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Wie ich zur Pflegestelle wurde



Wie ich zur Pflegestelle wurde
Bei mir lebten bereits 4 eigene Kaninchen, die Schwester meines damaligen Freundes hatte ein Pärchen, nicht wirklich Ahnung von der Haltung und kümmerte sich auch nicht um die beiden. Der Rammler war dazu noch unkastriert. Man ging zuerst davon aus, dass die Häsin kastriert wäre. In späteren Gesprächen sagte man mir jedoch, dass wohl auch schon mal tote Babys gefunden worden waren. Die zwei lebten auf dem Balkon, ungesichert, die Häsin war sogar schon ein paar Mal aus dem ersten Stock ausgebüchst.

Also beschlossen wir, die zwei aufzunehmen. Unser Anliegen war, für die beiden ein tolles Zuhause zu finden. Nach dem nächsten Familienbesuch wollte mein Freund die Kaninchen mitbringen. Doch dann kam ein Anruf, in dem er mir mitteilte, dass er keine 2 Kaninchen mitbringen könnte. Ich dachte, die Häsin wäre schon wieder abgehauen. Doch dann meinte er: „nein, es sind noch 6 weitere da, sie hat 8 Junge bekommen, 6 leben noch."
Meine Antwort darauf war sofort: „Alle einpacken!“ Nach zweieinhalb Stunden Autofahrt war es geschafft, und so zogen meine ersten 8 Pflegekaninchen ein: Mama Priscilla, Papa Elvis und die 6 Jungtiere Winnie, Cosby, Georgie, Curry, Teddy und Moby.



Für mich war von Anfang an klar, dass ich für alle acht ein neues Zuhause finden wollte. Zwar hatte es mir Georgie besonders angetan, aber ich wollte der Fairness halber keines der Jungen behalten und hatte ja schließlich mit meinen vier Kaninchen genug zu tun. Es war ein sehr interessantes Erlebnis. Die Nestkontrollen, als die kleinen das erste Mal das Nest verließen und leider auch aus dem Gehege raus kamen, man gefühlte 20 Kaninchen wieder einsammelte bevor man alles ausbruchsicher hatte - zumindest für eine Weile. Die Mama war sehr zugänglich und verschmust, sie vertraute uns vollkommen und ihre Jungen schauten vieles bei ihr ab. Das erste, was ich jeden Morgen erblickte, war das Gewusel in der Küche, das ungeduldig auf das Frühstück wartete.

Warum man einfach nicht nein sagen kann
Moby und Teddy waren als letztes Pärchen insgesamt ein Jahr bei mir, dann fand sich endlich ein tolles Zuhause. Endlich Ruhe!
Doch kurz darauf kam eine Anfrage bei der ein Pärchen gesucht wurde - ich hatte aber keins mehr. Allerdings wusste ich, dass bei meiner Schwester im Freundeskreis gerade Jungtiere da waren, ungewollt selbstverständlich, und die brauchten auch ein Zuhause. Also wie könnte ich da nicht tätig werden? Nach ein paar Absprachen, zogen Palle und Fenja bei mir ein, Palle wurde kastriert, beide geimpft, und nach dem Urlaub der neuen Halter durften die zwei umziehen – in ihr eigenes Zimmer.

Es war eine ganze Weile Ruhe und ich kümmerte mich um meine Tiere, die zwischendurch selbst mal 5 waren, dann nur wieder 4, weil eines starb. Eines Tages bekam ich eine Nachricht vom Tierheim, eine Dame wollte ihr Pärchen abgeben. Das Männchen hatte einen Abzess, der täglich medizinische Versorgung brauchte. Das etwas kleinere Tierheim konnte diese Pflege nicht leisten und verwies die Dame an mich. Zu dem Zeitpunkt hatte ich selbst 2 Tiere mit Abzessen. Ein drittes würde jetzt auch nicht mehr auffallen. Also zogen Spencer und Bubbles zu mir.



Ich selbst verlor eines meiner Weibchen durch den Abzess. Da ich jedoch niemals ein bestehendes Pärchen auseinander reißen wollte, bekam ich eine Häsin aus dem Tierheim. Nach der Genesung überzeugte Spencer mit seinem Charme eine junge Familie mit 2 Kindern. Er und Bubbles hatten ihr neues Heim - im extra für die zwei gebauten Außengehege - gefunden.

Da ich mittlerweile eine kleine Wohnung hatte, wollte ich nun wirklich keine Pflegetiere mehr aufnehmen. Doch dann kam Izzy. Sie wurde ausgesetzt in einer Kleingartenanlage. Wir fingen sie ein, und sie zog auf meinen Balkon. Da sie bereits länger draußen gelebt hatte, kam für mich nur Außenhaltung in Frage. Und genau den Platz fand ich für sie.


Absolut teuflisch ist es, durch die Ebay-Kleinanzeigen zu blättern. Hier stieß ich auf eine Anzeige, in der man ein Zwergkaninchen verkaufen wollte, das Einzelhaltung gewohnt war. 25 Euro wollte man, jedoch war der Rammler kastriert. Ein paar Tage später holte ich Jimmy ab und mein Gefühl hatte mich nicht getäuscht. Er war kein Zwergkaninchen, sondern ein Dalmatiner Rex. Vor Ort sah ich kleine, total verdreckte Holzställe. Man hätte ihn nicht vergesellschaften können, wurde mir gesagt, da er immer aggressiv wurde. Die Kotprobe ergab, dass er Würmer, Kokzidien und Hefen hatte. Natürlich meldete ich die Halter beim Veterinäramt. Jimmy selbst war ein Goldschatz. In seinem neuen Zuhause freute er sich tierisch über sein eigenes Gehege. Als er dann noch seine neue Freundin erblickte, war er völlig von den Socken. Die Vergesellschaftung war wenig spektakulär und die beiden lieben sich immer noch heiß und innig.


Meine letzten 2 Pflegekaninchen waren Ricki und Bonny, zwei ausgesetzte Häsinnen. Weil ich gerade die verfügbaren Ressourcen hatte, kamen die zwei zu mir. Bonny durfte schon kurze Zeit später ausziehen. Ich brachte sie zu meiner Kollegin nach Kehl und von dort durfte sie per Mitfahrgelegenheit nach Leipzig weiter reisen. Auch für Ricki, die eher zurückhaltend und scheu war, fanden wir einige Zeit später ein tolles Zuhause, in dem sie einfach nur Kaninchen sein konnte.

Warum alle Pflegetiere wieder ausgezogen sind
Ich hatte in all den Jahren ganz tolle Pflegetiere bei mir. Trotzdem war für mich immer klar, wer als Pflegetier einzieht, zieht auch wieder aus. Einmal hätte ich fast eine Ausnahme gemacht, denn die 8 jährige Mama Priscilla hatte nicht auf Anhieb Glück. Im ersten neuen Zuhause funktionierte es gar nicht und so kam sie zu mir zurück. Wäre dies beim zweiten Anlauf wieder passiert, hätte sie bei mir bleiben dürfen. Das zweite Zuhause war allerdings ein Jackpott und so sah ich Priscilla nur noch auf Fotos bis zu ihrem Tod.


Es gibt im Tierschutz viele Pflegestellen-Versager und ich wurde oft gefragt, wie ich das mache. Pflegetiere habe ich nie anders behandelt, als meine eigenen, nur Einzeltiere bekamen etwas mehr Aufmerksamkeit. Dennoch konnte ich mich gefühlsmäßig beim Auszug immer problemlos von Ihnen trennen. Jedes meiner Pflegetiere lag mir am Herzen, ich habe nicht passende Anfragen abgelehnt, habe auch keine Fahrten gescheut um die Tiere in ihr neues Zuhause zu bringen. Da jedes Tier einen ganz anderen Charakter hatte, waren meine Anforderungen für jedes Tier vollkommen unterschiedlich. Mir war immer egal, wie lange sie bleiben würden, bis ich genau dieses Zuhause für sie gefunden hatte.

Nach dem Auszug freute ich mich, wenn mir Fotos und Berichte aus dem neuen Zuhause geschickt wurden. Natürlich habe ich auch die traurigen Nachrichten bekommen, wenn eines meiner ehemaligen Schützlinge verstorben ist. Mir tat das immer sehr leid, weil ich wusste sie wurden geliebt wo sie waren, und ich war einfach immer so dankbar, dass sie dort so ein tolles Leben verbringen durften. 16 Tiere konnte ich in ein neues Zuhause begleiten, ich habe ihnen ein glückliches Leben geschenkt. Wenn ich von all meinen Pflegetieren welche behalten hätte, hätte ich irgendwann nicht mehr die räumlichen und finanziellen Möglichkeiten gehabt.

Würde ich wieder Pflegetiere aufnehmen?
Jein. Mittlerweile habe ich selbst meine Kaninchenhaltung aufgegeben. Meinen letzten Rammler habe ich selbst vermittelt, auch hier bin ich von Freiburg bis nach Wiesbaden gefahren, um ihm ein tolles Zuhause in freier Wohnungshaltung zu ermöglichen.
Ich bin eigentlich Allergiker. Während immer Heu, Streu und Kräuter in der Wohnung waren, konnte ich damit einigermaßen umgehen. Seit die Kaninchen ausgezogen sind, merke ich es jedoch sofort und reagiere mit Augenjucken, geschwollenen Augen und Atemproblemen. Allerdings weiß ich, dass wenn ich die Möglichkeit habe, ein Leben zu retten, ich vermutlich wieder schwach werden würde.

„Ein einzelnes Tier zu retten, verändert nicht die Welt,
aber die ganze Welt verändert sich für dieses eine Tier!“
(Horst Stern)


Text und Bilder: Jasmin Schmidt



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