Magenüberladung bei Kaninchen
Eine Magenüberladung bedeutet, dass der Magen bei Kaninchen völlig überfüllt ist.
Magenüberladungen sind immer lebensbedrohlich und erfordern einen sofortigen Besuch beim Tierarzt!
Ursachen für das Entstehen einer Magenüberladung können sein:
- Das Kaninchen hat unverdauliche Bestandteile aufgenommen. Häufig sind es Haare, die die Kaninchen beim Putzen von sich und der Partnertiere aufnehmen. Auch das Fressen von z.B. Teppichen oder Klumpstreu kann eine Magenüberladung auslösen.
- Falsche Fütterung. Vor allem Pellets quellen im Magen auf und können so eine gefährliche Magenüberladung auslösen. Auch eine zu trockene Ernährung kann eine Magenüberladung begünstigen, da z.B. verschluckte Haare im Fellwechsel nicht hinaus geschwemmt werden können. Zudem sollten Kaninchen rund um die Uhr Frischfutter zur Verfügung haben, denn sie nehmen über den Tag verteilt immer kleine Portionen Nahrung zu sich auf, um die Verdauung im Gang zu halten.
- Zahnprobleme. Hat das Kaninchen Zahnprobleme, so kann es das Futter nicht richtig zerkleinern.
- Andere bestimmte Erkrankungen, wie z.B. E.C.
- Stress kann ebenfalls eine Ursache für Magenüberladungen sein.
Welche Symptome zeigen die Kaninchen?
Das Kaninchen verweigert die Nahrungsaufnahme, setzt keinen Kot ab, ist apathisch, knirscht ggf. vor Schmerzen mit den Zähnen. Der Bauch ist hart und oftmals kann man die Umfangsvermehrung am Bauch sogar sehen (das Kaninchen wirkt aufgeplustert/dick). Sehr oft hat das Kaninchen auch Untertemperatur.
Zeigt das Kaninchen ein oder mehrerer dieser Symptome, so sollte sofort ein Tierarzt aufgesucht werden! Je schneller eine Magenüberladung erkannt wird, desto höher sind die Chancen, dass das Kaninchen diese überlebt!
Wir wird eine Magenüberladung behandelt?
Der Tierarzt sollte das Kaninchen zunächst allgemein untersuchen. Dabei schaut er sich die Schleimhäute an, tastet den Bauch ab und misst die Körpertemperatur. Auch die Zähnchen sollte der Tierarzt untersuchen (ohne Maulspreizer!) Ein Röntgenbild vom Bauch sollte immer erfolgen, denn häufig zeigen die Kaninchen bei anderen Krankheiten ähnliche Symptome (z.B. bei Aufgasungen). Das Röntgenbild entscheidet auch, ob und in welcher Menge das Kaninchen zugefüttert werden muss! In einigen Fällen fertigt der Tierarzt auch ein Blutbild an, denn Magenüberladungen gehen manchmal auch mit Entzündungen oder Infekten einher.
Die Therapie bei einer Magenüberladung besteht aus:
- Infusionen (für die Flüssigkeitszufuhr und den Kreislauf)
- Novalgin (3x täglich, entkrampfendes Schmerzmittel)
- MCP/Emeprid ( 3x täglich, regt die Darmmotorik an, nie länger als 3 Tage geben!)
- ggf. Sab Simplex oder Dimeticon (gegen Aufgasung)
- ggf. Wärmezufuhr, wenn das Kaninchen Untertemperatur hat
- ggf. zufüttern (nachdem o. g. Medikamente gegeben wurden, hängt vom Befund des Röntgenbildes ab, Futterbrei so dünn wie möglich anrühren)
- ggf. Lactulose (Lactulose Albrecht)
- ggf. Probiotikum (z. B. Bene-Bac)
- ggf. Antibiotikum
Auch sanfte Bauchmassagen können helfen, wenn das Kaninchen es sich gefallen lässt. Außerdem kann das Kaninchen zur Bewegung animiert werden, denn das bringt die Verdauung in Schwung. Es gilt jedoch zu beachten, dass das Kaninchen dabei nicht in Stress versetzt werden sollte!

Röntgenbild einer Magenüberladung. Man erkennt den vergrößerten, stark gefüllten Magen.
Wie kann ich eine Magenüberladung vorbeugen?
Das A und O bei Kaninchen ist die richtige Fütterung! Da Magenüberladungen sehr häufig durch aufgenommenes Fell entstehen, sollte die Ernährung möglichst frisch und wasserhaltig sein. Getrocknete Kräuter und Leckerlies, wie z.B. Erbsenflocken, sollten sparsam gegeben werden, da jegliche trockene Ernährung dem Verdauungstrakt Wasser entzieht und aufgenommenes Fell nicht „herausgeschwemmt“ werden kann. Die beste Ernährung für Kaninchen ist Wiese. Aber auch im Supermarkt findet man nahrhaftes Futter (Küchenkräuter, verschiedene Salatsorten etc.). Ein Stückchen Gurke oder Tomate auf dem täglichen Speiseplan erleichtert ebenfalls das Herausschwemmen der Haare. Man kann auch phasenweise täglich 1 TL Ölsaaten pro Kaninchen verfüttern (Leinsamen, Sonnenblumenkerne, Anissamen, Fenchelsamen, Kürbiskerne). Einige Halter geben ihren Kaninchen in Zeiten vom Fellwechsel auch Pflanzenöl (z.B. Leinöl) oder Maltpaste, die Wirkung ist jedoch umstritten. Es gibt ebenfalls Mittel wie „Rodicare Akut“ oder „Rodicare Hairball“, die man meistens in Onlineapotheken für Tierbedarf oder beim Tierarzt erhalten kann.
Ebenfalls sollten Kaninchen regelmäßig gebürstet werden, um die Aufnahme von Fell so gut es geht zu verringern. Wenn der Kot klein, hart und kantig wird, spricht das meist dafür, dass zu viel Fell aufgenommen wurde. Köttelketten hingegen sind oft nicht dramatisch. Sie bedeuten zwar, dass Fell aufgenommen wurde, jedoch auch, dass das Fell wieder ausgeschieden wird.

Auf klumpendes Einstreu (z.B. Katzenstreu) oder Dinge, die im Magen aufquellen (Futterpellets, Strohpellets) sollte gänzlich verzichtet werden!
Frisst das Kaninchen Teppiche, so sollten Alternativen, z.B. rutschfester PVC, als Bodenbelag gewählt werden.
Stecken Erkrankungen dahinter, so sollten diese natürlich behandelt werden.