Zucht in dem Sinne, das jemand Kaninchen zum Essen hält, diese wirklich alle artgerecht hält in Gruppen (Manchmal können sich auch unkastrierte Männchen vertragen) und eben dann irgendwann schlachtet, sehe ich auch als Tierschutz an. Leider kommt es in der Fleischindustrie nämlich viel zu oft vor, ist bestimmt sogar zu 90% der Fall, dass die Tiere unter mieserablen Bedingungen gehalten werden. Wenn man selbst Kaninchen isst, und das auf diese Weise macht, sehe ich das schon im Sinne der Tiere.

Zucht zum Verkauf oder für Schauen usw. hat definitiv nichts mit Tierschutz zu tun. Vermehren erst recht nicht.

Schwieriges Thema…oder doch nicht? Es kommt meiner Meinung nach darauf an, wie man Tiere sieht, und in welcher Relation zur Spezies Mensch.

Zucht zur Arterhaltung, wie Johanna schreibt, kann sinnvoll sein. Meines Erachtens nach wäre es für den Artenschutz aber weitaus sinnvoller und auch nachhaltiger, nicht die Tiere zu züchten, sondern ihre Lebensräume zu erhalten, z.B. indem man aufhört, Land für den Futteranbau für „Nutz“tiere oder sogenannten Biosprit zu verschwenden, es unterlässt, sie zu jagen, zu töten oder ihr Habitat mit menschlicher Infrastruktur zu zerstückeln. Dann erholen sich auch die Tierbestände wieder. Dafür braucht es allerdings ein radikales Umdenken der Konsumenten hin zu einem kritischen, absolut minimalisierten Konsumverhalten.

„Artgerecht“ zu züchten ist eigentlich ein Widerspruch in sich. Um einen alten Spruch aus den Anfängen der Tierrechtsbewegung zu zitieren: „Artgerecht ist nur die Freiheit“. Meinen Kaninchen hier geht es sicher nicht schlecht, ich tue alles, damit sie sich möglichst frei entfalten können und ich hoffe, sie fühlen sich wohl bei mir. Trotzdem ist es absolut nicht artgerecht, wenn sie durch mein Wohnzimmer hoppeln, denn da gehören Kaninchen nun mal nicht hin. So wenig wie ich in einen Kaninchenbau gehöre, egal, wie naturnah mich die Kaninchen füttern .

Die Frage ist, wie sehe ich ein Tier? Und wie sehe ich den Menschen? Habe ich als Mensch das Recht, mich über alle anderen zu erheben, ihren Sexualtrieb nach eigenen Wünschen zu benutzen, ihnen keine freie Partnerwahl zu erlauben, sie einzusperren, und, wenn ich will, sie zu nehmen und zu töten? Und worauf basiert eigentlich dieses Recht, das ich mir nehme?

Ein ganz anderer Punkt bei der „artgerechten“ Zucht zum Schlachten: Ich glaube, dafür ist der Mensch dann doch nicht schlecht genug. Was für ein Mensch muss man sein, ein Tier aufzuziehen, es zu hegen und zu pflegen, seine Lebensfreude zu sehen, sich Gedanken über sein Wohlbefinden zu machen, sein Vertrauen zu haben – und es dann, wenn es vertrauensvoll an der Hand schnuppert, einfach zu töten?? Deshalb sprechen wir doch von „Vieh“, „Geflügel“ und „Hähnchenschlegeln“. Das ist wunderbar abstrakt, da kann ich die Tiere, Vögel und Beine prima verdrängen und mein Gewissen austricksen.

Ein ganz einfaches Gedankenspiel, um sich das alles einmal aus einer anderen Perspektive vorzustellen: Auf der Erde leben Elben. Sie sind intelligenter, fortschrittlicher und zivilisierter als der Mensch und haben ein Buch, in dem steht, dass sie die Krone der Schöpfung seien. Ist es dann ok, wenn sie Menschen züchten, (artgerecht) halten, und ab und zu mal einen Menschen schlachten, um ihn zu essen (blöd gelaufen, wenn es zufällig deinen besten Freund erwischt...Tiere bauen schließlich innerhalb einer Gruppe auch Freundschaften auf und können trauern!)? Wenn sie bestimmen, mit wem du Sex und Junge hast? Wie weit du laufen darfst, bis du an den nächsten Zaun stößt?

Ach so, das ist was anderes…und auf welcher philosophischen Grundlage basiert DAS?

Ich selbst sehe mich auf einer Stufe mit den Tieren, nicht besser, nicht schlechter, aber mit mehr Verantwortung, weil ich durch meine Fähigkeit zur Abstraktion mehr Handlungsfreiheit habe und auch Dinge einfach UNTERLASSEN kann. Das wären kurz zusammengefasst einige der Gedanken, die ich mir so in den über vier Jahrzehnten bisher gemacht habe, die ich über diese Erde hopple…äh laufe.