Hallo liebe Mitglieder
Wir haben eine kleine Geschichte für euch, die jeden Tag ein Stückchen wächst und euch so die Adventszeit verschönern soll. Sie wurde vor Jahren von mir und zwei weiteren Mitgliedern in Tinkerbells Buchsalon geschrieben und fand Gefallen.
Wir hoffen, ihr habt ein bißchen Spaß beim Schmökern

Abenteuer im Sechzehn-Trauben-Wald

1. Dezember

Eine Gelegenheit bietet sich

Bilbo ging seiner Lieblingsbeschäftigung nach – in der Sonne dösen.
So eine Wintersonne an einem klirrendkalten Tag mußte schließlich genutzt werden. Das war natürlich besonders angenehm in einer gut geheizten Wohnung mitten auf dem Bett, das voll in der Sonne stand.

Hin und wieder streckte er sich mal, wechselte die Seite, schaute einer Fliege nach – nur schauen, alles andere hätte zuviel Bewegung bedeutet – dann döste er weiter. Am besten ging das mit seiner menschlichen Katzenmama: die hatte einen Faible für Bücher; hatte sie erstmal ein spannendes Buch (davon gab es ja Gott sei Dank genug), war der Schlafplatz gesichert – stundenlang konnte er auf ihrem Schoß im Katzenträumeland verschwinden. Jetzt allerdings war sie nicht zu Hause, da lag Bilbo auf seiner Decke auf der Fensterbank.

Was war das? Ein Geruch, ein Duft – Felidae, Artgenosse, Katze! Ach ja, Julchen Zaubermaus bog um die Ecke. Na, die hatte vor acht Jahren hier Einzug gehalten, allerdings mit Bilbos Einverständnis. Seitdem war sein Leben auch um einiges durcheinander geraten! Es gab aber auch entschiedene Vorteile: Bilbo war nicht mehr so alleine, wenn seine Katzenmama arbeiten mußte (irgendwovon mußten ja schließlich all die Leckerein bezahlt werden, die sie so anschleppte). Bilbo konnte auch wunderbar mit Julchen raufen und sie so herrlich zum Quieken bringen, wenn er aus dem Stand auf sie draufsprang, sie in eine Ecke drängte oder sie in die Beine biß, wenn sie gerade auf dem Badenwannenrand stand. Dummerweise wehrte sie sich manchmal...

Was sie jetzt wohl wollte? Julchen war manchmal auch zu aufdringlich! Ganz aufgeregt hopste sie um Bilbo herum: „Bilbo, los du Faulpelz! Die Haustür ist offen! Die Gelegenheit für einen Ausflug!“ Haustür offen? Welche Haustür? Wo Haustür? dachte Bilbo im Halbschlaf. „Hast du nicht gehört? DIE HAUSTÜR IST OFFEN!“ brüllte ihm Julchen ins Ohr.
So klein sie auch war – im Vergleich zu ihm – wunderschön groß, 8 kg mindestens – ihre Stimme konnte man nie überhören! Jetzt schubste sie ihn doch tatsächlich vom Bett und Richtung Tür. Schon waren sie draußen. Ei ja, das waren neue Aussichten!

Was kommt da wohl auf die beiden zu? Zunächst mal wohl gewaltig frieren....


2. Dezember

Reisebekanntschaften

Gott, war das kalt! Bilbo sah sich schon festgefroren vor der Haustür stehen, auf ewig gebannt in Eis.
„Was hast du? Stell dich nicht so an, komm schon! Ein bisschen Kälte hat noch keinem geschadet. Wir rennen ganz schnell in den Wald, dabei wird uns dann schon warm.“
Sowas konnte wieder nur von der Nervensäge kommen, Weiber eben... Aber Bilbo wollte natürlich kein Spielverderber sein, und vielleicht war ja auch was dran an dem „warm laufen“.

Bilbo und Julchen stromerten eine Weile durch die Gegend. Straßen, kleine Gärten, die Bushaltestelle – alles war unter einer dicken Schneedecke begraben, aber trotzdem so wunderbar interessant und aufregend!
Ein kleiner Feldweg führte direkt in den Wald. Sie betraten kaum den Waldboden, da begegnete ihnen ein kleines schwarzes Etwas, das fröhlich Haken schlug und ihnen entgegenkam.

„Hallo, wer seid denn ihr? Ich bin Klementinchen Sonnenschein.“
Bilbo beäugte das hüpfende Etwas mißtrauisch aus sicherer Entfernung, während Julchen in ihrer unvergleichlich freundlichen und neugierigen Art gleich drauflosging. „ Hallo, ich bin Julchen Zaubermaus. Der da drüben hinter dem Baum ist mein Freund Bilbo Beutlin, Wohnst du hier? Du bist aber eine komische Katze.“
„Nein, ich bin keine Katze, ich bin ein Kaninchen, und ja, ich wohne seit ein paar Tagen hier. Eigentlich müsste ich vor euch weglaufen, aber ihr macht so einen lieben Eindruck, dass ich beschlossen habe, euch kennenzulernen. Bilbo Beutlin, ist das nicht der Held aus dem „Kleinen Hobbit“? Donnerwetter, daß ich D E M begegne! Es war immer mein Traum, D E N mal kennenzulernen! Ich habe immer voll Spannung den Geschichten zugehört, die die Kinder der Familie, in der ich gelebt habe, vorlasen.“

Ist Klementinchen in Gefahr angesichts der beiden Katzen? Oder kann sie Bilbo durch ihre liebe Art für sich gewinnen?





3. Dezember

Mögen die Spiele beginnen

Bilbo lauschte ungeduldig dem Geplapper des hopsenden Etwas mit der ewig wackelnden Nase. Als sich das Gespräch um den Helden und seine Abenteuer drehte, wurde er doch etwas neugierig – sprachen die von ihm? Naja, ein Held war er ja eigentlich nicht....Sagen wir, Bilbo übte gepflegte Zurückhaltung, wenn es um Abenteuer ging und ließ gerne anderen den Vortritt....Aus genau diesem Grund hatte seine Katzenmama den Namen ja so passend gefunden: Bilbo liebte seine Schläfchen bis zum Mittag, ein gutes Frühstück und einen besinnlichen Nachmittag in Meditation (dösen klang einfach zu banal), abends eine kleine Rauferei mit Julchen, von der man sich dann gemeinsam im Schaukelstuhl erholte – da blieb für Abenteuer keine Zeit, die sollten mal lieber andere bestehen! Ob er damals ahnte, was seine Katzenmama wußte? Nämlich daß er, wenn´s drauf ankam, mutig allen Herausforderungen trotzen würde – genau wie sein Namensvetter. Vielleicht wartete ja auch auf ihn ein Abenteuer?
Erstmal hatte Bilbo jedoch andere Sorgen: Wackelnase kam nämlich ganz unverdrossen auf ihn zugestürmt. „Hey du, ich möchte dich kennenlernen. Wie riechst du denn? Laß´mich schnuffeln, damit ich dich überall wiedererkenne!“ Und Wackelnase schnuffelte und schnuffelte und es kitzelte und kitzelte. Das war einfach zuviel! Laut fauchend trollte Bilbo sich schnellstens in den Wald!
„Laß´nur, der kommt schon gleich wieder. Sollen wir ein bißchen spielen?“, schlug Julchen vor. Sie fand Klementinchen gleich sympathisch und hoffte, eine Freundin gefunden zu haben.
Klementinchen und Julchen spielten eine Weile – nachlaufen, verstecken, fangen, Stöckchen werfen; immer fiel ihnen etwas Neues ein. Sie merkten gar nicht, daß es schon dunkel geworden war.
Wie sollten sie bloß jetzt noch nach Hause finden? Sollten sie etwa im Wald übernachten müssen?


4. Dezember

Es gibt kein Zurück!

Bilbo schaute nervös nach oben. „Julchen, es ist dunkel und wir sitzen hier in der Kälte,“ bibberte der Kater. „Wollen wir nicht mal langsam nach Hause?“
„Ach Menno, gerade wo es hier so schön mit Klementinchen ist,“ maulte Julchen. Doch so langsam ging ihr auf, dass sie sich hier überhaupt nicht auskannte und wurde doch etwas unruhig. Mißtrauisch schaute sie zu Bilbo. „Nur keine Angst zeigen,“ dachte die Katzendame. „Und ausserdem ist es hier doch ein ganz tolles Abenteuer. Einmal die Freiheit erleben,“ sagte sie dann großspurig und grinste Bilbo frech an. Der schaute entsetzt. „Freiheit??? Was verstehst du unter Freiheit? Keine Futter im Napf und statt ein warmes Plätzchen am Ofen sitzen wir hier mitten in diesem kalten weißen Zeug. Wirklich sehr abenteuerlich!“
Knurrig drehte er Julchen den Rücken zu.
Währenddessen kam Klementinchen angehoppelt und bekam den Disput mit.
„Na ja, ich könnte euch vielleicht für heute bei mir aufnehmen. Ich habe so eine kuschelige Höhle gefunden und mit Gras, Heu und Moos alles gemütlich gemacht. Da ist auch noch genug Platz für euch. Und ein bisschen zu Futtern kann ich auch noch abgeben, habe da einen kleinen Vorat, und wenn ihr Morgen helft, das wieder aufzufüllen, wird es wohl kein Problem sein.“
Julchen strahlte:“ Siehst du, schon sind alle Probleme gelöst. Dann können wir heute doch so eine richtig gemütliche Party feiern!“ Überschwenglich fiel sie ihrer neuen Freundin um den Hals, und Bilbo trottete den Beiden hinterher. „Super Spaß! Zuhause gibt es lecker Pute und ein warmes Kissen und wir vergnügen und in einer Höhle. Nie wieder höre ich auf dieses Katzenweib!!!“

Wie eng wird es in der Höhle, und was mag Klementinchen wohl für ein festliches Mahl auftischen?

5. Dezember

Ein besonderes Festmahl

Bei der Behausung von Klementinchen angekommen gab es erst mal eine Überraschung. Der Bau war eine Höhle unter einem Baum zwischen den Wurzeln und wirkte wie ein kleines Portal. Die Wurzeln wirkten wie Säulen und es gab ein paar Nischen, die sich durchaus als Schlafplätze für Bilbo und Julchen eigneten.
Etwas weiter hinten gab es noch ein paar Höhlen, und Julchen schnupperte schon neugierig. „Was ist da denn tolles drin?“ „Keine Ahnung, ich wohne ja noch nicht so lange hier, und bisher habe ich mich nicht getraut, zu tief in die Höhlen zu gehen,“ erwiderte das Kaninchen nachdenklich. „Wir können ja ein anderes mal sehen, was da so alles versteckt ist,“ schlug sie vor. „Oh ja, bestimmt sind da noch ganz tolle Sachen zu finden!“ Julchens Abenteuergeist war wieder entfacht.

„Bevor ihr hier einen auf Schatzsucher macht, ich habe Hunger!“ Bilbos Laune hatte sich nicht wirklich gebessert, und sein Magen knurrte schon laut vernehmlich. „Ach ja, ich habe euch ja ein Festmahl versprochen. Ich teile meine Leckereien gerne mit Euch,“ strahlte Klementinchen, fing an in einer kleinen Nische zu suchen und zauberte eine Karotte raus. Stolz legte sie das Gemüse vor ihre Gäste und rannte flugs nach hinten, um noch einiges aus der Ecke zu holen. Ein paar Maiskörner, Sonnenblumenkerne, sogar einen Apfelnürsel zerrte die Kaninchendame hervor. Erwartungsvoll schaute sie den beiden Katzen in die Augen.

„Gemüse!!!“ Bilbo schaute entsetzt. Irgendwie fand er die fehlenden Fleischstücke nicht besonders erbaulich und sehnte sich einmal mehr nach Hause.
„Ich habe das alles alleine zusammengesammelt, Das war gar nicht so einfach, weil ich mich hier doch nicht so auskenne. Und bisher musste ich doch nie was für Gäste im Haus haben,“ murmelte Klementine enttäuscht.

Julchen legte schnell einen Arm um ihre Freundin und stupste sie liebevoll mit ihrem Näschen an. „Ich finde, das hast du super hingekriegt, und es ist sehr großzügig von dir, das alles mit uns zu teilen.“
Mit der Hinterpfote verpasste sie Bilbo einen kräftigen Seitenhieb. Dann setzte sie sich demonstrativ vor die Karotte und biss sich ein großes Stück ab, um es genussvoll zu verspeisen.

Wie wird sich diese kleine Gemeinschaft wohl in dem Bau vertragen? Warten noch ein paar Abenteuer auf die drei???







6. Dezember

Ein Geheimnis in der Höhle




"Na gut" dachte sich Bilbo "dann knabber ich mal auch was von der Möhre, wenn die Ladys 'nen netten Abend wollen, dann sollen sie den haben".
So richtig schmecken wollte ihm die fleischlose Kost jedoch nicht.
"Ähem, ich guck mich mal um" meinte er "und schaue, ob ich noch was... finde" flüsterte er leise hinterher und stapfte Richtung Höhlen-Inneres davon.
In der ersten Höhle gab es nichts zu finden. Die zweite roch etwas muffig, und ein paar angekeimte Nüsse regten nicht unbedingt Bilbos Fresslust an. Er zog also weiter zur dritten Höhle auf seinem Rundgang. Doch irgendwie nahm sie kein Ende. Er ging und ging und schnüffelte, und wollte grad schon wieder umdrehen, als er mit dem Kopf an etwas Weiches stieß. Erschrocken sprang er mit einem katzenbuckeligen Fauchen zurück.
Auf was war er denn gestoßen?
Angelockt von seinem Fauchen sprangen Julchen und Klementinchen herbei.
"Was fauchst du denn?" kam es wie aus einem Munde.
"Hier liegt was Weiches." stammelte Bilbo.
Julchen ging drauf zu und als Klementinchen folgte, ging auch Bilbo mit.

Was würde das wohl für ein Fellding sein, das mitten untern einem Baum in einer Höhle lag?

7. Dezember

Überraschende Neuigkeiten

Das fellige Etwas war ein kleines Etwas, ein sehr kleines, um genau zu sein. Nur Bilbo war wohl in der Lage, sich vor so einem kleinen Etwas zu erschrecken....
Das Etwas bewegte sich ganz langsam und blinzelte.

„Monster! Mörder! Totschlag!“ Laut quitschend sprang das Etwas – das sich als Streifenhörnchen entpuppte – durch die Höhle. Die drei Freunde blickten total entgeistert: Bilbo war sicherheitshalber mal verschwunden, Klementinchen kuschelte sich an Julchen, und selbst Julchen war sprachlos - allerdings nur für ungefähr zwei Sekunden.
„Wer bist DU denn? Du bist aber niedlich! Also wir sind ganz friedlich, vor uns brauchst du keine Angst zu haben. Ich bin Julchen Zaubermaus, hier neben mir ist Klementinchen Sonnenschein und der da hinten ist Bilbo Beutlin. Können wir dir helfen?“
„Schreck laß nach! Konntet ihr nicht etwas vorsichtiger sein? Bei den Hörnern, was hab ich mich erschreckt! Also nein, Angst habe ich vor euch nicht, ihr wurdet mir ja angekündigt. Ich bin Mariechen Goldschatz. Schön, dass ihr endlich da seid!“

„Angekündigt?“ Julchen schaute verwundert. Bilbo kam zögernd näher, irgendwie reizte ihn dieses komische Horn.
„Ja sicher.“ Mariechen blickte fragend in die Runde.
„Ihr seid doch hierhergekommen wegen der Schatzsuche, oder etwa nicht? Eine große Schatzsuche hier im Wald, fünf ungewöhnliche Gefährten, die auserwählt sind, den Schatz zu heben. Hier sollte der Treffpunkt für vier von uns sein. Ich bin wohl eingeschlafen, Hörnchen machen ja eigentlich Winterschlaf um diese Zeit....*gääääähn*“

„Ach so ist das! Dann war unser Zusammentreffen gar kein Zufall, sondern Bestimmung? Und eine Schatzsuche – wie aufregend!“
Julchen und Klementinchen gerieten ganz aus dem Häuschen.
„Tja, aber wir sind nur vier.“ Bilbos Neugier war zwar durchaus geweckt, aber wer wusste schon, was da noch kam: Wackelnasen und Hörner – wie mochte da wohl das fünfte Mitglied aussehen.....

Tja, eine gute Frage: wer ist der fünfte ungewöhnliche Gefährte? Hat er oder sie wohl auch eine Schatzkarte? Und wo finden die Freunde Nr. Fünf?






8. Dezember

Die Prophezeihung

"Was sagt denn die Prophezeihung über den fünften Kameraden?" wollten nun auch Julchen und Klementinchen wissen.
Das Mariechen gähnte nochmal herzhaft, bevor es zu erzählen begann:
"Ja, also, es geht die Legende, dass im Sechzehn-Trauben-Wald seit 484 Jahren ein Schatz vergraben liegt. Der Schatz kann nur von fünf Tieren gemeinsam gefunden werden, am besten fünf verschiedene." Sie schnupperte kurz ihren neuen Kameraden entgegen und meinte dann: "Ein Häschen und ein Kätzchen und einen Kater haben wir, naja ihr seid zwar beide Katzen, aber ein Junge und ein Mädchen. Ich denke, das zählt auch...ich hoffe es jedenfalls" murmelte sie noch leise hinterher. Und wieder lauter: "naja, jedenfalls, fünf Tiere, mit mir als Hörnchen, sind wir dann erst vier.
Soweit ich die Legende richtig im Kopf habe, und das ist zur Winterschlafenszeit gar nicht so einfach..." die kleine Hörnchen-Dame gähnte herzhaft "fehlt uns noch ein gefiederter Begleiter."
"WAS?" riefen die drei anderen wie aus einem Munde. "Ein Federvieh? Oh nein, am Ende mag es uns Fellknäuel zum Fressen lieber?".
In diesem Moment rief es vom Eingang der Höhle suchend ti ti ti. Mit erschrockenen Augen sahen sich die vier an.



Was würde sie erwarten, wenn sie nach draußen traten? Ein Freund? Ein Freßfeind?

9. Dezember

Nummer Fünf lebt!

Julchen schlich sich vorsichtig in Richtung Höhleneingang. Die drei anderen schauten ängstlich hinterher.
Die Katzennase lugte langsam aus der Höhle raus. Dann traute Julchen sich, auch noch den Kopf rauszustrecken.
Um bei dem Anblick laut aufzulachen. Erschrocken flog ein Wellensittich auf den nächsthöheren Ast. „Hilfe! Eine Katze! Rettet euch! Die fressen Vögel!“



„Keine Sorge, ich tu dir nichts. Du hörtest dich so an, als ob du was suchen würdest. Kann ich dir helfen?“
„Ich hatte geträumt, dass ich hier Freunde finde. Und weil ich mich hier in dem Wald alleine fühle, dachte ich, daß wäre eine gute Idee.“

Julchen setzte sich vor den Baum, und langsam trauten sich die anderen auch raus. „Vielleicht solltest du uns treffen? Ich bin Julchen. Das sind Bilbo, Klementinchen und Mariechen. Wir sind wohl auf Schatzsuche und brauchen einen gefiederten Freund. Wer bist du denn?“ „Peter werde ich genannt,“ sagte der kleine hellblaue Vogel. „Irgendwie bin ich aus dem Fenster von meinem Menschen geflogen und habe nicht mehr zurück gefunden. Und seit ein paar Tagen bin ich in diesem Wald.“
Mariechen schaute sich ihre neuen Freunde an. „ Ist euch schon aufgefallen, dass wir alle keine echten Waldbewohner sind? Ich bin auch vor einigen Tagen aus dem offenen Fenster geklettert, weil es hier draußen so verführerisch roch, und dann bin ich hier in dem Wald gelandet. Und da fand ich ganz schnell diese gemütliche Höhle.“

„Das ist ja wirklich komisch, mir ging es so ähnlich. Ich habe meinen Stall im Garten von meinen Menschen. Und vor drei Tagen hatte der Junge die Tür nicht richtig zugemacht. Und auch ich habe den verführerischen Duft von diesem Wald geschnuppert und konnte irgendwie nicht widerstehen. Als ob wir wirklich die Prophezeihung erfüllen sollen,“ sagte Klementinchen nachdenklich.

„So ein Blödsinn,“ polterte Bilbo los. „Ich habe nur auf die verrückten Ideen von dieser Katzendame gehört und bin dann bloß mitgetrottet. Diese Frau kann man doch keinen Augenblick alleine lassen. Ich rieche keinen verführerischen Wald, sondern träume von Pute in delikater Jelly!“ Mißmutig drehte Bilbo sich um. Doch Julchen ließ sich nicht beirren und knuffte ihren Kumpel leicht in die Seite. „Du hast noch vor einer Woche gemault, daß dir langweilig ist. So im Winter wäre nicht viel los. Und jetzt haben wir eben zu fünft eine tolle Action. Lass uns doch einfach mal sehen, was passiert.“

Was mag da wohl auf das Quintett zukommen? Wo führt sie der Weg hin?



10. Dezember

Ein Rätsel

Die fünf beschlossen, zunächst mal zu frühstücken: Klementinchen und Julchen knabberten eine Möhre, Mariechen teilte die Körnchen und Sämereien, die sie in ihren Backentaschen hatte, großzügig mit Peter, nur Bilbo war – angesichts fehlender „Grillhäppchen in Sauce“ mal wieder Totalverweigerer.
„Wie sollen wir denn weitermachen? Wir brauchen doch irgendwie eine Schatzkarte, so was haben die in den Büchern immer.“ meinte Klementinchen.
„Ja, da habe ich eine Vermutung: auf dem Weg hierher habe ich in einem Baum was gesehen, das sieht verdächtig danach aus.“ Peter hibbelte herum, konnte es kaum erwarten, die neuen Freunde zu seiner Entdeckung zu führen. Gesagt, getan, das Quintett machte sich auf den Weg.

Tatsächlich lugte hoch oben in einer großen Tanne so etwas wie ein Papierfetzen hervor. Peter machte sich gleich an die Arbeit, und mit viel Schnabelgefühl flatterte kurz darauf der Zettel nach unten. Schnell schnappte Julchen danach, damit er nicht naß wurde.
Zurück in der Höhle, konnten es die Freunde kaum erwarten, sogar Bilbo ergriff die Neugier. Es war tatsächlich eine Schatzkarte! Sie zeigte den Wald, Pfade und Bäume, einen kleine Fluß und – viele weiße Felder...

„Laßt mal sehen, das kenne ich doch.“ Mariechen hüpfte auf die Karte. Uuiiijjj, was passierte da? Die Karte begann zu leuchten, eine Schrift wurde deutlich:

Hilfe und Rat findet ihr bei der Roten
Tief unter der grünen Tann´
Sie spielt den Boten
Auf nun, Freunde, bis dann!

Die Freunde schauten sich ratlos an: die Rote? Eine grüne Tanne – bei dem Schneegestöber?

Mariechen hatte die Lösung: „Ja klar! Als ich hergelaufen bin, habe ich einen großen Hang gesehen, unter dem wachsen kleine Tannen. Der Hang hängt soweit über, da kommt kein Schnee hin. Nur..... es ist soooo weit.....Und ich bin soooo müde gäääähn*“
„Eben, deshalb bleiben....“ Ein vernichtender Blick von Julchen ließ Bilbo mitten im Satz verstummen.
„Kein Problem: du beschreibst Peter den Weg, er fliegt voraus, und wir können laufen. Ich trage dich, Mariechen, vertrau mir.“ Praktisch wie immer, ergriff Julchen die Initiative und Mariechen gleich mit und stapfte, gefolgt von den anderen, aus der warmen Höhle Richtung Norden.
Das Abenteuer konnte nun richtig beginnen!

11. Dezember

Mit letzter Kraft

Die fünf Freunde trotteten in Richtung der Tannen. Mittlerweile hatte starker Schneefall eingesetzt, und sie sahen kaum die Hand vor Augen. Peter fing als erstes an zu schimpfen: „ Ich komme bei diesem Schneetreiben nicht weiter, meine Flügel werden so schwer!“ Er nahm alle Kraft zusammen. Doch dann machte es plumps, und er landete mitten im Schnee. Fast wäre Bilbo noch auf ihn getreten, wenn Peter nicht laut geschrien hätte. Bilbo schaute sich den völlig vom Schnee zerzausten Vogel an. Dann hielt er dem Wellensittich seine Pfote hin. „Dann komm schon, auf meinem Rücken ist auch noch Platz für einen strubbeligen Vogel,“ grinste der Kater. Peter nahm die Hilfe dankbar an, und als er gerade am Kopf von Bilbo vorbei kletterte, zwickte er der Katze vorwitzig ins Ohr. Da bahnte sich die nächste richtige Freundschaft an!

Während dessen kämpften sich die Tiere weiter durch den Schnee. Mariechen klammerte sich am Nacken von Julchen fest, und Klementinchen hatte ihre langen Ohren ganz flach angelegt. Der Weg war länger als am Anfang gedacht. So langsam schwanden die Kräfte, die Katzen und das Kaninchen schnappten schon vernehmlich nach Luft. Als Julchen schon zweifelte, ob das wirklich so eine gute Idee war, tauchte endlich der kleine Tannenwald auf. Völlig erschöpft krochen die Tiere erst mal unter die Tannen, um sich von dem Schneefall zu erholen.
Während die großen Vierbeiner sich ausruhten, fing Mariechen an, die Umgebung nach was Rotem abzusuchen. Hektisch lief sie unter den Tannen hin und her. Irgendwo musste doch ein Hinweis sein! Und da, auf dem Boden schräg unter einem Tannenast sah sie was. einen leuchtend roten Bauch. Aufgeregt lief sie hin. Dort lag ein kleiner Dompfaff. Mißtrauisch schnupperte sie an dem Federkleid. Der Vogel atmete, war aber bewußtlos. „Hallo! Hilfe! Leute kommt mal, hier liegt jemand!“ rief das Hörnchen so laut sie konnte nach ihren Freunden.

Was war passiert? Wieso lag der kleine Vogel so mitten im Unterholz? Kann er helfen, das Rätsel zu lösen?






12. Dezember

Noch mehr Fragen!




Mariechen beugte sich über den bewusstlosen kleinen Dompfaff. Die anderen waren zwischenzeitlich herbeigeeilt und bildeten einen Kreis um den Kleinen.
"Das soll der Rote sein?" fragte Bilbo ungläubig. "Ich hatte an was Großes gedacht."
"Hm..." "Ja..." "Stimmt." murmelten die anderen zustimmend.
"Was tun wir den jetzt?"
"Wie bekommen wir ihn wach?"
"Ob er wirklich weiß, was wir wissen wollen?" ......
Einem nach dem anderen sprudelte eine Frage heraus. Es miaute, tsiepte und mümmelte durcheinander, als plötzlich ein Stöhnen zu vernehmen war. Schlagartig waren alle still.
"Mensch, was macht Ihr denn für einen Krach hier?"
"Bist DU der Rote tief unter der grünen Tann'?" konnte Julchen nicht mehr an sich halten.
"Hä?" der kleine Dompfaff guckte in die Runde, als hätte jemand nahuatl mit ihm gesprochen. "Was quatschst du denn da?"
"Naja, wir sind auf der Suche nach dem Schatz im Sechzehn-Trauben-Wald. Und auf der Schatzkarte steht, wir sollen den Roten..." "Ja, das sagtest du bereits..., unter der grünen Tann' fragen." unterbrach der Dompfaff Julchen.
"Wer seid Ihr überhaupt?" fragte er.
Alle nannten ihre Namen und der Dompfaff stellte sich als Diego vor.
"Diego, was ist eigentlich passiert? Geht es dir gut? Wir haben dich bewußtlos hier unterm Baum gefunden. Und...".
"Ja? Äh? Ich? Bewußtlos unterm Baum? Wie kommt Ihr denn darauf?"

Ja, wie kamen sie darauf? Hatte er vielleicht nur geschlafen?

13. Dezember

Was die Schatzkarte enthüllt

„Ich hab´geschlafen. Durch eine alte Fußverletzung kann ich mich nicht so gut auf den Ästen festhalten, da fall´ich schon mal runter. Und nein, ich bin nicht der Rote, aber meine Freundin, die Rote Berta, hat mich beauftragt, auf euch zu warten, um euch weiterzuhelfen.“



„Wer ist die Rote Berta?“ Julchen war neugierig, wie immer.
„Die Rote Berta ist eine Füchsin, die das Waldgebiet rund um unsere Tannen bewacht. Sie wurde zu einer dringenden Mission gerufen. Nun kommt aber erst mal in die warme Höhle, dort können wir uns stärken.“
Stärken klang gut, fand Bilbo, und so stapfte er als Erstes hinter Diego her.
„Du bist mit einer FÜCHSIN befreundet?“ Klementinchen war sprachlos.
„Klar, schon seit einigen Jahren.“ Diego schaute die fünf belustigt an: „Komisch nich`, wo ihr doch so ein 08/15- Normalo- Quintett seid“.

Die Tiere waren ganz aufgeregt, wie es bei der Schatzsuche weitergehen würde, aber angesichts der köstlich gedeckten Tafel in der Höhle machten sie es sich erstmal gemütlich: es gab frische Körnchen für Peter, frisches Gemüse und Obst für Klementinchen, endlich die (zumindest von Bilbo) sehnsüchtig erwartete Fleischmahlzeit und Lecker-Mehlwurm für Mariechen. Diego erzählte viel über den Wald und das Leben dort; so verging die Zeit wie im Flug.

„Nun zeigt mal eure Schatzkarte.“ forderte Diego die Freunde nach dem Essen auf. Während Mariechen die Karte aus ihren Backentaschen kramte, musterte Diego die fünf nachdenklich.
„Bilbo, schau mal hier, erkennst du irgendwas davon?“ wandte Diego sich an den Kater. Bilbo beugte sich über die Karte und berührte dabei zufällig mit seiner Nase ein weißes Feld.
Und wieder geschah es: die Karte begann zu leuchten und eine geheimnisvolle Schrift erschien:

Seerosen und Lilien blüh´n am Schauerteich zum Mühlenfürst, jetzt zugefroren
Dort treffet den Dachs, auserkoren
Der Dachs spinnt Geschichten, mitnichten
Doch hilft er auch weiter?
Aber sicher, seid heiter!
Auf nun, mit fröhlich Gesang
Lauft zu, Freunde, nur keine Bang!

Eijeijei, das war wieder kompliziert....Gottseidank hatten sie ja Diego, der sich so gut auskannte.
„Du wirst uns doch begleiten, oder?“ Mariechen schaute hoffnungsvoll, irgendwie gefiel ihr Diego besonders gut
„Mmmhhh, eigentlich ist das nicht vorgesehen....Aber ich denke, eine Ausnahme läßt sich schon einrichten. Und bis zum Dachs kann ich auf jeden Fall mitkommen.“

Alle strahlten, sie hatten Diego richtig ins Herz geschlossen. Gut gerüstet machte sich die kleine Gesellschaft auf den Weg. Ach ja, und singen sollten sie ja auch was....
„Laßt uns froh und munter sein, und uns in den Herrn erfreu´n, lustig lustig, trallarallala.....“ schallte es fortan durch den verschneiten Wald.


Welches Geheimnis hilft der Dachs zu enthüllen? Ob Diego die Gemeinschaft doch weiter begleiten darf?



14. Dezember

Von Frauen und Teichen

Bis zu Schauerteich waren es noch zwei Stunden durch den Schnee. Wenigstens hatte das Schneetreiben aufgehört, und die Truppe kam für die Umstände ganz gut voran. Julchen ging vor mit Mariechen und Diego auf dem Rücken. Dann folgte Klementinchen, und zum Schluß ging Bilbo mit Peter auf der Schulter. Der Kater und der Wellensittich plauderten eine ganze Weile über Frauen und wie kompliziert diese waren. Klementinchen hörte so einige Gesprächsfetzen. „ Die braucht immer ewig mit dem Putzen und wenn sie fertig ist, dann darfst du dich gerade mal zwei Minuten deiner Morgentoilette widmen, dann wird schon gemault warum ich nicht fertig bin, sie will doch spielen.“ „Ja und wenn du dich dann mal über das Gehetze beschwerst, dann kriegste gleich einen auf den Deckel, weil du ein Spielverderber bist. So was kenne ich aus meinem Vogelbauer, da sind auch noch drei recht anstrengende Damen.“ „Drei???? Du Ärmster, mir reicht Julchen, die ist anstrengend für drei!“
Klementinchen gab nur ein „Pfft“ von sich und sorgte dafür, dass sie mit Julchen auf einer Höhe war, um mit ihr fröhlich zu singen.

Diego und Mariechen kuschelten sich dicht beieinander und tuschelten ein bisschen, wobei man den Eindruck bekommen konnte, daß das Streifenhörnchenmädchen leicht errötete.




So verging wieder die Zeit wie im Fluge, und irgendwann stand die bunte Gesellschaft am Schauerteich.
„Der Dachs wohnt da drüben, neben der Weide.“
„Oh Mann,“ stöhnte Bilbo,“ da müssen wir um den ganzen Teich wandern. Das dauert ja noch mal eine Stunde.“
Julchen schaute sich das Ganze in Ruhe an. Mit ihrer Tatze tastete sie die Wasseroberfläche ab. Der See war gefroren. Mutig sprang sie auf die Eisfläche. Diego flatterte vor Schreck nach oben, Mariechen krallte sich verängstigt am Nackenfell von Julchen fest und kniff die Augen zu, weil sei Angst hatte, ins Wasser zu fallen.
Doch nichts passierte! Mariechen öffnete erst vorsichtig ein Auge und dann mutig das andere. Julchen stand mitten auf dem Wasser und sah triumphierend zu ihren Freunden an Land. „Wir nehmen die Abkürzung,“ grinste sie.
Peter und Diego sahen sich an. „Wir fliegen lieber, dann sind wir sicherer,“ zwinkerte der Dompfaff dem Wellensittich zu.

Klementinchen sah noch etwas unschlüssig aus. „Wir das Eis uns alle tragen? Ich mag nämlich nicht in das kalte Wasser einbrechen.“ Aber dann vertraute sie ihrer Freundin und hüpfte zu Julchen auf das Eis.
„Komm schon Bilbo, oder willst du da festwachsen?“ rief die Katze und Bilbo tapste brummend auf den See. „Weiber, immer muss Mann machen, was Frau sagt. In meinem nächsten Leben werde ich eine Katze.“

Werden die Freunde sicher zur anderen Seite kommen? Und wie wird der Dachs helfen können?

15. Dezember

Gefährliche Wege und müde Ratgeber

Durch sein Gestampfe knackte das Eis unter Bilbos Pfoten...
Julchen, Mariechen und Klementinchen blieben wie angewurzelt stehen und lauschten. Das Knacken verstummte.
"Bilbo..., bitte..., geh behutsam übers Eis oder wir alle gehen hier noch eisbaden, wenn Du so trampelst." herrschte Julchen ihn an. "Menno, du bist doch kein Elefant..." murmelte sie noch leise hinterher und schlich dann sachte mit den anderen beiden weiter.
Während die Vierbeiner noch übers Eis unterwegs waren, waren die beiden gefiederten Freunde schon auf der anderen Seite des Schauerteichs angekommen.
"Komm Peter, lass uns schon mal nach dem Dachsbau Ausschau halten" meinte Diego und hüpfte unter den Bäumen entlang. Peter folgte dem Dompfaff flatternd.
"Hey Diego...schau mal da, zwischen diesen zwei mächtigen Eichen. Sind das Dachstritte?" tirillierte Peter.
Diego hüpfte näher und untersuchte die kleinen Löcher im Boden.
"Ja, du könntest Recht haben."




Zwischenzeitlich hatten die fellbekleideten Freunde das Eis hinter sich gebracht und waren zu Peter und Diego gestoßen.
"Hm...ja..." meinte Mariechen, "das riecht nach Dachs. Ich geh mal 'Hallo' sagen. Wer kommt mit?"
Julchen sprang elegant an Mariechens Seite, und somit war das klar.
"Ihr anderen wartet, und wenn wir in 5...äh nee, besser 10 Minuten nicht wieder da sind, kommt bitte nach, uns helfen. Wenn der Dachs schon Winterschlaf hält, kriegen wir ihn vielleicht nicht alleine wach. Nicht wahr, Mariechen?" singsangte Julchen augenzwinkernd.

Die beiden Mädels gingen auf den Eingangsbereich des Dachsbaus zu, der genau zwischen den beiden sich fast berührenden Eichenstämmen lag. Es ging erstmal steil bergab, ehe Julchen und Mariechen in der leeren Wohnhöhle ankamen. Die beiden sahen sich um und entdecken weiter hinten ein Stück gescheckertes Dachsfell in einer weich gepolsterten Schlafhöhle. Ein leiser Seufzer entfuhr Mariechen, als sie dieses gemütliche Nest sah.
Die beiden Damen durchquerten die Höhle und traten näher. Mariechen ging einmal um ihn herum, um zu erkunden, wo er denn sein Gesicht versteckt hatte. Julchen begann leise zu schnurren, und Mariechen zupfte sanft an des Dachses Fell. Er regte sich ein bißchen, um im nächsten Moment, einen tiefen Schnarcher hören zu lassen.
Julchen schnurrte lauter, und Mariechen zupfte fester, nun auch an einem der Barthaare. Der Dachs wackelte kurz mit der Nase und rollte sich tiefer ein.
"Na gut", murrte Mariechen, "Du wolltest es nicht anders, lieber Herr Dachs."
Sie nahm je drei Barthaare in ihre Pfötchen und setzte ihre Zähnchen an die Dachsnase. Dann zog und kniff sie etwas stärker an den Barthaaren und der Nase.
"Auampf...autsch..." schreckte der Dachs hoch und sah die beiden Besucherinnen verschlafen an. Herzhaft gähnend fragte er: "Wer seid Ihr denn?"
"Ich bin Mariechen und das ist meine Freundin Julchen, und draußen vor der Höhle warten noch Klementinchen, Bilbo, Peter und Diego. Wir suchen dich, um dich um Hilfe bei der Suche nach dem Schatz im Sechzehn-Trauben-Wald zu bitten. Wie heißt du denn eigentlich?"
Der Dachs schüttelte verschlafen den Kopf über soviele aneinandergereihte Worte kurz nach dem Aufwachen. Wieder musste er ausgiebig gähnen.
"Ich bin Grimbart" nuschelte er noch ganz verschlafen. "...und normalerweise schlafe ich meinem wohlverdienten Winterschlaf um diese Jahreszeit." Immer noch schläfrig guckte er die beiden nun etwas genauer an.
"Sechzehn-Trauben-Wald? Schatz? sagt Ihr?" fragte er nochmal kurz nach.
"Bevor wir darüber reden, bittet erstmal noch den Rest Eurer Bande herein, ohne eine gute Stärkung erzählt es sich so schlecht. Ich muss erstmal wieder ein bißchen Leben in meinen winterschlaf-müden Körper bekommen."
Daraufhin sprang Julchen in Richtung Ausgang, um die anderen zu holen, während Grimbart sich aus seinem kuscheligen Bett schälte und in die Wohnhöhle schlich.

Was würde er wohl zu erzählen haben?
Würde er entscheidende Hinweise für die fünf Freunde haben?



16. Dezember

Neue Rätsel und kein Ende ...


Alle kamen neugierig in die Höhle. Hier waren wie von Zauberhand schon die köstlichsten Sachen für jeden Geschmack aufgetischt. Die Gemeinschaft kuschelte sich eng zusammen, alle schmatzten, es wurde gesungen – Grimbart kannte aber auch zu schöne Weihnachtslieder! – und erzählt: die Tiere erfuhren wieder viel über den Wald und das Leben dort.

„Nun lasst mal * gäääähn * eure Schatzkarte sehen.“ forderte Grimbart die Freunde auf.
„Gerne! Mariechen, hole doch mal die Karte hervor.“ Julchen sah sich strahlend nach der Freundin um.
„Mariechen? Mariechen???“ Das Mariechen war weg! Ein kurzer Blick in die Runde – auch von Diego keine Spur....
„Schau´n wir doch mal nach“ grinste Grimbart und verschwand Richtung Schlafhöhle. Und richtig: Mariechen hatte das weiche Nest gesehen.... auch Hörnchen machten ja eigentlich um diese Zeit Winterschlaf..... nur fünf Minuten.....und Diego wollte seine Liebste nicht alleine lassen.

„FRÜHLING“ brüllte Grimbart, so dass die beiden fast an die Höhlendecke flogen vor Schreck.
„Wäääh“ „Haahhh?“ unter unverständlichem Gestöhn polterten die beiden in die Wohnhöhle, wo Mariechen – besänftigt durch Kürbiskerne und Mandeln - die Schatzkarte aus der Backentasche kramte.
Diesmal war es an Peter, die Karte zu betrachten und wie zufällig mit der Schwanzspitze ein weißes Feld zu berühren.
Wieder geschah es: die Karte leuchtete und eine magische Schrift erschien:

Bei Schnörkels Weidengebüsch in der Grube
Der Eingang zu sehen in der Sonne Zenit
Werdet ihr finden Minnas Stube
Minna liebt Kuchen, bringt welchen mit!
Auf nun, Freunde zu siebt, mit lustigen Liedern und frohem Gemüt,
Und schaut, was euch bei Minna der Grauen blüht!

Uijuijui, das wurde ja immer schwerer... Und Kuchen? Wo sollten sie bloß Kuchen herbekommen?
Doch Grimbart wusste Rat: „Da fragen wir einfach Elvira, die klaut alles, die hat bestimmt welchen.“

Schnell flitzten die Freunde aus der Höhle zu einer riesigen Fichte, dort wohnte Elvira, eine – wie könnte es anders sein? – Elster.
„Kuchen? Kuchen? Mmmhhh, lasst uns mal den Kuchen suchen.....“ Elvira freute sich, den lustigen Gesellen helfen zu können, und verschwand in ihrer Räuberhöhle am Fuß der Fichte. Es dauerte eine Weile, schließlich musste zwischen rostigen Schrauben bis Weihnachtskugeln gründlich gesucht werden.
Doch Elvira wurde fündig, ein verpackter Marmorkuchen kam ans Licht: „Den könnt ihr nehmen. Ein bisschen angestaubt *pust * und nicht mehr ganz frisch (genauer gesagt, seit drei Jahren abgelaufen), aber ihr könnt ja vom Kuchen ablenken, für gute Geschichten tut Minna alles.“

Grimbart schaute nochmals in seiner Höhle nach dem Rechten, dann waren die Freunde gerüstet, es konnte losgehen!
Bilbo wünschte so sehr, Grimbart könne sie begleiten, er mochte den etwas ruppigen Dachs auf Anhieb. Aber es sollten doch nur fünf Freunde den Schatz finden.... und sie waren doch schon sechs... und wenn der Schatz nun eine Jahresration Sheba wäre..... das konnte man doch nicht riskieren.....

Bilbo war so hin- und hergerissen. Obwohl - eigentlich war ihm der Schatz mittlerweile ziemlich egal: war es nicht einfach toll, mit so vielen lieben Gefährten so lustig durch den Wald zu ziehen und Abenteuer zu erleben? Das würde sicher auch der Schatzverstecker einsehen!
Ja und – hatte er eigentlich richtig zugehört, als der komische Reim vorgelesen wurde? Hieß es da nicht „Freunde zu siebt“? Klar, so war´s!

Fröhlich schloß Bilbo zu Grimbart auf, der die Gesellschaft anführte, die schon dabei war, die neu gelernten Weihnachtslieder zu singen: „Bald nun ist Weihnachtszeit, fröhliche Zeit, jetzt ist de Weihnachtsmann gar nicht mehr weit.......“


Welches Abenteuer erwartet die Freunde auf dem Weg zu Minna? Wird sich Minna mit dem alten Kuchen bestechen lassen?

17.Dezember

Ein schrecklicher Traum!

Während die Truppe fröhlich die Weihnachtslieder sang, machte Mariechen es sich auf Julchen gemütlich. Der kleine Schlummer in der Dachshöhle war soooo schön, und eigentlich könnte sie es sich doch zwischen Julchens Ohren bequem machen. Das schaukeln durch Julchens wiegenden Gang machte Mariechen schläfrig und sie schlief langsam ein. Ach, träumte sie schön von Bäumen und Nüssen in einer kleinen Höhle! Und von so leckeren Granatapfelkernen, die sie für ihr leben gerne aß.

Während sie diese Kerne genoß, hörte sie ein lautes Poltern und brummen in ihrem Rücken. Langsam drehte sie sich um.
Ein großer Schatten warf sich über das Streifenhörnchen. Vor Schreck war sie regungslos und wagte kaum zu atmen. Die riesige Gestalt bückte sich zu ihr nieder. Zwei große Augen starrten sie an.




Plötzlich fing das unheimliche Wesen an zu brüllen. Mariechen wollte nur noch rennen, aber sie kam irgendwie nicht von der Stelle. Mit aller Kraft strampelte die Hörnchendame auf der Stelle. Nur noch ein Gedanke: FLUCHT!!!
Auf einmal spürte sie, wie der Boden unter ihren Füßen bebte. Mariechen verlor den Halt und stürzte mit einen lauten Schrei in die Tiefe!!!
Und dann schlug sie auf. Sie fiel eine weiche Wolke und fühlte sich in Sicherheit. Aber irgendwie fühlte sie sich komisch. Die Wolke war so kalt und so nass!!!

„Mariechen! Aufwachen!“ irgendwer rüttelte an ihr, und sie schlug die Augen auf. Diego haute ihr immer wieder die Flügel um die Ohren. Über ihr erschien das lachende Gesicht von Grimbart. „Na da will sich wohl jemand in den Winterschlaf stehlen.“ Julchen schimpfte im Hintergrund: „Das muss aber ein wilder Traum gewesen sein, so wie du mir die Ohren angekratzt hast.“
Mariechen schüttelte sich und stand langsam auf. Betreten schaute sie ihre Freundin an. „Es tut mir so leid, aber da war ein großes Monster, und das wollte mich fressen,“ sagte sie betreten. „Es war so echt und beängstigend.“
„Vielleicht war das ein Zeichen? Eine Warnung oder so,“ grübelte Klementinchen. „Was genau hast du denn geträumt?“ Mariechen erzählte ihren Traum, und ihre Freunde staunten und zitterten mit ihr mit. Grimbart rieb sich seinen Bart. „Wir sollten das nicht auf die leichte Schulter nehmen. Ich habe auch schon was von einem großen Tier im Sechzehn-Trauben-Wald gehört. Lasst uns bloß vorsichtig sein.“

Langsam ging die Gemeinschaft weiter. Aus Sicherheitsgründen wurde nicht mehr gesungen, bis sie bei Schnörkels Weidengebüsch ankamen. Die Freunde waren schon die ganze Nacht unterwegs gewesen, und so langsam lugte die Sonne durch die Äste des Gebüsches. Bilbo gähnte herzhaft. „Ich glaube, wir sind etwas zu früh hier. Hieß es in dem Gedicht nicht, wir werden erst Mittags den Eingang finden?“
Es gab ein zustimmendes Gemurmel. Irgendwie musste die Zeit bis zur Mittagssonne überbrückt werden.
Bilbo machte es sich in einer Kuhle gemütlich. „Lasst und noch ein bisschen ausruhen. So eine Abenteuerreise ist echt ermüdend.“
Die Anderen folgten seinen Beispiel und machten es sich gemütlich. Und dösten ein bisschen. Nur Mariechen mochte nach ihrem Alptraum nicht mehr ruhen. Sie meldete sich freiwillig zur Wache.
Natürlich wollte Diego seine Herzensdame mit dieser verantwortungvollen Aufgabe nicht alleine lassen. Und so unterhielten sich die Tuteltäubchen ganz leise, während die Gefährten sich ausruhten.

Wie wird wohl die Begegnung mit Minna werden? Werden die Freunde einen Schatz finden? Und war ist mit dem Traum? War es eine Warnung oder nur ein harmloser Traum?




18.Dezember

Otto - zu euren Diensten


Am nächsten Morgen sah die Welt schon wieder ganz anders aus: sie war natürlich immer noch weiß, tief verschneit, zugefroren, nebelig – kalt, aber die Tiere hatten sehr gut geschlafen, die Sonne lugte schon ein bisschen hervor und verhieß mehr, und Mariechen und Diego – also das kommentieren wir mal nicht.....
Alle hatten zwar gewaltigen Hunger, aber bis zu Minna konnte es nicht mehr weit sein, und nach kurzer Beratung kamen die Freunde überein, den Weg ohne Frühstück fortzusetzen. Aus ihren Erfahrungen der letzten Tage hofften sie, bei Minna bewirtet zu werden.

Fröhlich singend und plappernd marschierte die Gemeinschaft durch den hohen Schnee. Besonders gut kamen sie nicht voran, und der wieder einsetzende Schneefall tat ein Übriges, die Sicht zu trüben.
Da plötzlich verdunkelte sich der Himmel, etwas großes, wie eine Wolke senkte sich über die Tiere!
Mariechen schrie: „Der Traum! Das Ungeheuer kommt! Hiiiilfe!“
Oh nein, das konnte doch nicht sein! Die Tiere waren wie erstarrt, alle drückten sich platt in den Schnee, in der Hoffnung, von dem Was- Auch-Immer nicht gesehen zu werden.
Was natürlich Blödsinn war, denn Otto, so der Name des wunderschönen Habichts, hatte sie natürlich gesehen, und nicht nur gesehen, sondern auch gesucht – sonst wäre er ja schließlich nicht hier, oder?

Otto überflog die Gemeinschaft und kam knapp vor ihnen zur Landung, die großen Flügel weit ausgebreitet. Mit seinen kleinen, aber sehr scharfen Augen musterte er die verschreckten Tiere – wer würde wohl am besten schmecken?
„Ich will nicht gefressen werden, ich will bei meinem Diego bleiben“, jammerte das Mariechen, es hatte doch solche Angst. Diego breitete fürsorglich die kleinen Flügel über seine Liebste und versuchte, einen kampfbereiten Eindruck zu machen. Angst hatte er nämlich auch, genauso wie die anderen. Selbst Julchen war mal ganz still und platt im tiefen Schnee. Bilbo war unsichtbar verschwunden, Grimbart näher an Klementinchen gerückt, und Peter hatte sich in ein nahes Gebüsch gerettet, war aber bereit, jederzeit einzugreifen.

„Nur keine Angst, du bist viel zu dürr, so was esse ich nur im Notfall. Das fette Kaninchen dahinten sieht schon besser aus“, tönte die tiefe Stimme des großen Vogels durch den Wald.
„DENK NICHT MAL DRAN! SCHWÖRE SOFORT BEI DER GROSSEN BASTET, NIEMANDEM VON UNS ETWAS ZU TUN, AM ALLERWENIGSTEN KLEMENTINCHEN UND MARIECHEN!“ In einem Anfall von Mut schoß Bilbo aus dem Gebüsch und plusterte sich zu voller Größe vor dem Riesen auf – gar nicht so leicht, wenn man naß vom Schnee war.
Aber wirksam!
„Ups, Herr Beutlin, war doch nur Spaß! Ich war auf der Suche nach sieben ungewöhnlichen Gefährten, und ungewöhnlicher als ihr geht wohl nicht, also müsst ihr die Gesuchten sein. Ich sehe aber nur vier, wo ist denn der Rest?“
Otto ließ den Blick seiner gelben Augen schweifen und flugs krabbelten alle aus ihren Verstecken.
„Wer bist du denn, himmeldiewutz, hast du uns erschreckt!“ Julchen traute sich jetzt doch, ihrer Neugier mal wieder nachzugeben.
„Ich bin Otto, zu euren Diensten“, der Habicht machte dabei eine kunstvolle Verbeugung mit einem seiner riesigen Flügel vor dem Gesicht.
„Und meine Dienste werdet ihr brauchen, denn der Steg über die Schlucht zu Minna ist gestern unter dem Schnee zusammengebrochen. Da kommt ihr so nicht drüber. Minna schickt mich, euch rüberzufliegen. Wir sollten uns mal lieber auf den Weg machen, Minna wartet nicht gerne mit dem Essen.“

Wartet nicht gerne mit dem Essen – na, das konnte man so und so auslegen, dachte sich Mariechen, immer noch sehr ängstlich. Gut, dass die Freunde bei ihr waren und sich auch Bilbo so mutig zu ihrer Verteidigung bereitfand.
Schnell schlossen sie und Diego zu der immer größer werdenden Gruppe auf, der nächste Schritt im Abenteuer war angebrochen.

19. Dezember

Einer flog über die Kuckucksschlucht

Die Gemeinschaft stiefelte und stapfte noch eine ganze Weile durch den Schnee – von wegen nicht mehr weit – begleitet von stetig rieselnden Flocken. Schließlich kamen sie zu einer Schlucht, einer sehr tiefen Schlucht; gegenüber auf einer Lichtung musste sich Minnas Stube befinden.

„Na, da musst du aber oft fliegen, um uns alle hinüberzubringen. Gibt es denn keinen anderen Weg, der Wald geht doch dahinten weiter? Das ist doch bestimmt anstrengend für dich“, meinte Julchen mitleidig in Richtung Otto.
„Nein, ich muß nicht oft fliegen, und doch, es gibt einen anderen Weg, aber das würde uns bestimmt zwei Tage kosten, und nein, so anstrengend ist es nicht für mich“, antwortete Otto, der sich denn doch sehr geschmeichelt fühlte ob Julchens Sorge um ihn.
„Wir werden uns jetzt einfach mal organisieren. Julchen und Bilbo, ihr könnt doch sicher den Nackengriff, mit dem Katzen ihre Kinder tragen: Julchen, du nimmst Klementinchen, Bilbo du Grimbart. Das Mariechen kann sich auf meinen Rücken setzen, ebenso Peter und Diego. Ich trage dann Julchen und Bilbo – voilá nur ein Flug!“
Otto war herzensgut, aber ein klitzekleinbißchen faul, und ein Weg mehr als nötig, das kam gar nicht infrage!

Nun ja, so lustig fand Klementinchen es nicht, so im Nacken gepackt zu werden, so sehr sie Julchen ansonsten vertraute. Aber ungeübt wie Julchen mangels Kindern nun mal war, da konnte doch leicht was schief gehen....
Auch Bilbo hatte etwas Mühe, Grimbart ordentlich zu fassen zu bekommen, nur die drei kleinen Tiere konnten es sich schnell bequem machen zwischen den gewaltigen Federn des großen Vogels.
Otto schnappte sich Julchen mit dem linken und Bilbo mit dem rechten Bein und los ging der Flug!
Alle Tiere kniffen fest die Augen zusammen, sie wollten gar nicht wissen, wie tief es nach unten ging, im Falle eines Falls, sozusagen. Otto schaukelte und schwankte – die waren aber auch schwer! – doch schließlich peilte er eine freie Fläche direkt neben einem Felsen an.

Rumms! Julchen und Bilbo plumpsten samt ihrer Last in den Schnee, Otto machte eine Bauchlandung, die zum Schreien ausgesehen haben musste – zumindest dem Gelächter nach zu urteilen, dass aus Richtung eines kleinen Eingangs im Felsen zu ihnen drang.
„Na, Otto, wolltest du mal wieder einen Weg sparen? Willkommen Freunde, ich habe schon auf euch gewartet, der Tisch ist gedeckt, die Höhle warm, da sollt ihr erst mal ausruhen.“
Die Freunde rieben sich den Schnee aus den Augen, schüttelten sich kräftig und schauten sich um: zu gern wollten sie doch wissen, zu wem die schöne Stimme gehörte.



Ha! Ein riesiger grauer Wolf stand vor dem Felsen! Aber die Tiere hatten sich schon so daran gewöhnt, eine Überraschung nach der anderen zu erleben, dass sie Minna – denn das musste sie sein – einfach gleich ins Herz schlossen, den Kuchen überreichten und vertrauensvoll in die gute Stube folgten.
Dort konnten sich tatsächlich erst mal alle hemmungslos stärken und aufwärmen, auch Otto, der nach vollbrachtem Schwertransport tüchtig Hunger hatte.

Den Kuchen vergaß Minna tatsächlich sehr schnell, zu spannend und aufregend erzählte die Gemeinschaft von ihren Abenteuern. Als sie bei der Begegnung mit Otto ankamen, lachte Minna:“Ja, der kann´s nicht lassen, muß immer mal die Leut´s erschrecken.“
„So, nun zeigt mal eure Schatzkarte her“.

Das Mariechen war aus lauter Erschöpfung und Aufregung unter Diegos Flügeln fest eingeschlafen und musste erst mal kräftig gerüttelt werden. Doch dann wollte es natürlich auch wieder dabei sein, wenn die Karte ein neues Rätsel enthüllte. Wer mochte diesmal an der Reihe sein?
Mariechen kramte die Karte hervor und breitete sie aus; alle beugten sich gespannt darüber. Diego, der näher bei seiner Herzdame sein wollte, berührte leicht mit einem Flügel ein weißes Quadrat:

Lustige Abenteurer wie ihr
Ihr werdet auch packen den Stier
Minna die Graue weist euch den Weg
Auf Weilers Heide, über den Steg
Wird´s schaurig, wird´s heiter?
Nun zu, Freunde, guten Mutes lauft weiter!

Minna schaute ratlos: “Ein Stier, in unserem Wald? Weilers Heide? Das habe ich ja noch nie gehört....“



20. Dezember

Ein verhängnisvolles Vergnügen

Ein enttäuschtes Gemurmel ging durch den Raum. Wo doch Minna als Hilfe auf dem vorletzten Rätsel genannt war ... „Wir müssen dann uns mal alle anstrengen, was das Rätsel zu bedeuten hat,“ Julchen ergriff natürlich die Initiative. „ Bei Rätseln muss man manchmal auch um die Ecke denken. Vielleicht ist das hier ja der Fall.“
Die Freunde gingen alle ein bisschen in sich. Mariechen kuschelte sich an Diego und murmelte leise, „ ich bin viel zu müde um einen klaren Gedanken zu fassen. Und wenn mir was in den Sinn kommt, hat es immer mit Nüssen zu tun.“ Der Dompfaff zwinkerte ihr grinsend zu. Was kann man schon bei einem Hörnchen erwarten, dass in der Winterruhe nur mal zum Nüsse knabbern aufwacht.

„Bei den Menschen gibt es so ein Sprichwort. -Den Stier bei den Hörnern packen-. Könnte das damit gemeint sein?“ meldete sich Bilbo zu Wort. Klementinchen schaute entsetzt! „Wer packt denn schon freiwillig einem Stier an den Hörnern?!“
Grimbart streichelte sich am Kinn. „So dumm ist die Idee gar nicht. Das Sprichwort könnte doch bedeuten, dass man sich auch einem unlösbaren Problem mutig stellen soll.“
Die Gemeinschaft nickte zustimmend.
„Mit fällt da gerade was ein,“ lächelte Minna in die Runde. Hinter der Buschkuhle gibt es doch so einen kleine Schlucht, und da ist so eine kleine Brücke. Aber die ist schon lange kaputt. Deshalb geht kaum noch jemand von uns hinter die Schlucht in das Birkenwäldchen.“

„Das wird es sein,“ strahlte Otto. Und eigentlich müssten wir doch dann nur wieder meine Fluglinie nutzen, um auf die andere Seite zu kommen.“
Aufgeregt schauten sich die Freunde an. „Das wird es sein, und das Problem lösen wir ganz einfach.“ Grimbart schaute Minna fragend an. „ willst du uns nicht begleiten? Es wird bestimmt ein Riesenspaß.“
„ Na das kann ich mir doch nicht entgehen lassen. Aufräumen können wir später noch.“

Und so machte sich die fröhliche Gruppe auf den Weg. Unterwegs wurde gesungen und gelacht.
Auf Weilers Heide angekommen packte Bilbo der Übermut. Er formte sich einen Schneeball und „patsch“ hatte Grimbart den hinter seinem Ohr hängen. „Na warte,“ brummte er und warf seinerseits eine Schneekugel, wobei er Diego umkegelte. Es entspann sich eine wilde Schneeballschlacht. Mariechen versteckte sich wohlweislich hinter Minnas Bein, weil sie keine Lust hatte, genauso durch die Gegend gekugelt zu werden. Peter war auch schon so drollig durch den Schnee gerutscht, weil ihn Bilbos Schneeball getroffen hat.
Bilbo war in seiner Begeisterung nicht mehr zu bremsen, formte einen schönen großen Ball und warf ihn so richtig mit Schwung in Grimbarts Richtung. Nur leider verdrehte er sich ein bisschen und traf Otto.
„Aua!“ schrie dieser plötzlich auf. Der Schneeball hat ihn unglücklich am Flügelgelenk getroffen.
Alle rannten sofort betroffen zu ihren Freund. Minna begutachtete das Malheur. „Das sieht nach einer Prellung aus. Damit solltest du einige Tage nicht fliegen.“ Die Gemeinschaft schaute entsetzt und Bilbo sah Otto ganz zerknirscht an. „Dann kommen wir wegen mir nicht über die Schlucht. Es tut mir so leid.“





Grimbart ergriff das Wort: „Freunde, warten wir doch erst mal ab, was an der Schlucht ist. Vielleicht gibt es ja auch andere Lösungen.“

Wird die bunte Schar einen Weg über die Schlucht finden? Wird es Grauen oder Spaß sein?

21. Dezember

Von Rat und Tat

Die Freunde wanderten zur Schlucht; sie wollten sich das zunächst mal aus der Nähe ansehen, um dann zu entscheiden, was zu tun war: vielleicht fand sich ein anderer Weg, vielleicht musste man tatsächlich die Tage abwarten, bis die Prellung verheilt war.
Bilbo trottete ganz zerknirscht nebenher, obwohl ihn seine Freunde ständig zu trösten versuchten.
„Sowas gehört im Winter doch fast dazu." " Alles halb so wild, übermorgen bin ich wieder in Schuß." " Das hätte doch jedem passieren können.“, hallte es von allen Seiten. Aber es war nun mal nicht jedem passiert, sondern Bilbo....

An der Schlucht angekommen, zeigte die sich wirklich als unüberwindbar – zumindest ohne Brücke und ohne Flügel. Die Freunde beschlossen, zunächst mal die mitgebrachten Vorräte in Angriff zu nehmen. Ihre gute Laune ließ sich trotz des Rückschlags nicht trüben, es war ganz erstaunlich: fröhlich plaudernd ließen sie sich die guten Sachen schmecken.
„Bilbo, wo bleibst du denn? Es schmeckt einfach köstlich, komm iß und trink doch erst mal mit uns“, Mariechen versuchte, ihren Freund ein bisschen zu locken. Aber Bilbo war überhaupt nicht nach Essen – ein sehr schlechtes Zeichen!

Stattdessen schlich er ein bisschen in der Gegend umher und erkundete hier und da einen Stein oder ein kleines Gebüsch. Plötzlich fuhr ihm ein scharfer Schmerz in die Nase.
„AUA AUA!!“
„Was steckst du deine Nase auch in meinen Hügel?“ Grimmig schaute ihn ein Maulwurf aus kurzsichtigen Augen an.
„Hier ist überall Schnee, da habe ich deinen Sch...hügel nicht gesehen!“ Bilbo begann zu weinen, so was fehlte ihm gerade noch: seine Nase tat weh, die Freunde hatte er durch sein Ungeschick um einen Schatz gebracht und jetzt noch so ein blöder Maulwurf.
„Nanana, so doll habe ich doch gar nicht zugebissen. Was hast du denn?“
„Mist, alles Mist! Und ich bin Schuld!“ Bilbo erzählte von der Schatzsuche, den neuen Freunden, der lustigen Schneeballschlacht, die in einem Fiasko endete.
„Jetzt können wir nicht über die Schlucht. Ohne Brücke? Ohne Ottos Fluglinie? Da kommt doch keiner drüber, das können wir vergessen....“
„Neeee, DRÜBER kommt da keiner, aber DRUNTER.....“, greinte der Maulwurf.
„Was meinst du mit DRUNTER? Wie soll es denn gehen, wenn nicht drüber?“
„Nuuuun, es gibt schon einen Weg, den könnte ich dir verraten. Was kriege ich denn dafür?“
„Was willst du denn?“ Bilbo war auf alles gefasst und eigentlich auch zu allem bereit.
„Ich liebe Apfelwein. Zwei Liter und ich bin schon zufrieden.“
Apfelwein? Wo um Himmels Willen sollte Bilbo denn Apfelwein hernehmen? Aber in seiner Not würde er auch Geröll vom Mond herbeischaffen....
„Okay, zwei Liter Apfelwein. Sobald wir am Ziel sind – *eine geschickte Formulierung, wie Bilbo fand, denn sie ließ eine Menge Möglichkeiten offen* – bringe ich dir den.“
„Fein“, strahlte der Maulwurf, der übrigens Klemens hieß. „Dann komm mal mit und ich zeige dir den Eingang zum Taurus- Tunnel. Der führt unter der ganzen Schlucht entlang bis hin zur morschen Sieglinde. Da wollt ihr doch hin, oder?“
Bilbo hatte keine Ahnung, wer oder was die morsche Sieglinde war und ob sie da hin wollten.....Die Aussicht, durch einen DUNKLEN Tunnel zu gehen, sorgte auch nicht gerade für Pluspunkte auf seinem Stimmungsbarometer. Aber andererseits: er hatte die Freunde in solche Schwierigkeiten gebracht, jetzt hatte er auch die Lösung – das wog alles auf und hob seine Laune gewaltig.
„Tausend Dank, Klemens, ich werde dich nie vergessen, und deinen Apfelwein sollst du auch bekommen!“
Doch Klemens war schon wieder in einer seiner Höhlen verschwunden.

„Ich hab´s! Wir schaffen es!“ Bilbo stürmte zu den Gefährten. Schnell berichtete er von Klemens und dem Tunnel.
„Ein TUNNEL wie aufregend! Da müssen wir einfach hin“, das Julchen wieder....
„Tunnel? Oh, das klingt unheimlich“, Diego und Peter waren sich da einig.
„Tunnel? Neee das ist so ähnlich wie Höhle. Super Idee!“ Mariechen war ganz aus dem Häuschen. Schnell tröstete sie ihren Liebsten, sie sei doch bei ihm, da brauche er keine Angst zu haben.
Auch Klementinchen konnte nur zustimmen: Höhlen und Tunnel waren klasse! Grimbart und Otto hielten sich mal lieber zurück: angesichts fehlender Alternativen wäre Protest auch müßig.....Und Minna? Minna vertraute einfach den Freunden....

Schon waren alle gerüstet und folgten Bilbo zum Eingang des Taurus- Tunnels. Sie gingen ein Stück in den Tunnel. Ach du je, das war ja wirklich stockfinster da drin! Und die Luft erst! Und die komischen Geräusche! Am liebsten hätten sie kehrt gemacht.....

„Nein, wir schaffen das schon!“ Julchen hatte wie immer alles im Griff: „Wir bilden eine Kette: Peter setzt sich auf meinen Rücken, Diego auf Bilbos, Mariechen auf Minnas, dazwischen gehen alle hintereinander und fassen den Vordermann vorsichtig am Schwanz.“

Und so machte sich die Gemeinschaft auf den Weg durch den Taurus- Tunnel. Dunkelheit und die ganz eigenen Geräusche unter der Erde um sie herum......




Was erwartet die Freunde am Ende des Tunnels? Hält die morsche Sieglinde das letztes Teil des Rätsels bereit?



22. Dezember

Auf dunklen Wegen

Es roch feucht und muffig. Und zwischendurch hörten alle ein Klacken und Platschen. An den Wänden liefen kleine Wasserrinnsale. Julchen tastete sich vorsichtig vor. Der Boden fühlte sich glatt und rutschig an. Langsam ging die Katzendame Schritt für Schritt in den dunklen Tunnel. Auch die Hintermänner waren unsicher auf den Füßen.
Plötzlich rutschte Bilbo aus! Mit einem Rumps klatschte er gegen Julchens Po und riß sie mit sich. Und dann gab es kein halten mehr. Der Boden war mittlerweile so glatt wie eine Eisbahn, und ein Bremsen war nicht mehr möglich. Schreiend rutschen Julchen und Bilbo in die Tiefe. Die beiden Vögel konnten sich auf den Rücken der Katzen kaum halten.
Minna rief nach hinten: „Wir müssen hinterher! Beeilt euch und lasst euch einfach auf dem Hintern runter rutschen.“ Beherzt sprang sie in die Tiefe. Die anderen folgten ihr, wobei Otto sich an Grimbarts Stummelschwänzchen festkrallte. Klementinchen sprang mit klopfenden Herzen hinterher ins Ungewisse.

Die Freunde konnten sich kaum auf der Bahn halten. Plötzlich kam ein kleiner Huppel, der wie eine Sprungschanze wirkte. Bilbo wurde so hochgerissen, daß er die Spur verlor. Er fing an, sich zu drehen und rutschte dann Rückwärts den Tunnel runter.
Und das ängstliche Klementinchen? Die fing plötzlich an zu juchzen und zu jubeln, weil sie entdeckt hatte, dass die Rutscherei einen Riesenspaß machte. Und auch die anderen ließen sich mitreißen und kamen so richtig auf den Geschmack. Das Ganze hatte etwas von einer Achterbahnfahrt. Es ging hin und wieder mit Schwung kleine Hügel hoch, und dann kamen Senken, wo die Kameraden wieder Fahrt bekamen.

Da erschien in der Ferne das Ende des Tunnels. Julchen wurde bei dem Anblick etwas mulmig. Was mochte hinter dem Ausgang sein? Würden sie sicher wieder den Tunnel verlassen können?
Und schon schoß sie schreiend raus. Mit Schwung flog sie durch die Luft und drehte sich. Diego erhob sich vor Schreck in die Luft. Und auch Peter flatterte schnell in die Höhe während Bilbo durch die Luft wirbelte.
Und dann landeten alle in einem riesengroßen Schneehügel. Gottseidank landete niemand auf einem seiner Kameraden.

Bevor Minna landete, sprang Mariechen mit Schwung in die Luft, drehte einen doppelten Salto und landete lachend neben Julchen. Otto purzelte bei der Landung über Grimbart und hoffte, dass sein angeschlagener Flügel nicht noch mehr abbekam.
Und zum Schluß kam Klementinchen mit angelegten Ohren angeschossen und landete kopfüber in einer weichen Schneewehe.

„Na da sind wir auf jeden Fall des Rätsel Lösung sehr nahe gekommen, und ich fand diese Rutschtour auf jeden Fall heiter,“ lachte Klementinchen während sie sich aus der Schneewehe befreite.
Auch dieses Abenteuer war geschafft!

Während sich alle den Schnee aus dem Pelz bzw. den Federn klopften, schaute der Dachs sich um.
„Schaut mal! Dort steht eine morsche alte Linde! Das wird bestimmt die genannte Sieglinde sein!“

Was wird die Freunde wohl an der Linde erwarten? Und wie mag der Schatz wohl aussehen?

23. Dezember

Wer rufet, dem erscheinet ...

Die Freunde waren sicher, dass sie die richtige Sieglinde gefunden hatten, sie umrundeten den Baum, schnuffelten und tasteten – aber so richtig tat sich da nichts ins Sachen „Schatz“....
„Mariechen, hole doch nochmal die Schatzkarte hervor, vielleicht finden wir dort noch einen Hinweis“, überlegte Peter.
Gesagt, getan – und tatsächlich war auf der Karte ein Leuchten zu sehen, genau an der Stelle, an der die Tiere standen!
„Es muß hier sein, schaut! Wir sind ganz nah!“, hibbelte das Julchen herum. Auch Mariechen und Diego waren ganz aufgeregt, obwohl Mariechen gar nicht mehr so sehr an dem Schatz interessiert war: seit es Diego in ihrem Leben gab, hatte das Wort „Schatz“ eine ganz neue Bedeutung für sie. Bilbo und Klementinchen blieben eher gelassen und blickten ein bisschen verträumt – sie waren noch bei der unglaublichen Schlitterpartie auf „ihrer“ Eisbahn – war die nicht zu schön gewesen? So aufregend! Wutsch um die Ecken, Rutsch durch die Kurven! Ach, wenn man das nochmal machen könnte.....

Minna und Otto schauten sich derweil in größerem Umkreis um, während die Peter und Diego die Linde von oben erkundeten. Doch, da war etwas! Mitten im morschen Stamm klemmte etwas fest, das glitzerte und funkelte, und die beiden magisch anzog. Mit vereinten Kräften legten die gefiederten Freunde ein – ja was? – irgendwie merkwürdig aussehendes Teil frei und warfen es zu Boden.
Grimbart kam eine Idee: „das sieht genauso aus, wie dieser komische Fleck auf der Karte.“ Er legte das Teil darauf – ein sehr helles Leuchten strahlte in alle Richtungen, dann erlosch der Stein und die Karte zerbröselte!
WEG! Die Karte verschwand einfach im Nichts.....

„Was machen wir denn jetzt?“
„Mmmhhh, wie wäre es mit Schneemann- Bauen, so was machen die Kinder immer im Garten“, Klementinchen stürzte sich schon in den Schnee. Schnell fanden alle Gefallen an dem neuen lustigen Spiel, die verschwundene Karte und der Schatz waren seltsam vergessen. So merkten die Freunde auch gar nicht, wie die Zeit verging. Schon brach die Dämmerung herein – und sie hatten noch keinen Schlafplatz; auch der Hunger machte sie langsam, aber sicher, bei allen breit....
Plötzlich begann Minna zu grollen, allen Tieren sträubten sich die Haare und Federn – etwas näherte sich der Gemeinschaft, ein auf- und abwippendes Licht kam auf sie zu....

„Ich bin ein Wichtel
Fürcht mich im Kichtel
Wer mich gerufen,
Dem erschein ich auf Kufen
Sinn und Unsinn – alles ist drin“


Die Freunde lauschten sprachlos dem Geplapper, das da auf sie zukam. Plötzlich knackte es und ein Hirsch brach durch das verschneite Gehölz, zwei Laternen in seinem mächtigen Geweih schaukelten gewaltig, als er sich vor den Tieren verbeugte.
„Hermann, der Hirsch, stets zu Diensten. Ihr habt mich gerufen, hier bin ich!“
„Gerufen?“, Julchen war mal wieder an vorderster Front.
„Sicher, die morsche Sieglinde hat euch für würdig befunden, euch den Tetatoton zukommen zu lassen. Der an der richtigen Stelle am richtigen Ort – schwupp, da macht sich der Hermann auch schon auf den Weg.“

Jetzt verstanden die Tiere, das komische Teil, das sie auf die Schatzkarte gelegt hatten....Trotzdem wussten sie nichts Rechtes mit Hermann anzufangen, außer, dass er wohl einen lustigen Eindruck machte und sehr nach einem neuen Spielkameraden aussah....
„Nene, so geht das nicht“, Hermann schien ihre Gedanken gelesen zu haben.
„Ich bringe euch Kunde, ein bisschen was tun müsst ihr schon noch. Aber ich helfe euch gerne dabei, wenn ihr wollt“, grinste er in die Runde.
„Hier meine Botschaft:

Freunde, bedenkt die zurückliegenden Tage
Wer von euch stellt die richtige Frage?
Ein Feuer, gemütlich auf dem Herd in der Kuhle kocht
Wer von euch findet die richtige Antwort?
Die Aufgabe: einen Schatz zu heben
Wer von euch löst aus das Beben?
Was ist der größte Schatz der Welt?
Bedenkt, was euch zusammen hält.“

Während Hermann sehr zufrieden mit sich vor sich hin schmunzelte, waren die Freunde wieder einmal ratlos......
Alle drängten sich eng aneinander und schauten sich in die Augen, vor allem natürlich Diego und Mariechen, aber auch Minna und Otto, Julchen und Bilbo, Klementinchen und Grimbart, Peter und – wo war Peter?
Peter saß fröhlich trillernd in Hermanns Geweih!
„Na, da kommen wir der Sache doch schon näher....“ grinste Hermann.

24. Dezember

Der Schatz!

Alle Freunde überlegten angestrengt.
In dieser Stille hätte man quasi eine Nadel zu Boden fallen hören können...wenn da bloß der Schnee nicht wäre. Wie auf ein Signal sprachen alle auf einmal.
"Der größte Schatz der Welt?"
"Die zurückliegenden Tage?"
"Die richtige Frage stellen sollen wir?"
"Um den Schatz zu heben?"

Da räusperte sich Hermann laut, und wieder kehrte Stille ein.
"Freunde, Freunde... nicht so aufgeregt. Lasst uns mal in Ruhe überlegen, was die Zeilen uns sagen."
"Na, dass wir, um den Schatz zu heben, die zurückliegenden Tage bedenken sollen." sprudelte es aus Julchen heraus.
"Ja. Aber was hat das Feuer in der Kuhle damit zu tun?" warf Diego ein.
"Und welches Beben sollen wir auslösen?" gab Klementinchen zu bedenken.
Ratlose Blicke wanderten durch die Runde.
"Bedenkt, was Euch zusammenhält." murmelte Mariechen vor sich hin. "Bedenkt, was Euch zusammenhält.... hm...hm"
Grimbart war es der eine erste Idee hatte. "Freunde, Freunde...wisst was uns zusammenhält? Überlegt doch mal."
"Stimmt" fiel Julchen ein "wir sind alle verschieden, bis auf Bilbo und mich, alle unterschiedliche Tiere. Manche haben Fell, manche Federn..."
"Ah ja... aber wir alle sind gemeinsam unterwegs um auf abenteuerliche Weise einen Schatz zu heben... warum?" fügte Bilbo hinzu.
Klementinchen sprach es aus "Wir sind aus unserem Abenteuer heraus Freunde geworden. Manche sogar mehr." grinste sie augenzwinkernd in Richtung Mariechen und Diego.
"Ja, genau. Wir sind alle Freunde geworden und haben das Abenteuer gemeinsam gemeistert. Und das ist..."Julchen holte kurz tief Luft, bevor sie fortfuhr "...der größte Schatz der Welt und den zu heben, schafft man nur gemeinsam."

Ein wohliges Raunen ob dieser Erkenntnis ging durch alle Freunde, sie hatten den Schatz in sich selbst und ihrer Gemeinschaft gefunden. Sie fielen sich gegenseitig nacheinander in die Arme und genossen diese Momente.
Als sie sich ein bißchen beruhigt hatten, nahmen sie ein leises Klingen von Glöckchen wahr, dass den Platz vor Sieglinde erfüllte.
"So, meine Freunde, Ihr habt den Schatz entdeckt. Ihr habt erkannt, dass es die Freundschaft und die Liebe sind, die der größte Schatz dieser Welt zwischen allen Wesen ist. Nun, ist es Zeit für das Fest am Heiligen Abend..." eröffnete ihnen Hermann.
Und im Handumdrehen erschien eine mit lauter herrlichen Speisen und Getränke gedeckte "Tafel". Die Freunde genossen alles bis spät in die Nacht hinein, bei angeregten Gesprächen, viel Lachen und ausgelassener Freude.

Nach und nach zogen sich Diego und Mariechen, aber auch Minna und Otto, Julchen und Bilbo, Klementinchen und Grimbart, Peter und Hermann in den Schutz von Sieglinde zurück. Eng aneinander geschmiegt sanken die Freunde in einen erholsamen Schlaf mit sanftenTräumen.
...und leise hatte es wieder zu schneien begonnen.