Vergesellschaftung von 3 Kaninchen (Erfahrungsbericht von Nicole)
Erstmal etwas zur Ausgangssituation: Ich hatte schon ein bereits bestehendes Pärchen: Charlie (männlich, kastriert, 1,5 Jahre) und Lise (weiblich, kastriert, 2,5 Jahre). Ende Oktober kam das kleine Notfellchen Ted (männlich, 3 Jahre alt) zu mir. Eigentlich nur zu Pflege und Vermittlung, aber schnell wurde mir klar, dass er bleiben darf. Ted wurde gesund gepflegt, kastriert und auf Frischfutter umgestellt. Da mein Pärchen nicht so harmonisch war, kam mir ein drittes Kaninchen gerade recht. Vielleicht würde Ted ja Ruhe reinbringen.
Viele Fragen schossen mir durch den Kopf:
- Würde sich mein Pärchen noch verstehen, wenn wir diesen Schritt wagen?
- Würde einer ausgegrenzt werden? Was dann?
- Würde mein Charlie einen weiteren Kastraten akzeptieren?
- Wie ist Ted überhaupt vom Charakter her? Passt er zu uns? Er war bisher nie in Gesellschaft…
Ich wusste aber, dass ich es bereuen würde, wenn ich es nicht wenigstens versuche. Kurz vor Weihnachten war es dann soweit. Die VG sollte ein Weihnachtswunder werden.
Am Abend vor der Vergesellschaftung wurde die Küche geschrubbt, Teppiche wurden ausgelegt, Papphäuser gebastelt mit mehreren Ausgängen, Toiletten und Näpfe wurden mit Essig ausgewaschen. Am Tag der VG war ich noch ganz viel Frischfutter kaufen. Vielleicht würden sie ja erstmal fressen, anstatt gleich aufeinander loszugehen. Das Futter wurde dann in den verschiedensten Ecken der Küche verteilt.

Am Nachmittag dann der Beginn der VG. Die Tageszeit habe ich bewusst gewählt – ich wollte die verschlafene Phase der Kaninchen ausnutzen. Ich hatte mir noch eine weitere Person mit Kaninchenerfahrung dazu geholt (zu zweit ist man stärker).
Die 3 Kaninchen wurden zeitgleich in die Küche gesetzt. Es folgte eine Erkundungstour durch die Küche, alles wurde mit dem Kinn markiert und beschnuppert. Die ersten Minuten haben sie sich ignoriert.
Charlie begriff aber ziemlich schnell, dass da ein neues Kaninchen ist… und ging sofort auf Ted los und begann ihn heftig zu jagen, in den Po zu zwicken, ihm Fell auszureißen. Ja, so in etwa hatte ich mir das auch schon gedacht. Charlie mutierte zu einem kleinem Monster, wackelte bedrohlich mit der Blume, sprang auf Ted rauf, es folgte ein Zweikampf im Hasenklo. Der arme Ted war völlig aus der Puste. Und Charlie dachte sich wohl: „So, dem hab ich schon mal gezeigt, wer hier der Chef ist!“ Dann begann Charlie auch noch seine geliebte Lise zu jagen. Ich dachte ich seh‘ nicht richtig. Ted saß in einer Ecke und beobachtete das Spektakel. Ich hatte fast das Gefühl, dass sich die VG nun nur noch zwischen Charlie und Lise abspielte. Lise rannte auch immer sofort weg, das hat Charlie natürlich zum Jagen animiert. Meine schlimmste Angst schien schon in Erfüllung zu gehen: Mist, mein Pärchen versteht sich jetzt überhaupt nicht mehr.
Nach ca. 2 Stunden kehrte jedoch langsam Ruhe ein. Es wurde auch ordentlich gefressen. So eine VG ist ja schließlich anstrengend, da braucht man viel Futter.

Die Zeit danach war eigentlich gar nicht mehr so spektakulär. Klar wurde sich ab und an noch gejagt, aber es lief besser als erwartet. Charlie und Lise haben sich auch innerhalb von ein paar Stunden wieder zusammengerauft und fraßen dann auch schon wieder zusammen. Ted saß weiterhin in seiner Ecke. Es fanden erste vorsichtige Annäherungsversuche seitens Charlie und Lise statt. Ted ließ diese Annäherungsversuche über sich ergehen. Schlaues Kerlchen. Wegrennen bringt eben auf Dauer nichts.

Da ich dem Frieden noch nicht traute, habe ich die Nacht im benachbarten Wohnzimmer verbracht. Die Nacht verlief ruhig. Ich habe sogar Charlie dabei erwischt, wie er Ted putzte. Da habe ich mich sehr gefreut. Ausgerechnet Charlie, der doch am Anfang noch so auf Krawall gebürstet war.

An Tag 2 saßen die drei schon immer häufiger zusammen. Das Gejage wurde weniger. Dafür fing am Abend das große Rammeln an. Und ausgerechnet Ted fing damit an. Er wollte gar nicht mehr aufhören. So so, 3 Jahre keine Kaninchen gekannt und dann gleich mit den neuen Kumpels anlegen. Aber Charlie und Lise machten ihm ziemlich schnell klar, dass er das zu unterlassen hat. So folgten nochmal ein paar Jagereien, aber nur ganz kurz und harmlos.
An Tag 3 kuschelten Lise und Ted zum ersten Mal. Und Ted hat Lise zum ersten Mal geputzt. Das erste Mal überhaupt in seinem Leben, dass er ein Kaninchen putzen darf.

An Tag 4 war ziemlich schnell klar: Das sieht sehr gut aus! Der Treffpunkt war das Klo. Dort wurde gekuschelt bis zum geht nicht mehr. Zu zweit, zu dritt, lang ausgestreckt. Ted wurde von seinen zwei neuen Freunden liebevoll umsorgt. Gemeinsame Mahlzeiten nahmen sie auch schon zu sich. Ted wurde von den anderen beiden voll und ganz akzeptiert. Und mir fiel ein Stein vom Herzen.

Nach einer Woche durften die drei dann in ihr Kaninchenzimmer ziehen und ich hatte endlich wieder meine Küche zurück. Es gab keine Jagereien mehr im Kaninchenzimmer, alles wurde neugierig erkundet.
Natürlich gibt es hier und da manchmal Unstimmigkeiten. Besonders Lise wird manchmal zickig und weist Ted in die Schranken. Aber das kommt in den besten Ehen/Freundschaften vor.
Und so fand das Märchen ein Ende und so lebten sie friedlich bis an ihr Lebensende … 
