte es losgehen zu den letzten beiden Etappen.
Der Schnee war fest und sie kamen gut voran, wie immer fröhlich singend: „Es ist für uns eine Zeit angekommen, die bringt uns eine groooooße Freud!“

Nach gut drei Stunden erreichten die Freunde Weilers Weide und die Schlucht. Dort wartete Klemens schon ganz ungeduldig, es gab ein lautes „Hallo, da seid ihr ja“, die üblichen Umarmungen – Klemens hatte sich im letzten Jahr, als die Haustierfreunde öfter im Wald zu Besuch waren, den Tieren angeschlossen und gehörte mittlerweile auch zum Freundeskreis - , dann führte der Maulwurf die Gemeinschaft zum Tunnel. Die Vögel setzten sich auf die Rücken der Katzen, die Hörnchen auf Minna, der Schlitten sollte vom Weihnachtsmann – der hatte schließlich Erfahrung mit Schlitten – und Grimbart gesteuert werden, alle anderen waren bereit, nur Sylvia fehlte noch. Die grübelte „Gott oh Gott, soll ich wirklich?????“ Doch ein kleiner Schubs von Otto beantwortete die Frage ...

Hei, war das ein Spaß! Die Rutschpartie war einfach wieder klasse, ein Jauchzen ging durch den Tunnel, viel zu schnell war das Vergnügen zu Ende, und alle kugelten in den Schnee. Was für ein Abenteuer, jetzt hatten sie sich erstmal eine Stärkung verdient.




„Otto! Otto, ich muß dir was sagen“, tönte es plötzlich aus der Luft. Eine Krähe näherte sich der Gemeinschaft und flüsterte Otto etwas ins Ohr, der daraufhin ein grimmiges Gesicht machte.
„Da schleicht wer im Wald rum, eine große Dünne mit blonden Haaren und Pferdeschwanz, die nach euch ruft“, berichtete Otto Sylvia und den Haustieren.
„Groß und dünn? Das klingt nach Kommissarin Liestfix, aber was will die hier?“
„Werden wir gleich sehen“, und schon war Otto weg.

Tatsächlich war es Kerstin Liestfix, die sich, leise nach Sylvia und ihrer Familie rufend, vorsichtig durch den Wald tastete. Und ehe sie sich versah, wurde sie gepackt, hurtig durch die Luft geflogen und abgeladen: mitten im Kreis der Freunde.
„Was? Was? Was war das denn?“ stammelte die Kommissarin, die sich dann erstmal bei einem Schnaps erholen mußte. Schnell berichete sie von den neuen Beweisen und Taugtnix Suche nach der Familie. Sie zeigte Kopien der Beweisfotos, und ja, jetzt wurde es aber peinlich …
Bounty und Klementinchen drucksten herum, wären am liebsten im Erdboden verschwunden.
„Ja, schon, also Zeitungen, die lesen wir gern, ja richtig gern. Aber an Büchern haben wir uns noch nie vergriffen!“
„Neee, das stimmt. Aber was ist mit der Nörglerbande?“ Die Gefährten fuhren vor Schreck zusammen, noch nie hatten sie tagsüber was von Fidibus gesehen, geschwaige denn gehört. Doch der war von dem Lärm wach geworden, und was er zu berichten hatte, versetzte alle in Erstaunen: die „Nörglerbande“, wie er sie nannte, waren Bücher in einem Fach ganz unten im Regal, die ständig unzufrieden waren, noch nicht gelesen worden zu sein, und neidisch. Sie hatten sich verschworen, der Familie mal so richtig eins auszuwischen, besonders den dämlichen Kaninchen. Aber ob sie soweit gehen würden, Argenossen zu ermorden, konnte selbst Fidibus nicht sagen. Da mußte Liestfix wohl nach den Feiertagen gründlich ermitteln.

Ja, was war jetzt eigentlich mit der Polizistin, was sollten sie mit ihr machen?
„Ach, die kommt´s mit, ist doch gar net übel, wollte euer helfn, das zeigt Herz“, meinte der Weihnachtsmann, und alle stimmten zu. Kerstin Liestfix wurde also offiziell in die Gemeinschaft aufgenommen, und alle machten sich wieder auf den Weg.
Unterwegs zeigte sich die wirklich nette und herzliche Seite der Kommissarin, sie erzählte und lachte, stimmte Weihnachtslieder an und spielte mit den Tieren im Schnee. So verging die Zeit im Flug, schon tauchte die morsche Sieglinde vor ihnen auf.



Und schon hörten sie auch ein vertrautes Läuten: Hermann kam!
War das eine Wiedersehensfreude! Alle fielen sich in die Arme, Julchen und Klementinchen konnten gar nicht genug bekommen, Bilbo knuddelte den Hirsch fest, die Hörnchen turnten fröhlich auf ihm rum, die Vögel umflatterten ihn, Klementinchen und Bounty kuschelten sich fest an ihn. Ja, und dann wurde die Mama der Haustiere begrüßt, die war ganz hin und weg. Und der Weihnachtsmann mußte auch fest umarmt und gedrückt werden, auch Kerstin – man war inzwischen zum „Du“ übergegangen – wurde herzlich begrüßt und willkommen geheißen.

Wieder zeigte sich das Geheimnis der Schatzkarte: neue Freunde waren dazugekommen, die Gemeinschaft hielt fest zusammen und unterschiedliche Wesen konnten friedlich zusammenleben.
Der Nachmittag verging mit Spielen, Schneeballschlachten, Lachen und Gesang. Als der Abend kam, zauberte Hermann wieder ein bißchen, der Eingang zu einer Höhle erschien, drinnen war es warm und eine herrlich gedeckte Festtafel, auf der sich alle guten Speisen, die Berta und Minna zubereitet hatten, fanden, dazu Leckereien für jeden, wartete auf die Freunde. Aristoteles, TomTom, Muckel und Cedric gesellten sich zu ihnen, auch Fidibus wurde wach - das Fest konnte beginnen.