Hmmm, interessantes Thema!

Stimmt, was ist ein Exot?! Meerschweinchen sind in Peru zuhause, Kanaris auf den Kanaren....vermutlich geht es aber eher um Echsen, Schlangen & Co.

Ich denke, Exoten sind schon in verschiedener Hinsicht problematisch. Man muss eine Menge über die jeweiligen Bedürfnisse wissen und sehr verantwortungsvoll sein, wenn man sie gut halten will; "artgerecht" ist meiner Meinung nach gar nicht wirklich möglich. Sie sind hier eben nicht zuhause.

Nymphensittiche z.B. sind pfeilschnelle Flieger, für sie ist kein Käfig, keine Voliere, kein Zimmer und kein Haus groß genug, es sei denn, es hat ein paar Quadratkilometer Grundfläche

Verbote finde ich eigentlich generell doof, nur sind leider die allermeisten Leute eben nun mal alles andere als verantwortungsvoll und brauchen schlicht und einfach Verbote, weil die Einsicht fehlt. Für viele sind doch Schlangen, Spinnen und dergleichen lediglich etwas, um "cool" zu sein, echtes Interesse steckt da dann wirklich nicht dahinter.

Was ich sehr problematisch finde, ist, wenn sie ausbüchsen oder ausgesetzt werden. Eine Schnappschildkröte im Badesee...nicht so schön. Das hatten wir hier vor einigen Jahren, sie wurden ausgesetzt. Ein Badegast hatte es bemerkt, weil ihm eine davon den Zeh abgebissen hat.

Die meisten Exoten überleben unser Klima ja nicht, manche aber schon, und dann wird es problematisch für die einheimische Fauna. Und Flora, es gibt auch exotische Pflanzen Solche Neozoen verdrängen mitunter sehr erfolgreich einheimische Arten (siehe amerikanisches, schwarzes Eichhörnchen contra europäisches, rotes Eichhörnchen oder amerikanische Goldrute gegen die echte, die deswegen mittlerweile vom Aussterben bedroht ist).

In Heidelberg sind vor vielen Jahren ein paar grüne Sittiche aus einer Privatvoliere entflogen. Sie haben den Winter überlebt, sich sogar vermehrt, und jetzt wimmelt es hier von grünen Sittichen (sie machen im Sommer einen Heidenlärm ) Auf den ersten Blick ganz lustig, aber andere Höhlenbrüter wie Spechte haben ein ernstes Problem, einen Nistplatz zu finden, alles schon von den Sittichen belegt. Und von den Häusern entfernen sie mit größter Begeisterung die Isolierung, weil man da auch prima brüten kann...sie sind schlau und haben einen recht geschickten, starken Schnabel.

Ich denke, es gibt hier in Mitteleuropa so viele so tolle Tiere und Pflanzen, die interessant und spannend sind, da muss es doch eigentlich wirklich kein Exot sein. Wir haben doch KANINCHEN!!! Die stammen zwar von der Iberischen Halbinsel. sind aber zumindest noch Europäer

Was sagen denn die anderen alle dazu???

Klar, jedes Tier bedeutet Verantwortung und man muss sich informieren. Nur ist es bei exotischen Tieren schon komplizierter und schwieriger als bei einheimischen, denke ich. Meine epiphytischen Orchideen (und das sind "nur" Pflanzen) sind ganz schön anstrengend, wollen ständig mit Quellwasser besprüht werden, bestimmte Lichtverhältnisse haben, brauchen Gewitter (Elektrizität in der Luft), um Dünger verwerten zu können, also renne ich bei jedem Sommergewitter mit den Pflanzen durch die Gegend, um sie rauszuhängen...ein Gänseblümchen ist da schon einfacher, und es ist auch schön

Ein Punkt, mit dem ich richtige Probleme habe - aber das ist ganz, ganz persönlich und emotional! - ist die Fütterung. Natürlich gilt in der Natur fressen und gefressen werden, kein Tier ist deswegen "böse" oder "gut", sie sind, wie sie sind und so muss es auch sein. Nur gibt es dort auch für die Beutetiere eine reelle Chance, mit dem Leben davonzukommen, längst nicht jede Jagd endet erfolgreich für den Jäger und tragisch für das Opfer. Wenn ich mir jetzt aber vorstelle, ein lebendiges "Futtertier" in einen geschlossenen Behälter zu stecken, wo es auf jeden Fall todgeweiht ist, dann bekomme ich schon Gänsehaut und habe automatisch die Assoziation römische Arenen, in denen man Leute ohne Waffen und ohne Fluchtmöglichkeit zu hungrigen Löwen steckt...

In Spanien gibt es so Artenschützer, die den Pardelluchs retten wollen. Da sind dann die jungen Luchse, die natürlich jagen lernen müssen, in das Gehege führt ein Gang. Dort stecken sie junge Kaninchen rein. Die Kleinen hoppeln durch den Gang, kommen raus, schauen sich neugierig um, schnuppern in der Luft und naschen am Gras, und dann.....nun ja, weiter wollte es meine Bekannte (ich habe ja keinen TV) weder sehen (sie hat weggeschaltet) noch erzählen Und sie hat nicht mal was mit Kaninchen am Hut.

Anders als in freier Wildbahn, wo jeder doch eine Chance hat, empfinde ich das als..na ja, irgendwie als hinterhältig. Aber, wie gesagt, das ist einfach nur ein ganz persönliches Gefühl, keine Rationalität und keine Wertung. Ich bin einfach so schrecklich empathisch mit sämtlichen Opfern dieser Welt...