Hallöchen ihr Lieben,

ich habe gerade mal wieder im Internet gestöbert und ein wenig über Verdauung von Kaninchen gelesen. Gleich zu Anfang stand da, dass im Kaninchenspeichel Amylase enthalten ist, die Stärke zersetzt. Logisch - ist ja bei allen Säugetieren so. Viele hier oder allgemein unter Kaninchenhaltern sehen ja Stärke als sehr schädlich für die Verdauung an. Ich frage mich halt gerade, woher das kommt, wenn doch zumindest ein großer Teil der Stärke schon im Mund und spätestens im Magen ganz normal zersetzt wird. Oder ist da beim Kaninchen noch irgendwas anders? Hat da jemand Quellen?

Liebe Grüße

Das würde ich auch gerne wissen aber ich kann dir leider auch nicht helfen

Naja, Amylase zersetzt Stärke zu Glucose, also Einfachzucker. Zucker ist in hohem Maße natürlich schon schädlich, kann dick machen usw, aber es ist dann im Prinzip nichts anderes als die Fructose im Apfel beispielsweise.
Stärke kommt ja in vielen Pflanzen vor, auch in Wildpflanzen (vor allem in den Samen und Wurzeln), von daher brauchen Kaninchen schon auf jeden Fall die Amylase :D.
Ich selber halte Stärke ja nicht für so schädlich, bei meinen Kanickeln steht Getreide regelmäßig auf dem Speiseplan. Aber man liest eben immer wieder, dass Getreide mega schädlich sein soll, aber ich habe noch nie eine wirklich gute Begründung gehört oder gelesen, deswegen würde mich das interessieren. Vielleicht bin ich ja auch einfach zu blind oder zu blöd da irgendwas zu zu finden

Hier ein Auszug aus einem Fachartikel von Frau Dr Drescher, der meiner Meinung nach erklärt, warum Stärke nicht wirklich gesundheitsfördernd ist für den Magen- Darm- Trakt des Kaninchens.

Der Blinddarm ist bei Kaninchen und Meerschweinchen eine relativ große Gärkammer. Die Darmflora besteht überwiegend aus Anaerobiern und grampositiven Bakterien (Kokken, Lak-tobazillen), wohingegen E. coli und Cl. perfringens nur passa-ger vorkommen. Eine hohe Anzahl der zuletzt genannten Keime ist immer als Dysbakteriose zu werten und meist durch Fütterungsfehler bedingt. Die spezielle Bakterienflora (vor allem Laktobazillen) ist in der Lage, Zellulose aufzuspalten, wodurch freie Fettsäuren entstehen, die resorbiert werden können und dem Kaninchen bzw. Meerschweinchen als Energie zur Verfügung stehen. Damit diese physiologische Darmflora funktioniert, bedarf es eines deutlich basischen Darm-ph-Wertes. Bei der Fütterung rohfaserreicher Futter-mittel ist dies gewährleistet, bei der Verfütterung von zucker- und stärkereichen Futtermitteln sinkt der ph-Wert von zwischen 8 und 9 auf zwischen 5 und 6 ab. Die Folge ist ein Absterben der physiologischen Darmflora und ein Über-wuchern mit unerwünschten Keimen wie E. coli, die normaler-weise nur in geringen Keimzahlen den Darm passagieren.

In der weiteren Überlegung wird dann klar, denke ich, dass durch dauerhafte Gabe von getreidehaltigem Futter die physiologische Darmflora dauerhaft geschädigt werden kann.

Und meines Wissens nach wird die Aufspaltung der Stärke durch den Speichel nur vorbereitet.

Aber kann man mit der Begründung dann nicht auch Äpfel, Möhren und Co. aus dem Speiseplan verbannen?

Ich habe mal beim Zahnarzt im prophylaxebereich gearbeitet und weiß daher noch das Stärke im Mundraum in Zucker umgewandelt wird. Im folgenden Beitrag wird dies schlüssig erklärt, allerdings nur für und Menschen:

http://www.unterlengenhardt.desib.de/diab/rst/zucker.htm

Das ist noch bei diebrain zu finden

Die langen Molekülketten von Getreidestärke können nur mittels Enzymen (Amylase und Maltase) aufgespalten werden. Da Kaninchen aber von Natur aus keine Stärkefresser sind (stark stärkehaltige Getreidekörner bekommen sie nur im Herbst zur Erntezeit und auch diese stellen in der Menge und Form keine natürliche Nahrung dar, da der hohe Stärkegehalt vom Menschen künstlich angezüchtet wurde), findet sich im Darm der Kaninchen also natürlicherweise keine großen Mengen der für die Aufspaltung von Polysaccariden (also beim Getreide Amylose und Amylopektin, diese muss man sich als lange Molekülketten vorstellen) nötigen Enzyme.


Ich denke wie bei allem ist immer die Masse der gegebenen Nahrung entscheidend.
Wir Menschen essen ja auch mal Sachen, die für uns nicht sooo gesund sind. Wenn wir sie in Maßen essen ist es okay, wenn wir sie ständig essen, dann macht es uns auch krank.
Und ich denke, Kaninchenmägen haben schon zu kämpfen mit der Verdauung von Getreidehatigem. Es gibt viele Nahrungsmittel, die viel besser vertragen werden können.

Klar - die Dosis macht das Gift. Ich verstehe einfach die totale Verteufelung nicht, die sogar dazu führt, dass getreidefreies Trockenfutter hergestellt wird, das dann oft als gesund gilt. Ich finde einfach überhaupt keine Anhaltspunkte, die eine so krasse Schädlichkeit von Getreide anmuten lassen...

Das Problem ist meiner Meinung nach auch, dass die wenigsten sich so intensiv mit der Ernährung auseinandersetzen wie wir das tun.
Die gehen in den Laden und kaufen was. Je einfacher, desto besser. Da hat man oft nur die Chance den Leuten zu sagen: Kaufen Sie nichts mit Getreide.
Bei den vielen Beratungen kann man leider nur die absoluten Basics vermitteln- in der Hoffnung, dass sich was an den Lebensbedingungen der Langohren verbessert.

Und ich denke schon, dass Getreide auf Dauer zu chronischen Schäden führen kann- nicht ohne Grund empfehlen ja auch führende TA die getreidefreie Ernährung.

Ich kann mir das mit der Amylase aber auch nochmal genau erklären lassen beim nächsten Besuch in der TiHo.

Ich hatte das recht ausführlich im Bio- und Chemieunterricht :D. Es kommt nicht oft vor, aber manches kann man tatsächlich nochmal gebrauchen :D.

Ich denke schon, dass man das auch anders kurz erklären kann. Zum Beispiel, dass bei den Zutaten nur das Billigste vom Billigsten genommen wird, pflanzliche Nebenprodukte (also Abfall in anderen Worten), Farb- und Geschmacksstoffe (damit die Tiere es überhaupt essen) usw. Und die Struktur ist unnatürlich, quellt im Magen (wodurch es zu Überladungen kommen kann), bringt die Verdauung (speziell im Blinddarm) durcheinander...

Bin heute mit Amy in der TiHo und werde fragen (ich hoffe, ich denke dran).

Aber das Problem kommt noch dazu, dass es ja oftmals pflanzliche Nebenerzeugnisse sind, spricht Abfallprodukte, da hast du Recht.

Habe heute mit der TÄ an der TiHo gesprochen und sie hat genau das Problem mit dem Getreide so wie beschrieben bestätigt.
Wobei sie drei Probleme besonders hervorgehoben hat:

1. Getreide ist zu energiereich, die Kaninchen essen dadurch weniger, es kommt zu Problemen im Magen, da dieser darauf angewiesen ist, dass die Nahrung weitergeschoben wird. Von Zahnproblemen wissen wir ja bereits, aber wenn das Futter zu lange im Magen verbleibt und nicht weitergeschoben wird, dann kann das auch zu massiven Magen- Darmproblemen führen.

2. Wenn die Kaninchen Rohfaser zu sich nehmen, hat das noch den Nebeneffekt, der nicht zu unterschätzen ist, dass die Rohfaser Haare, die mit aufgenommen wurden, aus dem Magen mit abtransportiert. Getreide tut dies nicht.

3. Sagt sie auch, dass Kaninchen natürlich das Getreide erstmal verwerten können, nicht umsonst werden sie ja so dick davon, aber langfristig führt es eben zu genau den chronischen Magendarmproblemen die wir kennen, da die Kohlenhydrate langfristig die Magendarmflora schädigen.

Ich werde weiterhin kein Getreide füttern, da es für mich keinen Grund gibt, warum ich das tun sollte. Die Kaninchen bekommen so auch sehr viel Abwechslung, da müssen sie einfach mal auf Getreide verzichten

Klar, im Endeffekt muss es jeder selber entscheiden und Hauptnahrungsmittel sind ja eh andere Sachen. Dass Kaninchen wegen des hohen Energiegehalts vom Getreide schnell dick werden, stimmt natürlich, wobei meine Kaninckel kein bis kaum Übergewicht haben und ich es im Winter auch wichtig finde, dass sie viel Energie aufnehmen (erübrigt sich bei Innenkaninchen natürlich).
Wegen der Rohfasergeschichte fütter ich am liebsten Getreidekörner mit Spelz, denn der Spelz enthält viele Rohfasern. Das kurbelt die Verdauung an, ist aber im Endeffekt natürlich nichts anderes als wenn sie Heu futtern.
Ich sehe es einfach als eine gute Ergänzung, gerade weil meine verwöhnten Leckermäuler ja ansonsten kaum was anderes futtern außer Gras und Wildkräuter. Da ist die Ernährung im Winter mit den 4-5 Gemüsesorten die sie essen einfach nicht vielseitig genug und ich erweitere das Spektrum gern durch einige Sorten Getreide und Sämereien. Die enthalten ja schließlich nicht nur Stärke, sondern auch wertvolle Nährstoffe.
Ich denke, so richtig chronische Schäden gibt es nur, wenn man eben Getreide bzw. industrielles Trockenfutter mit Getreide wirklich als Hauptnahrung füttert bzw jeden Tag den Napf voll macht. Das ist dann natürlich nicht gut.
Danke Ivonne, dass du da nochmal nachgefragt hast :). Es beruhigt mich irgendwie ein bisschen, dass es scheinbar nicht noch irgendeinen Fakt über Getreide gibt, der es wirklich in jeder Form und Menge unglaublich schädlich fürs Kaninchen macht.

Mein Gott, das ist aber kompliziert

Dann müsste doch Futter, das als getreidefrei angepriesen wird, in Ordnung sein, bei folgender Beschreibung

"Unter "getreidefrei" versteht man nicht, daß überhaupt keine Getreidebestandteile verwendet werden, sondern daß der stärkehaltige Kern, den viele Tiere nicht gut vertragen oder aufspalten können aus dem Getreide entfernt wird.
Laut Hersteller ohne gentechnisch veränderte Rohstoffe hergestellt"

Zitat bzw. Auszug eines Futtermittelshops

Im Winter müssen ansonsten meine Balkonnins verhundern. Bei den Minusgraden der letzten Tage, wurde kaum Gemüse gefuttert, da es schnell gefroren ist und sie es dann liegen lassen