Die optimale Strukturierung eines Geheges
Oft sprechen wir bei Beratungen davon, dass Gehege "gut strukturiert" sein müssen. Doch was bedeutet das genau? Wie kann man das erreichen? Darauf wollen wir in diesem Artikel näher eingehen. Eine möglichst optimale Strukturierung ist immer individuell auf die örtlichen Gegebenheiten anzupassen, dennoch sollten die aufgeführte Beispiele bei jeder Umsetzung helfen. Wendet euch auch gerne an unsere Beratungskontakte für maßgeschneiderte Tipps: https://www.glueckliche-kaninchen.org/wiki:beratungskontakt
Was bringt eine gute Strukturierung?
Kaninchen in der Heimtierhaltung haben zwar ein sicherere, aber auch langweiligere und im Platz begrenztere Umgebung zur Verfügung. Diese Nachteile sollen durch eine geschickte Gestaltung des Raumes teilweise ausgeglichen werden. (Ein mindestens 6qm großes Gehege plus stundenweisen Auslauf empfehlen wir natürlich trotzdem!) Ein gut struktuiertes Gehege bringt idealerweise einerseits Anregung und führt somit zu mehr Bewegung und andererseits vergrößert es die Harmonie im Zusammenleben insbesondere bei gleichgeschlechtlichen Paaren oder Gruppenhaltung. Beides dient dem Wohlbefinden und der Gesunderhaltung der Kaninchen.
Wie kann man das Gehege strukturieren?
Als Beispiele haben wir hier einige Punkte aufgeführt, die nicht alle gleichzeitig realisiert werden müssen. Im Zweifel reicht eine kleine Veränderung schon aus, damit es den Kaninchen besser geht. Wir würden aber empfehlen, soviel wie möglich davon umzusetzen. Was im Einzelfall geht, muss für jedes Gehege neu entschieden werden. Die Wichtigkeit ist nicht durch die Reihenfolge ausgedrückt. Der Halter muss sich ins seine Kaninchen hineinversetzen und aus deren Sicht gute Entscheidungen treffen.
Form des Geheges: Die Form des Geheges ist oft durch die räumlichen Gegebenheiten der Wohnung oder des Gartens eingeschränkt. Wenn hier aber Spielraum besteht, wäre ein längliches Rechteck eher empfehlenswert als ein Quadrat, da hier Sprintstrecken und größere Abstände entstehen. Die kurze Seite sollte dabei aber nicht so kurz sein, dass eine Sackgasse entsteht. Eine Breite von mindestens 1,5 bis 2 Metern ergänzt durch einen Einrichtungsgegenstand zum Herumhoppeln vermeidet dies. Auch Sonderformen von Gehegen können interessant sein wie zum Beispiel eine L-Form (wieder auf die Vermeidung von Sackgassen achten) oder ein Gehege, welches durch ein Strukurelement in der Mitte einen "Rundlauf" ermöglicht. Ein solcher Rundlauf ist vorallem in der Gruppenhaltung gut, da so gelegentliches Jagen nie vor einer Wand endet. Dies kann auch dadurch erreicht werden, dass die Einrichtung mit etwas Abstand zum Rand platziert wird zugunsten einer "Laufbahn" an der Wand entlang. Bei ausreichend großen Gehegen kann die Form auch mithilfe von Trennwänden angepasst werden. Dadurch notwendige Umwege erhöhen wieder die Bewegungsrate der Kaninchen, was gesundheitlich vorteilhaft sein kann.
Sichtschutz: Dieser Punkt kann auf zwei Arten verstanden werden. Zum Einen ist Sichtschutz von Außen für die Kaninchen angenehm, sodass sie sich im Gehege geschützt fühlen und nicht wie auf dem Präsentierteller. Gerade in Außenhaltung wird es immer dazu kommen, dass tatsächlich echte Raubtiere ums Gehege schleichen. Hier kann ein Herzstillstand aus Panik vermieden werden, wenn die Kaninchen den hungrigen Blicken ausweichen können. Für die Strukurierung eines Geheges ist aber vorallem wichtig, dass innerhalb des Geheges Sichtschutz besteht. Das bedeutet, dass es viele Verstecke und auch ggf. Trennwände gibt, sodass rangniedrige Tiere nicht permanent unter Beobachtung stehen und auch Streit"hähne" viele Momente ohne Sichtkontakt mit dem Kontrahenten genießen können. So können sich die Kaninchen gegenseitig ausweichen und Streit wird vermieden.
Ebenen: Eine besondere Art von Sichtschutz ermöglichen Ebenen im Gehege. Diese sollten breit zugänglich sein oder mehrere Aufgänge besitzen, um Sackgassen zu vermeiden. So wird die zur Verfügung stehende Fläche erweitert und das gegenseitige Ausweichen im besonderen Maß ermöglicht. Kaninchen schätzen auch oft die Möglichkeit, erhöhte Plätze aufzusuchen oder sich darunter zu verkriechen. Durch Ebenen können beispielsweise auch leicht weitere Futterplätze eingerichtet werden. (Bitte dabei beachten, dass auch große Ebenen nicht zur Mindestfläche von 6qm zählen. Diese sollte unabhängig davon auf dem Boden eingehalten werden.)
Einrichtung des Geheges: Hier gelten als wichtigste Kriterien die Menge und Zweckmäßigkeit der Kaninchenmöbel. Wie oben schon impliziert, benötigen Kaninchen einerseits Sichtschutz und Versteckmöglichkeiten, andererseits aber auch Platz zum Toben. Der Grat zwischen vollgestopft und zu wenig Einrichtung ist dabei leider recht schmal. Je kleiner das Gehege ist, desto schwieriger ist es, hier eine gute Balance zu finden, da eine gewisse Grundeinrichtung (Toiletten, Häuschen, Futterplätze, Buddelkiste) nicht unterschritten werden kann. Aber auch große Kaninchenzimmer mit Freiraum in der Mitte sind besonders für ängstlichere Kaninchen nicht ideal. Egal ob Mindestmaß-Gehege oder großzügiges Zimmer, es lohnt sich fast immer, jeden Einrichtungsgegenstand auf Zweckmäßigkeit zu prüfen. Hierbei sind Häuschen mit Flachdach zum Draufsitzen sinnvoller als welche, die nicht gleichzeitig als erhöhter Sitzplatz nutzbar sind. Geschlossene Aufbewahrungsboxen, die nur Ausguck sind aber nicht Versteck, sind genauso unpraktisch aus Kaninchensicht. In großen Gehegen ist das nicht so schlimm, generell hilft aber eine erhöhte Lagerung von Utensilien und Vorräten in Regalen. Absolut zu vermeiden sind Einrichtungsgegenstände, die Sackgassen darstellen wie zB Häuschen mit nur einem Eingang.
Auch die Positionierung der Einrichtung im Gehege ist relevant, wenn es um das Freihalten von Laufwegen und die Vermeidung von Sackgassen geht.
Bei allen diesen Punkten bleiben dann noch die individuellen Bedürfnisse der Bewohner mit langen und kurzen Ohren zu berücksichtigen. Welche Vorlieben haben die Kaninchen (klettern, verstecken, intensivst buddeln), was braucht der Halter (bequeme Begehbarkeit, leichte Handhabung beim Reinigung, einfaches Einfangen der Kaninchen, wenn es notwendig ist)? Aus allem wird dann ein Kompromiss gebildet mit dem hoffentlich alle zufrieden sind. Verbesserungen nach einer Testphase sind ja immer möglich!